Logo zum Kinderbuch "Albert und Mimi – Eine besondere Freundschaft und ein echter Kriminalfall", ein Bilderbuch zum Vorlesen ab 5 Jahren über ein tierisches Detektivabenteuer voller Freundschaft, Vielfalt und Zusammenhalt

Kapitel 2: Hoch oben im Leuchtturm

🎯 ab 5 Jahren

🕔 ca. 8 Minuten

📚 aus zum Bilderbuch: Albert und Mimi

Darum geht's

Die kleine Maus stellt sich Albert als Mimi vor. Der Kater ist neugierig, wie so eine kleine Maus auf die Insel Pellewurm finden konnte. Gespannt und etwas skeptisch horcht Albert der abenteuerlichen Geschichte, die Mimi hierher geführt hat.

„Warte auf mich!“ Keine fünf Sekunden später ist Mimi bereits wieder hinter Albert. „Wo willst du hin, Katerchen?“

„Ich gehe hoch zu meinem Lieblingsplatz, schlafen“, antwortet Albert knapp.

„Du hast deinen Lieblingsplatz oben im Leuchtturm? Darf ich mit?“, fragt Mimi neugierig und klettert, ohne eine Antwort abzuwarten, wieder auf Alberts Rücken.

Diese Maus werde ich nicht mehr los, denkt Albert und seufzt. Dann macht er sich daran, die 268 Stufen des Leuchtturms hochzulaufen.

„Boah! So viele Stufen!“ ruft Mimi erstaunt. „Wie im One Tower in Santa Catarina in Brasilien. Aber da kann man mit dem Aufzug hochfahren.“ 

Albert ist überrascht. Woher kennt die Maus das höchste Gebäude Brasiliens?

Bevor er fragen kann, plappert Mimi weiter: „Ich komme aus Brasilien und bin mit meiner großen Familie quer durch das Land  gereist. Das hat so viel Spaß gemacht! Wir waren immer alle zusammen, doch eines Tages passierte etwas ganz Furchtbares.“ 

Albert horcht auf. Was kann Mimi so Schlimmes passiert sein? Gespannt hört er ihr weiter zu.

„Damals standen viele große Kaffeesäcke am Hafen. Meine Geschwister und ich spielten dazwischen Verstecken. Ich hatte die Idee, in einen hineinzuklettern. Ein Sack hatte oben an der Schnürung eine kleine Öffnung, da bin ich durchgeschlüpft. Das war ein großartiges Versteck: Die Kaffee­bohnen rochen herrlich und ich war mir sicher, dass die anderen mich darin nicht finden würden. Doch plötzlich wurde ich mit diesem Sack durch die Luft geschleudert!“

„O nein!“, ruft Albert erschrocken aus. Er kann sich denken, was weiter passiert ist. „Wurden die Säcke etwa auf ein Schiff geworfen, das die Kaffeebohnen in andere Länder bringen sollte?“

Mimi klingt auf einmal nicht mehr so fröhlich. „Ganz genau so war es. Das habe ich aber erst gemerkt, als ich mich aus dem durchgeschüttelten Sack mit den ganzen Bohnen wieder rausgewurschtelt hatte, und da war es schon zu spät. Das Schiff hatte bereits abgelegt und ich konnte nicht mehr in den Hafen zurück.“

Albert hält einen Moment inne und atmet tief ein. „Das tut mir leid“, sagt er dann und schämt sich ein wenig, weil er vorhin doch etwas unfreund­lich zu der kleinen Maus war.

„Das war wirklich ein großer Schreck. Ich bin ganz schnell auf die Reling des Schiffes geklettert und konnte meine Familie noch am Kai sehen. So nennt man das Ufer an den Häfen.“

„Das stimmt“, sagt Albert und wundert sich etwas, dass die kleine Maus auch das weiß. „Wie ging es dann weiter? Wusste deine Familie, dass du auf dem Schiff gelandet bist? Konntest du noch mit ihnen sprechen?“

„O ja! Mein Papa hat mir zugerufen, dass ich es als großes Abenteuer sehen soll. Und dass er weiß, dass ich mutig bin.“ Mimi macht eine kurze Pause, bevor sie weiterspricht: „Mutig sein bedeutet nämlich nicht, dass man keine Angst hat. Es bedeutet, dass man seine Angst überwindet und alles schaffen kann! Und das bin ich! Mutig und stark!“

Jetzt ist Albert richtig beeindruckt. „Wie bist du denn von dem großen Schiff auf das kleine Floß gekommen und schließlich auf Pellewurm gestrandet?“

„Ich habe es einfach nicht mehr auf dem Schiff ausgehalten. Mit dem Schiffskoch war ich zwar befreundet, aber stell dir vor, er hat jeden Tag Bohneneintopf gekocht. Kennst du den Spruch: Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen?“

Albert muss grinsen. Er kann sich sehr gut vorstellen, was Mimi damit meint.

„Von so vielen Bohnen mussten alle auf dem Schiff den ganzen Tag pupsen. Wirklich den ganzen Tag! Einmal wollten uns Piraten überfallen, aber sie haben rasch wieder umgedreht, weil es auf dem Schiff fürchterlich nach Bohnenpupsern gestunken hat.“

Albert muss so sehr lachen, dass sein ganzer Körper wackelt. Was für eine lustige Vorstellung, dass sogar Piraten den fiesen Geruch nicht ertragen können und das Weite suchen.

Schnell springt Mimi von seinem Rücken, denn sie sind oben im Leuchtturm angekommen.

„Da kannst du ruhig lachen, Katerchen, aber das war wirklich nicht mehr lustig. Pfui! Den ganzen Tag bin ich mit einer Wäsche­klammer auf der Nase herumgelaufen. Schließlich habe ich mir aus dem Feuerholz für den Herd ein Floß gebaut. Der Schiffskoch hat mir sein Taschentuch für das Segel geschenkt und eine Papierrolle, auf der die ganze Welt aufgezeichnet ist. Darum weiß ich immer, wie weit ich von Brasilien entfernt bin – jedenfalls ungefähr. Tja, und nach einer langen Fahrt auf meinem Floß bin ich hier angekommen.“

Was für eine mutige Maus!, denkt Albert. Auf einem selbst gebastelten Floß ganz allein auf dem großen Meer zu segeln, das trauen sich bestimmt nur wenige.

Dann sagt er laut: „Du bist ziemlich tapfer, das war nicht ungefährlich.“

„Das kannst du wohl sagen, Katerchen.“ Mimi tippelt hinter Albert her, der geradewegs auf seinen Lieblingsplatz zugeht. „Manchmal gab es Stürme und dann waren die Wellen so hoch, dass ich mir fast eine Wolke geschnappt und sie in meine Tasche gesteckt hätte.“

Mimi reißt ihre Mäuseärmchen in die Luft, um Albert zu zeigen, dass sich das Wasser bis in den Himmel aufgebäumt hatte.

Skeptisch zieht Albert eine Augenbraue hoch. „So hohe Wellen gibt es nicht, außerdem kann man Wolken nicht anfassen oder schnappen. Und kannst du bitte aufhören, mich Katerchen zu nennen?“

„Ich habe ja auch nur gesagt, dass ich sie fast schnappen konnte“, betont Mimi und fragt weiter: „Wie heißt du denn eigentlich? Das hast du mir noch gar nicht erzählt!“

Albert springt auf die Fensterbank, die noch immer warm von der Abendsonne ist, und rollt sich ein. Die ganze Aufregung hat ihn müde werden lassen. „Ich heiße Albert“, sagt er gähnend und schließt seine Augen.

Rasch klettert Mimi zu ihm auf die Fensterbank und ruft verzückt: „Oh, was für ein wundervoller Name! Ich werde dich Alberrrto nennen, weil man dann das R so schön rollen kann. Das machen wir in Brasilien nämlich so!“

„Ich heiße Albert – ohne gerolltes R und ohne O am Ende, und dabei möchte ich es auch belassen“, brummt der alte Kater und rollt sich noch etwas fester ein.

„Ich versuche es mir zu merken“, flüstert Mimi und kommt so dicht an Albert heran, dass sie ihn mit ihrer Nasenspitze am Ohr berührt. „,Albert, meinst du, ich könnte in deinem kuscheligen Fell schlafen?“

Langsam öffnet Albert ein Auge und seufzt dann ergeben. „Nun gut, aber nur, wenn du dann endlich ruhig bist.“

Mit einem Freudenquietscher springt Mimi auf Albert und vergräbt sich tief in seinem weichen Fell. Das Täschchen trägt sie noch immer bei sich. Den Rucksack und die Papier­rolle hat sie fein säuberlich auf der Fensterbank abgelegt.

Albert ist zu müde, um noch zu fragen, was denn so Wichtiges in dieser Tasche sei, dass sie diese sogar in der Nacht ganz nah bei sich behalten möchte. Er würde sich morgen danach erkundigen.

Doch etwas anderes passiert mit Albert, als er die kleine Maus so eng angekuschelt in seinem Fell spürt: Ihm wird ganz angenehm warm um sein altes Katerherz. Irgendwie beginnt er die Maus zu mögen. Plötzlich fängt er an zu schnurren, und das tun Katzen nur, wenn sie sich sehr wohl fühlen.

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