Kapitel 2: Ein Zauberspruch
Darum geht's
Mika und Lilli erkunden Omas Dachboden, um das Geheimnis des goldenen Koffers zu lüften. Dabei entdecken sie einen mysteriösen Zauberspruch – doch die Magie bleibt zunächst aus. Werden die Geschwister den Schlüssel zum Abenteuer finden?
Am nächsten Mittwoch fühlt sich alles ein bisschen anders an.
Mika und Lilli haben die letzten Tage an kaum etwas anderes denken können als an den geheimnisvollen goldenen Koffer. Während sie Omas exotische Paella genießen, kribbelt es in ihren Bäuchen – nicht vor Hunger, sondern vor Aufregung.
„Stell’ dir vor, der Koffer führt uns zu verborgenen Schätzen … oder direkt nach Peru!“, flüstert Mika seiner Schwester zu. Verträumt schaut er in die Ferne und spießt dabei gekonnt eine Garnele mit seiner Gabel auf.
„Oder vielleicht finden wir eine Bauanleitung für ein eigenes Ufo! MEIN eigenes Ufo!“ Lilli kichert, während sie Wobi mit bunten Plastiksternen füttert.
Gesättigt von der köstlichen Mahlzeit schleichen die beiden nach dem Essen zum Dachboden. Es wird Zeit, Omas großes Geheimnis zu lüften!
Der alte Holzboden knarrt lautstark unter ihren Füßen. „Pass auf, wo du hintrittst!“, schimpft Mika. „Du bist manchmal nämlich ziemlich tollpatschig.“
„Gar nicht wahr!“, antwortet Lilli beleidigt, auch wenn ihr großer Bruder vielleicht ein kleines bisschen Recht hat. Als sie den Koffer erreichen, schauen sie ihn skeptisch an.
„Pff! Als ob DA etwas Magisches drin ist!“, sagt Lilli spöttisch. „Der Koffer sieht viel zu … normal aus.“
Mika umfasst den alten Koffergriff und hebt vorsichtig den Deckel. „Hm. Zerfledderte Klamotten, ein paar Bücher und … oh, eine Schatzkarte! Ach nee, nur ein altes Theaterprogramm.“ Enttäuscht lässt er den Kofferdeckel zufallen.
„Ich wusste es! Ein oller muffiger Koffer mit hunderten Motten!“, kichert Lilli, aber auch ihre Enttäuschung ist nicht zu übersehen. Traurig streicht sie mit der Hand über das alte Leder. Dabei stößt sie ungewollt gegen ein eingerahmtes Polaroid, das neben dem Koffer steht.
„Achtung!“, ruft Mika, aber da ist es schon passiert. Mit einem lauten Klirren zerbricht das Glas des Bilderrahmens in viele kleine Stücke.
„Oh Mist, das wollte ich nicht!“, stammelt Lilli, doch Mika winkt ab. „Oma hat so viele Bilder von ihren Reisen, da wird sie dieses hier bestimmt nicht vermissen.“
Gemeinsam schauen sich die Geschwister das Foto an. Es zeigt Oma bei ihrer allerersten Reise. Sie liegt entspannt am sonnigen Strand eines kleinen Fischerortes auf Sizilien – und neben ihr der goldene Koffer!
„Ich lege es mal vorsichtig ins Regal.“, murmelt Lilli. Doch was ist das?
„Schau mal, Mika! Hier steht was auf der Rückseite!“
Koffer auf,
der Zauber beginnt,
führ’ MICH dorthin,
wo Abenteuer sind!
“Ein Zauberspruch!“, jubelt Mika und reißt die Arme in die Luft.
„Den müssen wir ausprobieren!“, sagt Lilli und ihre Augen leuchten vor Aufregung.
Die beiden halten den Spruch in Richtung des Koffers und rufen gemeinsam: „Koffer auf, der Zauber beginnt, führ’ mich dorthin, wo Abenteuer sind!“
Doch nichts passiert. Kein Glitzern, kein Windhauch, kein Abenteuer. Nichts.
„Vielleicht müssen wir einfach fester dran glauben“, überlegt Mika laut.
Doch Lilli zuckt mit den Schultern und gähnt. „Ich glaube, das ist wieder nur einer von Omas Scherzen. Wir sollten jetzt besser ins Bett gehen.“
Mika seufzt und stimmt seiner Schwester niedergeschlagen zu. Ein bisschen Hoffnung hat er aber noch, dass sie vielleicht einfach nur eine Kleinigkeit übersehen haben.
Leise schleichen Mika und Lilli die knarrenden Stufen hinunter, während der nicht mehr ganz so magisch scheinende Koffer im Dunkeln des Dachbodens zurückbleibt.