Das große Rehrennen

Ab 3 Jahren | ca. 3 Minuten | Hanna Oberhauser

Darum geht's

Jedes Jahr verliert Reni das Rentier beim großen Rehrennen. Vielleicht klappt es dieses Jahr?

Das große Rehrennen

„Manno, schon wieder verloren“ ärgerte sich Reni das kleine Rehkitz, als es sich mal wieder den Kopf gestoßen hatte.

Alle anderen Rehe hüpften sorgenfrei durch den Wald, krochen unter Baumstämmen durch und flitzten am schnellsten zum Ziel.

„Warum muss denn ausgerechnet mein Hals so lang sein? Ich stoße mich an jedem blöden Ast im Wald“, fluchte Reni innerlich.

Auch dieses Jahr verlor das Rehkitz beim Großen Rehrennen. Bei diesem Turnier wurde ein goldener Tannzapfen weit in die Luft geschossen. Sieger wurde, wer als Erstes den Tannzapfen zurück zur Startlinie bringen konnte.

Meistens gewann Flisa. Sie war die Schnellste und konnte flitzen, wie keine andere. Auch Borken gewann sehr oft. Er hatte die beste Sehkraft und konnte den Tannzapfen ausfindig machen, wie kein anderer. Reni hingegen kam meistens nur mit Beulen und Schrammen zurück nach Hause.

Doch auch wenn Reni jedes Mal verlor: aufgeben wollte das kleine Rehkitz nicht. Es trainierte in jeder freien Minute. Mit eigens gebauten Geräten baute es sich Hindernisse auf und übte täglich, den langen Hals einzuziehen.

Als die Bäume langsam ihre Blätter verloren, war es wieder so weit. Das „Große Rehrennen“ stand wieder vor der Tür.

Die Rehe standen an ihrer Startlinie, der Schiedsrichter spannte die Schleuder und feuerte den goldenen Tannenzapfen weit in die Luft. In diesem Moment rannten alle los und folgten der Fluglinie des Tannenzapfens.

Mit aller Mühe verfolgte Reni den goldenen Schimmer im Himmel und versuchte gleichzeitig, sich nicht den Kopf zu stoßen. Anfangs klappte das bis auf ein paar Schrammen noch ganz gut.

Mitmal klang ein dumpfes Geräusch durch den ganzen Wald. Reni hatte voller Aufregung den großen Ast übersehen. Mit voller Wucht hatte sich das Rehkitz den Kopf gestoßen und war von dem Aufprall ganz benommen.

„Nie wieder spiele ich dieses blöde Spiel mit! Mein langer Hals ist zu nichts zu gebrauchen!“ schimpfte Reni und legte sich wütend für einen Moment hin.

Ein kleiner zwitschernder Vogel erregte nach einiger Zeit Renis Aufmerksamkeit. Das Rehkitz blickte zwischen die Äste und konnte es kaum glauben: Der Vogel pickte auf einem Tannenzapfen herum. Doch es war nicht irgendein Tannzapfen. Es war der Goldene Tannenzapfen.

Innerhalb weniger Sekunden stand Reni kerzengerade auf den vier Beinchen und blickte konzentriert hoch.

Langsam lehnte sich das Rehkitz mit zwei Beinen an den Baumstamm. Dann streckte es den langen Hals. Mit großer Mühe schaffte es Reni gerade so, den Tannenzapfen mit der Nasenspitze aus der Astgabel zu stupsen und ihn zwischen die Zähne zu klemmen.

Zurück an der Startlinie konnte es niemand glauben: Reni hatte zum ersten Mal beim Großen Rehrennen gewonnen!

„Ganz so doof ist mein langer Hals gar nicht. Niemand anderes wäre an den Goldenen Tannenzapfen gekommen. Für mich hingegen war das kein Problem“, freute sich Reni und war schon gespannt auf das nächste Jahr.

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