Kapitel 1: Omas alter Koffer
Darum geht's
Mika und Lilli entdecken die geheimnisvolle Welt ihrer abenteuerlustigen Oma Annabell, die mit einem goldenen Koffer die ganze Welt bereist hat. Ist der Koffer wirklich magisch? Die Geschwister beschließen, das Rätsel bei ihrem nächsten Besuch zu lösen.
In einem gemütlichen Haus am Stadtrand, umgeben von einem großen Garten, leben Mika und seine Schwester Lilli.
Mika ist ein aufgeweckter 8-jähriger Junge mit wilden Locken und blau-blitzenden Augen. Er stellt immer die spannendsten Fragen und ist voller Abenteuerlust.
Sein Kinderzimmer gleicht einer kleinen Schatzkammer. Überall liegen Spielzeug-Flugzeuge, Wanderkarten und selbstgebaute Fernrohre herum. Besonders stolz ist Mika auf seine gigantische Magnet-Weltkarte neben dem Bett. Wenn er einmal genau wie seine Oma Annabell fast jedes Land der Erde besucht hat, wird er dort all seine gesammelten Erinnerungsstücke anpinnen.
Am meisten freut Mika sich auf Magnete aus Südamerika. Er träumt davon, den Amazonas-Regenwald zu erkunden und die geheimnisvollen Ruinen der Inka zu besichtigen. Sein Lieblingstier, das er unbedingt in freier Wildbahn sehen möchte, ist der farbenfrohe Ara.
„Weißt du, wie dieser wunderschöne Papagei mit seinen leuchtenden Federn aussieht, Lilli? Wie ein fliegender Regenbogen!“
Lilli ist nur zwei Jahre jünger als Mika. Mit ihrem süßen Zahnlückenlächeln und ihrer unbändigen Neugierde ist sie das Energiebündel der Familie. Eines Tages möchte Lilli Astronautin werden und neue Galaxien entdecken. Ihr Kinderzimmer ist mit Weltraumpostern und leuchtenden Sternen geschmückt.
Lillis größter Schatz ist ihr lustiges Alien-Stofftier Wobiriwira.
„Wobiri-was?“, fragen ihre Freundinnen aus dem Kindergarten oft verwundert.
„Na Wobiriwira! Das bedeutet „Grün“ in Mosambik. Meine Oma hat mir das Wort beigebracht“, antwortet Lilli dann immer stolz.
Die Oma von Mika und Lilli ist nämlich eine weit gereiste Frau. Fast alle Länder der Welt hat sie besucht. Von ihren Abenteuern erzählt sie ihren Enkeln nur zu gerne, wenn die beiden einmal pro Woche zum Essen vorbeikommen. Jeden Mittwochmittag essen die Geschwister außergewöhnliche Gerichte wie Shakshuka oder Köttbullar und lauschen gespannt ihren Geschichten.
„Hier spaziere ich durch die Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha. Es ist das weltweit größte religiöse Monument und über 1000 Jahre alt.“
„Und da ist ja auch wieder dein goldener Koffer! Ganz klein im Hintergrund versteckt!“, ruft Mika und zeigt auf das vergilbte Polaroid.
Auf jedem Sofortbild in Omas Album ist ein goldener Koffer zu sehen. Er war bei all ihren Abenteuern dabei.
„Ach Oma! Du und dein oller Koffer!“ Lilli verdreht die Augen und macht eine witzige Grimasse. „Du hättest lieber einen so coolen Weltraum-Rucksack, wie ich ihn habe, mitnehmen sollen!“
Selbstbewusst präsentiert Lilli ihren neuen Ranzen. Bald ist sie ein Schulkind und wird ihn mit spannenden Lernbüchern füllen.
„Ich hänge sehr an diesem Koffer, das weißt du doch, Lilli-Maus. Durch ihn wurde jeder Ort überhaupt erst … magisch!“
„Magisch“, murmelt Mika nachdenklich. „Oma erwähnt dieses Wort so oft, wenn sie vom goldenen Koffer spricht. Vielleicht ist da ja wirklich etwas dran“, denkt er, während er genüsslich die letzten Reste des heutigen Gerichts vom Teller schleckt.
Zum Abschied umarmen sich die Drei liebevoll. Mika und Lilli gehen Hand in Hand und pappsatt nach Hause. Abends vorm Zubettgehen steht Lilli an Mikas Bettende und reibt sich müde die Augen. Unter ihrem Arm klemmt Wobi.
„Mika, sag mal: Denkst du, dass Omas oller Koffer wirklich magisch ist?“
„Das frage ich mich auch schon den ganzen Tag. Ich glaube, das ist ein Geheimnis, das wir schon bald lüften werden. Bei unserem nächsten Besuch sehen wir uns dieses alte Gepäckstück auf Omas Dachboden einmal genauer an, okay?“
Mika tätschelt Wobis Kopf und winkt Lilli beim Verlassen des Zimmers noch einmal zu. Dann schnappt er sich sein Notizbuch und schreibt darin folgende Worte auf:
„Reisekoffer“, „Magisch“, „Oma“ und „Dachboden.“