Das flüsternde Gespenst
Beschreibung
Mia und Ben haben es sich am Abend vor Halloween in ihrem Baumhaus gemütlich gemacht. Da hören sie ein Flüstern aus einer Ecke. Erst leise und dann deutlicher. Aus dem Dunkeln tauchtt ein Gespenst auf, das sich nach einem kurzen Schreck als Hugo vorstellt…
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Mia und Ben saßen gemütlich in ihrem alten Baumhaus. Der Herbstwind wehte durch die Äste, und die ersten bunten Blätter fielen raschelnd auf den Boden. Die beiden Kinder waren aufgeregt, denn es war die Nacht vor Halloween. Das Baumhaus war ihr geheimer Rückzugsort – ein kleiner, verwinkelter Unterschlupf, den sie selbst mit Brettern und Seilen gebaut hatten. Von hier oben konnten sie die ganze Straße überblicken und die Lichter der Stadt in der Ferne sehen.
„Morgen wird der beste Halloween-Tag aller Zeiten“, sagte Ben und schob sich ein Stück Schokolade in den Mund.
„Oh ja“, stimmte Mia zu. „Ich habe die besten Süßigkeitenbeutel vorbereitet. Niemand wird an uns vorbeikommen, ohne uns was zu geben.“
Gerade als Mia weiterreden wollte, hörte sie es – ein leises, fast unhörbares Flüstern, das durch das Baumhaus zog. Sofort wurde ihr etwas mulmig zumute und ein kalter Schauer machte ihr Gänsehaut.
„Hast du das gehört?“ fragte sie und blickte hektisch umher..
Ben runzelte die Stirn und lauschte. Plötzlich war da wieder dieses Flüstern! Als ob jemand ganz nah wäre und etwas sagte. Aber zu leise, um die Worte zu verstehen.
„Ja, das kam von da drüben“, sagte Ben und zeigte auf die Ecke des Baumhauses, die im Dunkeln lag.
„Hallo?“ rief Mia vorsichtig. Das Flüstern verstummte. Die beiden Kinder hielten den Atem an und warteten. Nichts. Nur der Wind, der durch die Blätter fuhr.
Doch gerade als sie dachten, sie hätten sich das Geräusch doch nur eingebildet, ertönte es erneut. Diesmal war es etwas lauter – ein zittriges, vorsichtiges „Ha-ha-hallo?“
Ben spürte, wie auch ihm eine Gänsehaut den Rücken hinauf kroch. „Wer… wer ist da?“ fragte er, während Mia sich eng an ihn drückte.
Doch dann war wieder Stille. Eine ganze Weile lang blieb es still, bis sich aus der Dunkelheit eine schwache, schimmernde Gestalt schälte. Sie war blass und durchscheinend, kaum größer als ein Kissen und schwebte sanft über dem Boden. Ihre Umrisse flimmerten leicht im Licht der untergehenden Sonne, und zwei große, runde Augen schauten die Kinder neugierig an.
„Ich… ich bin Hugo“, sagte die Gestalt leise. „Ich bin ein Gespenst.“
Mia und Ben starrten die kleine Gestalt an. Ein echtes Gespenst? In ihrem Baumhaus? Ben rieb sich die Augen, als wollte er sicherstellen, dass er sich nicht irrte. Aber Hugo verschwand nicht.
„Ein Gespenst?“ flüsterte Mia. „In unserem Baumhaus?“
Hugo nickte traurig. „Ja… schon seit langer Zeit. Aber niemand hat mich je gesehen. Ich wollte nicht stören… ich… ich dachte, vielleicht wollt ihr mit mir spielen?“ Seine Augen wirkten fast hoffnungsvoll, als er sie ansah. Mit seinen großen, runden Kulleraugen sah Hugos Blick irgendwie traurig aus.
Ben und Mia schauten sich an. Sie waren noch nie einem echten Gespenst begegnet, geschweige denn einem, das so freundlich war.
„Ähm… sicher?“ antwortete Mia vorsichtig. „Was spielst du denn gern?“
Hugo lächelte – oder zumindest glaubten die Kinder, dass er es tat. „Ich mag Verstecken“, sagte er schüchtern. „Aber… ich bin ziemlich gut darin.“
Ben musste grinsen. Ein Versteckspiel mit einem echten Gespenst? Das klang nach dem perfekten Halloween-Abenteuer.
„Okay, Hugo“, sagte Ben und klopfte mit der Hand auf den Boden des Baumhauses. „Wir zählen, und du versteckst dich! Aber wir werden dich finden, egal wie gut du dich versteckst!“
Mia begann sofort zu zählen, während Hugo verschwand. Er löste sich fast lautlos in der Luft auf, als wäre er nie da gewesen. Die Kinder zählten bis zehn und begannen dann, ihr Baumhaus abzusuchen. Sie kletterten auf die alten Holzbalken, schauten hinter Kisten und Decken, aber Hugo war nirgends zu sehen.
„Das gibt’s doch nicht“, murmelte Mia, als sie unter einer alten Plane hervorschaute. „Wo steckt er?“
Ben grinste. „Vielleicht sollten wir draußen suchen.“
Sie kletterten aus dem Baumhaus, die Leiter herunter und durchforsteten den Garten. Unter den Sträuchern, hinter den Bäumen – aber Hugo war einfach zu gut. Jedes Mal, wenn sie dachten, sie hätten eine Spur von ihm entdeckt, war sie verschwunden.
„Ich glaube, er ist unschlagbar“, keuchte Mia schließlich, als sie sich auf den Rasen setzte. Aber in dem Moment hörten sie es wieder – das leise, vertraute Flüstern.
„Ich bin hier“, flüsterte Hugo aus einer dunklen Ecke des Gartens. Die Kinder folgten der Stimme und fanden ihn – versteckt hinter der großen Regentonne.
„Wow, du bist wirklich gut“, sagte Ben, beeindruckt.
Hugo schwebte leicht zitternd aus seinem Versteck. „Danke“, murmelte er schüchtern. „Ich hatte lange keinen mehr, der mit mir spielt.“
„Aber jetzt hast du uns“, sagte Mia und lächelte. „Und weißt du was? Du bist das beste Gespenst, das wir je getroffen haben.“
Hugo strahlte vor Freude, und seine Gestalt wurde einen Moment lang heller. „Wirklich?“
„Wirklich!“ rief Ben. „Und morgen an Halloween… könntest du mit uns Süßigkeiten sammeln gehen!“
Hugo schien einen Moment nachzudenken. „Aber… ich bin unsichtbar. Niemand würde mich sehen.“
Mia winkte ab. „Das ist doch perfekt! Du kannst uns helfen, die besten Süßigkeiten zu finden. Und wenn jemand uns nichts geben will, kannst du ihnen einen kleinen Streich spielen. Nichts Böses, nur ein bisschen spuken!“
Hugo lachte – ein lustiges Lachen voller Freude, das sanft in der Luft schwebte. „Das klingt nach Spaß!“
Und so beschlossen die drei, den Halloween-Tag gemeinsam zu verbringen. Am nächsten Abend, als die Kinder verkleidet durch die Straßen zogen, begleitete Hugo sie – unsichtbar, aber immer in der Nähe. Er flüsterte ihnen zu, welche Häuser die besten Süßigkeiten hatten, und spielte kleine, harmlose Streiche, wenn jemand besonders geizig war.
Es war das lustigste Halloween, das Mia und Ben je erlebt hatten. Und am Ende des Abends, als sie mit vollen Süßigkeitenbeuteln nach Hause gingen, wussten sie, dass sie einen neuen Freund gefunden hatten – einen, der sie vielleicht noch viele weitere Halloween-Nächte begleiten würde.
Hugo, das kleine, schüchterne Gespenst, hatte endlich jemanden gefunden, der mit ihm spielte.
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