Wer wird Baumeister des Waldes?
Darum geht's
Der Bauwettbewerb stand an und auf der Waldlichtung hatten sich viele Zuschauer versammelt, um den Baumeistern zuzuschauen. Mannolo der Maulwurf war mittendrin und begann fleißig an seinem Maulwurfshügel zu arbeiten. Doch dann bemerkte er als einziger ein lautes “Plumps”, gefolgt von leisem Schluchzen. Es war Knut, der beim Spinnen seines Netzes das Gleichgewicht verloren hatte und sich verletzte. Für Mannolo war sofort klar, dass er nicht weiterbauen kann, wenn jemand in Not ist.
Die Morgenröte kündigte den Sonnenaufgang an. Der große Tag des Bauwettbewerbs begann. Die meisten Tiere waren schon versammelt. Es wurde gewispert, beratschlagt und gelacht. Alle waren aufgeregt. Mannolo war bereits zur Lichtung gekrabbelt und schnupperte fachmännisch an der Erde. Manno, Manno. Er würde etwas abseits einen Tunnel zur Mitte der Lichtung graben, um dann möglichst viel Erde aus dem Gang schaufeln zu können. Für seine großartigen Maulwurfshügel benötigte er viel Erdaushub.
Der kleine Kerl war vor lauter Aufregung ganz maulwurfskribbelig. Er hörte, wie die Ameisen von ihren Anführern letzte Anweisungen bekamen und irgendwo pfiff jemand fröhlich vor sich hin. Schiedsrichter Manfred von Quak hüpfte würdevoll zu den einzelnen Teilnehmern und Frau Leopolda Haselmaus tippelte hinterher. Omi Eichhörnchen war nicht am Start. Es wurde allgemein vermutet, dass sie den Wettbewerb einfach vergessen hatte.
„Ssss-soll vorkommen“, surrte Wespe Bags und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Wenn man alt ist, ssss-sowieso.”
Manfred von Quak erteilte die Starterlaubnis. „So, werte Baukünstler. Wir beginnen.“
Den Startschuss gab Frau Haselmaus, indem sie dreimal kräftig in ihre Mäusepfoten klatschte. Die Akteure eilten zu ihren Baumaterialien.
„Los geht’s. Im Gleichschritt Marsch. Holt euch das Reisig“, rief eine der Ameisen.
Mannolo sah man nach kurzer Zeit nicht mehr. Er buddelte in Maulwurfseile einen unterirdischen Gang, um genug Erdaushub zu haben.
Seine Freundin Bags feuerte ihn lautstark an, indem sie in das Erdloch rief: „Ma-no-lo, Ma-no-lo.“
Andere taten es ihr nach. Das Rotkehlchen hatte am meisten Unterstützung. Kohlmeisen, Buchfinken und sogar der Dompfaff waren zugegen und zwitscherten aufmunternd. Nur die Verwandtschaft des kleinen Knuts war nicht zu sehen. Sie hatten zu tun.
Bags tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Die spinnen halt.Ich finds ssss-super, dass Knut dabei ist.“
Der Eichelhäher drehte über der Waldlichtung seine Runde. Er war bei der Security und sollte für die Sicherheit der Veranstaltung sorgen. Falls ein Fuchs oder ein Raubvogel auftauchte, würde er laut käckern und alle warnen.
Frau Leopolda Haselmaus tüttelte ein wenig zwischen den Bauenden herum. „Wunderbar, weiter so“, piepste sie und zertrat beinahe eine Ameise.
Die Ameise krabbelte mühsam unter den Mäusefüßen hervor und japste aufgebracht: „Schiri, geh mal zur Seite. Wie soll ich denn da bauen.“ Die ganze Ameisenkolonie echote: „Wie sollen wir denn da bauen?“
Die alte Mäusedame huschte daraufhin brav zur Seite. Die Kleinen hatten ja Recht. „Ich setz mich mal besser ins Gras zu Herrn von Quak. Da hab ich alles im Blick und störe euch nicht.“
Plötzlich flog in der Mitte der Lichtung die erste Erdladung aus einem Loch. Mannolo begann seinen Erdhügel aufzuwerfen. Unglücklicherweise flog ein Steinchen direkt an den Froschkopf von Quak.
„Autsch“, quäkte der Frosch und rieb sich die schmerzende Stelle.
Bags schwirrt zu Mannolo. Sie kicherte los und flüsterte ihrem Freund zu: „Volltreffer, Mannolo. Noch ein Wurf, und der Schiedsrichter geht zu Boden.“
Mannolo war das sehr peinlich. Manno, Manno. Er wollte doch niemanden verletzen. Er schaufelte mit hochroten Backen weiter. Graben, werfen, graben, werfen. Schön gleichmäßig. Der Maulwurf schaute einmal kurz auf, als seine feinen Ohren hörten, wie jemand oder etwas ins Gras plumpste. Oje, hatte es Manfred von Quak doch erwischt? Aber nein, der saß etwas benommen unter einem Farnwedel. Was war denn passiert? Anscheinend hatte niemand außer Mannolo den Plumps gehört. Nicht mal Bags die Wespe, die gerade das Nest des Rotkehlchens umkreiste, um vom Volltreffer zu berichten. Das war ja maulwurfsseltsam. Mannolo lauschte. Da schluchzte doch jemand!
„Manno, Manno, ich kann doch nicht einfach weiterbauen, wenn jemand in Not ist.“
Der kleine Maulwurf krabbelte in Windeseile dem schluchzenden Geräusch nach, ohne dass es von jemandem bemerkt wurde. Der kleine Knut saß im Gras und rieb sich sein Spinnenbeinchen.
„Aua. Ich habe wohl zu heftig einige Spinnfäden in die Luft geschossen, dann habe ich das Gleichgewicht verloren und bin gestürzt. Das ging so schnell.“
Mannolo setzte sich zu Knut ins Gras. „Geht’s denn wieder?“, grummelte der Maulwurf mitfühlend.
Knut schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht auftreten. Spinnfadenverflixt noch einmal.“ Dann begutachtete der Spinnenjunge mit seinen vielen Nebenaugen seinen Po. Mit einem lauten „Pffft“ schoss aus Knuts Spinndrüse ein Spinnfaden. „Aber spinnen kann ich wenigstens noch“, grinste Knut tapfer.
Mannolo staunte. Wenn sein Maulwurfspopo „Pffft“ machte, kam kein Faden zum Bauen hervor, sondern es roch äußerst unangenehm. „Wenn du oben an den Grasspitzen wärst, könntest du an deinem Sonnensegel weiterbauen, stimmts?“ Dort hing nämlich bereits ein netzähnliches Kunstwerk.
„Ja, ich müsste es nur noch dichter spinnen, damit die Sonnenstrahlen nicht durchkommen. Aber ich kann ja nicht mehr klettern.“
Mannolo brummte so was wie „Manno, Manno. Mal sehen“.
Dann fing er maulwurfsschnell an, die Erde aufzuhäufen. Immer etwas höher. Der Maulwurf kratzte die weiche Waldbodenerde weg und häufte sie zu einem Turm. Knut beobachtete, wie Mannolo prustete und zu schwitzen begann. Dennoch baute der Maulwurf unbeirrt weiter. Mit seinen Maulwurfsaugen konnte er nicht genau erkennen, wo das feine Netz hing und Knut gab ihm Kommandos, damit der Turm immer mehr Richtung Spinnennetz wuchs.
„Links, weiter nach links“, ordnete Knut an.
Mannolo musste immer wieder eine Seite verstärken. Als erfahrener Bauhandwerker wusste er, sollte der Erdturm zu schräg werden, würde er einstürzen.
Bags tauchte auch wieder auf. Was machte ihr Mannolo denn da? Das war aber kein Maulwurfshügel, eher ein Maulwurfsturm, ein schräger noch dazu. Was hatte ihr Freund vor? Die Wespe winkte noch mehr Zuschauer herbei, die sich zu Knut ins Gras setzten. Gerade in dem Moment, als die Spitze des schiefen Maulwurfsturms beinahe das Spinnennetz erreicht hatte, rutschte Mannolo blitzschnell herunter. Es musste ja schnell gehen. Dann nahm er Knut kurzerhand Huckepack, kletterte mit dem Spinnenjungen an seinem Erdturm hoch und trug Knut so zu seinem Spinnennetz. Der kleine Knut strahlte, und dann hörte man jede Menge Spinnenschüsse.
„Pfft, pffft, pfft.“
Die Spinnfäden wurden durch die Luft geschossen und verklebten die undichte Stelle des Sonnendachs.
„Oh“ und „Ah“ und „Ich glaub, ich spinne“, riefen die Zuschauer begeistert.
Mannolo hatte sich mittlerweile müde auf den Boden plumpsen lassen. Der Maulwurf schwitzte und war ganz außer Atem. Bags brachte ihm Tauwasser vom Morgen, das für alle Teilnehmer bereitstand.
Plötzlich quakte es laut. „Schluss. Ende. Aus die Maus.“ Manfred von Quak pochte auf die Einhaltung der Einerregel.
Die Ameisen waren fertig. Nun mussten alle anderen Bauarbeiter ihre Arbeit ruhen lassen.
Manfred von Quak und Leopolda Haselmaus schritten von einem Bauwerk zum nächsten und begutachteten fachmännisch die Arbeiten. Ein wunderbarer Ameisenhügel mit grünen und braunen Tannennadeln war entstanden. Gleichmäßig, ohne jegliche Delle. Was für ein Kunstwerk. Das Rotkehlchen hatte sein beinahe fertiges, wunderbar weiches Moosnest in das Dickicht einer Hecke platziert. Die ganze Vogelschar zwitscherte heftigen Beifall. In der Mitte der Lichtung allerdings lag ein halbfertiger aufgeworfener Maulwurfshügel.
Der Frosch kratze sich am Hinterkopf „Hmmm.“ Was sollte man dazu quaken?
Doch was war das? Am Rande der Lichtung hing oben in der Spitze einiger Gräser ein glitzerndes Sonnensegel. Fein säuberlich aus unzähligen Spinnfäden zu einem Dreieck gewoben. Es spendete Schatten. Viele Tiere hatten sich begeistert darunter versammelt. Allerdings störte ein schrecklich schräger, länglicher Maulwurfshügel das Bild.
Manfred von Quak schielte zu Frau Haselmaus und quakte leise: „Das Segel ist ja ganz wunderbar. Aber der Hügel? So ein schiefes Teil und daher nicht brauchbar. Oder was meinen Sie, meine Werteste?“
Die Schiedsrichtermaus legte ihren Kopf schief. „Jetzt ist der Turm gerade.“
Bags hatte die verwunderten Blicke der Schiedsrichter bemerkt. Und dann hatte die Wespe eine Idee. Sie schwirrte eilig auf Frosch und Maus zu. „Gefällt euch der Kletterturm auch so gut wie uns allen? Wir haben endlich einen überdachten Waldspielplatz, wo man auch in der heißen Mittagssonne spielen kann. Und ohne Mannolos Bauwerk hätte Knut nicht weiterspinnen können.“
„Ein Kletterturm?!? Ja, ähmmm, daran dachte ich auch gleich. Wie wunderbar “, stimmte der Frosch zu.
Dann zogen sich Manfred von Quak und Frau Haselmaus zur Beratung zurück. Bei der Verkündigung, wer den Bauwettbewerb gewonnen hatte, gab es Beifall von allen Seite: In diesem Jahr wurden Mannolo und Knut gemeinsam mit ihren Bauwerken zu den diesjährigen Bauarbeitern des Waldes gekürt.
Und dann wurde zusammen gefeiert. Wie lange das Fest wohl ging? Darüber konnte nur der Eichelhäher Auskunft geben, denn er war als Security-Sicherheitsvogel der Letzte, der nach Hause flog.
Kinderbuch mit Mannolo
Regentropfenfreude für Mannolo
Vorlesebuch ab 4 Jahren mit vielen Illustrationen. In 17 fröhlichen, spannenden Maulwurfsgeschichten macht der kleine Maulwurf Mannolo viele abenteuerliche Entdeckungen im Wald, und erlebt, wie wertvoll und wichtig Wasser ist.