Beitragsbild zu kostenlosen Kindergeschichte "Quaps" von Christel Gaiser

Quaps

🎯 ab 4 Jahren

🕔 ca. 6 Minuten

📚 geschrieben von Christel Gaiser

Darum geht's

Herr und Frau Bachstelze waren von einer langen Auslandsreise zurückgekehrt und kommen an einem Tümpel vorbei. Darin entdeckte Frau Bachstelze unzählige glibbrige und schleimige Kugeln … was könnte das wohl sein?

Herr und Frau Bachstelze waren von einer langen Auslandsreise zurückgekehrt. Auf der Suche nach einer geeigneten Wohnung flogen sie an einem kleinen Tümpel vorbei.

Was bewegte sich denn da? Die Bachstelzin setzte neugierig zum Landeflug an. Ihr Mann folgte ihr.

Das Vogelpaar landete am Ufer und stierte mit großen Augen auf die Wasseroberfläche. Viele unzählige durchsichtige Kugeln hingen zusammen. Alle hatten einen schwarzen Punkt.

Frau Bachstelze schüttelte den Kopf. Hat man so etwas Seltsames schon gesehen? Mit ihrer Kralle tippte sie vorsichtig vom Ufer aus auf die vielen runden Kringel. „Igitt. Wie glibbrig und schleimig ist das denn?“

Herr Bachstelze mahnte zur Eile: „Lass uns erstmal nach einer Wohnung suchen, bevor du dieses Glibberzeug genauer unter die Lupe nimmst. Komm!“

Ihr Mann hatte Recht. Herr Bachstelze flog davon und seine Bachstelzin folgte ihm. Die neugierige Bachstelzenfrau nahm sich jedoch fest vor, zu einem späteren Zeitpunkt nochmals an diesem Wasserloch vorbei zu kommen.

Eine Wasseramsel hatte die beiden beobachtet und schüttelte verständnislos den Kopf: „Jeden Winter sind Bachstelzens großartig auf Weltreise, aber Froschlaich kennen sie nicht. Ttttt.“

Die Frühlingssonne schien jeden Tag wärmer und aus dem Froschlaich wuchsen die schwarzen Punkte zu kleinen Kaulquappen heran. Fröhlich tummelten sie sich im Wasser. 

Quaps, eine besonders vorwitzige Kaulquappe, paddelte den lieben langen Tag hin und her und sang in den höchsten Tönen. „Ich schwimme hier und schwimme da. Froschliri tirallala.“ 

Die anderen Kaulquappen tauchten währenddessen hungrig im seichten Wasser des Tümpels nach Nahrung.

Plötzlich glotzten neugierige Vogelaugen direkt ins Wasser. Frau Bachstelze war wieder da.

„Hilfe“, riefen alle durcheinander und schlängelten aufgeregt mit ihren kleinen Kaulquappenschwänzchen durchs Wasser.

Nur Quaps blieb ruhig an Ort und Stelle und schaute neugierig nach oben direkt in die Augen von Frau Bachstelze.

„Du bist ja gar nicht mehr glibbrig und schleimig“, sagte sie.

„Natürlich nicht“, blubberte Quaps. „Du bist  ja auch nicht glibbrig und schleimig, Vogel.“

„Na sowas“, empörte sich Frau Bachstelze. „Was bist denn du für ein freches Kopfschwänzchen.“

Quaps lachte. „Warte mal ab, wenn ich erst größer werde.“

Da tauchte Frau Bachstelzes Vogelkralle im Wasser auf, diesen kleinen Wicht würde sie sich jetzt krallen. Aber Quaps biss in ihren Zeh, dass sie einen hohen, schrillen Schrei ließ und empört davon flatterte.

Wer oder was hatte sie den gerade gepikst? Das konnte doch unmöglich dieses kleine Schwimmwürmchen gewesen sein?

Je länger Frau Bachstelze nachdachte, desto mehr kam sie zum Schluss, dass in diesem Teich anscheinend gefährliche Tiere lebten. Vielleicht waren es sogar kleine bissige Krokodile wie in Afrika, wo Bachstelzens manchmal den Winter verbrachten?  

Quaps wurde inzwischen von allen anderen Kaulquappen umringt. Sie schlugen ihre Schwänzchen anerkennend aneinander: „Bravo, Quaps. Diesem Stelzenvogel hast du es aber gezeigt.“ 

Die Wochen vergingen. Frau Bachstelze wurde nicht mehr am Tümpel gesehen. Sie hatte selber Nachwuchs bekommen und hatte zu tun.

So verpasste sie, wie Quaps zunächst Hinterbeine, dann Vorderbeine bekam und schließlich sogar sein Schwanz abfiel: Quaps war ein stattlicher, grüner Frosch geworden. Er liebte das Leben in seinem Tümpel, deshalb beschloss er, hier zu bleiben, während all seine Geschwister in die große Welt hinaus hüpften.

Eines Tages hockte Quaps gemütlich im Gras, das vom Morgentau noch feucht war. Der Frosch mampfte genüsslich kleine Insekten, als plötzlich Frau Bachstelze wieder am Tümpel auftauchte.

Quaps versteckte sich und lugte vorsichtig hinter den Blättern einer Sumpfdotterblume hervor und sah, wie Bachstelzens Vogelkralle wieder im Wasser stocherte. Anscheinend hatte sie keine Angst mehr.

Ihr Mann hatte ihr kopfschüttelnd erklärt, dass es hier wirklich viele Tiere, aber auf keinen Fall bissige Krokodile gäbe. Außerdem würden Krokodile oft am Rand lauern und mit einem kräftigen Platsch andere Tiere blitzschnell unter Wasser ziehen. Er war überzeugt, Frau Bachstelze war vielleicht nur mit einem Fuß gegen einen spitzen Stein gestoßen.

Die Bachstelzin stolzierte am Rand des Tümpels entlang, reckte ihren Kopf und äugte ins Wasser: „Wo sind denn all die Kopfschwänzchen hin?“ 

Quaps fand, dass es nun wirklich genug war: Frau Bachstelzin sollte gefälligst ihre scharfen Vogelkrallen woanders ins Wasser hängen.

Quaps hatte auch schon eine Idee: Er würde dem Krallenvogel eine schöne, kalte Dusche verpassen. Er grinste und pumpte sich voller Luft. So würde er genügend Schwung für einen Riesensprung haben und entsetzlich laut Quaken können. Mit seinen langen Froschbeinen stieß er sich ab und landete mit einem riesigen Froschhüpfer direkt vor Frau Bachstelze im Wasser.

Platsch. Frau Bachstelze war von Kopf bis zum Schwanz völlig nass. Quaps grinste unter Wasser. Volltreffer.

„Hilfe. man will mich fressen!“, schrie Frau Bachstelze entsetzt. So schnell sie konnte, flüchtete sie von diesem gefährliche Tümpel. Sie flog davon, ohne nochmals zurück zu schauen.

Ihr Mann hatte anscheinend keine Ahnung davon, dass es hier doch Krokodile gab. Kleine, gefährliche, grüne Tiere, die einen Riesensatz ins Wasser machten. War sie doch gerade eben von so einem grünen Ding angesprungen und beinahe ins Wasser gezogen worden.  

Von diesem Tag an lebte Quaps in gemütlicher Froschruhe an seinem geliebten Tümpel, ohne dass er Frau Bachstelze jemals wieder sah. Im Übrigen sorgte Quaps, der sich in eine flotte Froschfrau verliebt hatte, dafür, dass im nächsten Frühjahr der Tümpel wieder voll glibbrigem Froschlaich war.

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