Logo vom Kinderbuch "Waldi bei den Bergwichteln", ein Vorlesebuch ab 6 Jahren von Andrea Herold über Natur, Freundschaft und Umweltschutz

2. Kapitel: Ankunft bei den Bergwichteln

🎯 ab 6 Jahren

🕔 ca. 4 Minuten

📚 aus dem Kinderbuch: Waldi bei den Bergwichteln

Darum geht's

Ein ungewöhnlich langer Flug bringt Waldwichtel Waldi hoch über die Baumgrenze in eine schneebedeckte Bergwelt. Dort trifft er auf die Bergwichtel Alpi, Steini und Gletscherli.

Hui, heute pustet der Wind besonders heftig. Für Waldi geht es hoch hinaus. Er breitet seine Arme aus und genießt es, durch die Luft gewirbelt zu werden. Und der Ausblick erst! Der Flug dauert heute sehr viel länger als im letzten Jahr. Der Waldwichtel schaut hinunter auf Häuser, Wälder und tiefblaue Seen. Plötzlich tauchen am Horizont hohe Berge auf. Wie eine steinerne Mauer mit vielen Felszacken stehen sie da. Der Waldwichtel ist mächtig beeindruckt. Der Wind pustet Waldi genau in diese Richtung. Schnell wird Waldi immer näher an die Berge herangetragen. Weit unten stehen drei kleine Wesen. Ihre Ähnlichkeit mit den Waldwichteln ist auffällig. Sie schauen nach oben und winken dem heranschwebenden Waldwichtel aufgeregt zu. Waldi ist sich sicher: Das müssen die Bergwichtel sein, die ihn bereits erwarten. Und richtig: Der Wind lässt nach.

„Puh“, pustet der Wind ein letztes Mal. „Das war anstrengend. Noch nie habe ich einen Waldwichtel so hoch gepustet. Nun mach dich bereit zur Landung!“

Waldi fliegt Kreise über den Köpfen der Bergwichtel, bis er tief genug ist, um auf seinem Waldwichtelpopo zu landen. Doch sofort springt er auf. Was ist das? Kalt und feucht? Das ist eindeutig Schnee. Zwar hat Waldi im Frühling und Herbst schon vereinzelte Schneeflocken erlebt. Doch hier ist alles weiß, so weit seine Waldwichtelaugen blicken können. 

Waldi wundert sich. Es ist doch Frühling, wie kann das sein? Die Bergwichtel haben Waldis Erstaunen bemerkt und lachen. Dann reichen sie ihm freundlich die Hände und stellen sich vor. Waldi mustert seine neuen Verwandten. Eigentlich sehen sie ihm ähnlich. Sie sind gleich groß wie er. Sie haben die gleiche Figur. Doch anstatt einer Nase aus Tannenzapfen haben sie einfach kleine Stupsnasen in ihrem freundlichen Gesicht. Auch tragen sie keinen Fliegenpilzhut, sondern dicke Mützen. Der erste Bergwichtel, der sich vorstellt, hat eine große blau-weiße Bommel an seiner Mütze.

„Ich bin Gletscherli“, nennt er seinen Namen und reicht Waldi die Hand. „Ich bin für die Gletscher, den Schnee und das Eis verantwortlich.“ 

Der Waldwichtel mit der großen grauen Bommel an seiner Mütze klopft Waldi auf die Schulter und stellt sich ebenfalls vor. „Ich bin Steini. Ich trage die Verantwortung für die Berge, also für Felsen und Steine.“

Der dritte Bergwichtel umarmt Waldi herzlich. An seiner Mütze ist keine Bommel befestigt. Er trägt dort, wo bei den anderen Bergwichteln die Bommel sitzt, ein großes Büschel aus Tierhaaren. 

„Hallo Waldi, ich bin Alpi und bin für die Tiere, die hier oben leben, verantwortlich“, erklärt er stolz und deutet auf seine Kopfbedeckung.

Waldi versteht. An den Mützen kann man die Zuständigkeit der Bergwichtel erkennen.

Plötzlich muss er herzhaft gähnen. Ihm ist das furchtbar peinlich. Was werden die neuen Verwandten davon halten? Aber die Bergwichtel verstehen.

„Du hattest eine lange Reise und musst müde sein.“

Sie bitten den erschöpften Waldwichtel, ihnen in ihre Höhle zu folgen. 

Waldi blickt sich interessiert um. Die Wände sind mit bunten Stoffen bespannt. Das sieht gemütlich aus. In der Mitte der Höhle steht ein kleiner Tisch mit zwei Bänken, auf denen kuschelige Felle liegen. Auf dem Tisch steht ein Topf mit heißer Suppe, die aromatisch duftet. Gletscherli gibt auf jeden Teller einen Klecks davon.

„Alpenkräutersuppe aus getrockneten Kräutern, die wir im Sommer gesammelt haben“, erklärt er Waldi. Die drei Bergwichtel und ihr Gast aus dem Waldwichtelreich lassen es sich schmecken. Es mundet vorzüglich. Danach wird gemeinsam der Abwasch erledigt.

„Zeit, um schlafen zu gehen“, findet Steini. Alle nicken. Alpi schiebt einen Vorhang zur Seite. Dahinter stehen vier kleine Liegen, auf denen warme Felldecken liegen. Die Wichtel legen sich hin und kuscheln sich ein.

„Morgen erzählen wir dir mehr von unserem Bergwichtelleben und den Aufgaben, die wir haben.“

Waldi hört gerade noch, was Gletscherli sagt. Dann fallen ihm die Augen zu und er ist tief und fest eingeschlafen.

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