Halloween Kindergeschichte
Wolle & Walli und der Halloweenspuk
Angelika Durzok
Bei dieser Halloween Kindergeschichte ziehen Wolle & Walli in ihren Kostümen durch die Straßen, um viele leckere Süßigkeiten abzustauben. Als sie wieder zu Hause sind, geschieht etwas sehr Seltsames mit dem zuvor geschnitzten Kürbis…
Nach Alter: Ab 6 Jahren
Nach Lesedauer: Ca. 5-10 Minuten
Halloween Kindergeschichte - Wolle & Walli und der Halloweenspuk | Seite 1/2
Endlich Halloween! Schon den ganzen Tag sind Wolle und Walli mit Kürbisschnitzen und Verkleiden beschäftigt.
„Halloween ist der beste Tag des Jahres!“, schwärmt Walli. An diesem Tag gibt es nämlich mehr Süßigkeiten als an jedem anderen. Und Mama lässt die beiden Waschbärenbrüder so viel davon essen, wie sie wollen.
Gleich geht es zum Sammeln.
„Können wir los?“, drängelt Walli seinen großen Bruder. Auf dem Tisch verteilt liegen Kürbisreste.
„Lass mich den Kürbis fertig schnitzen, nur noch sein Mund fehlt“, antwortet Wolle.
„Ach nee, lass uns jetzt sofort gehen!“
Walli springt auf und ab. Das rote Cape auf seinem Rücken flattert dabei wie im Wind.
„Also gut, lass uns gehen“, gibt Wolle nach und legt das Schnitzmesser zur Seite. Er ist als „Zweistein“ verkleidet, oder so. Sieht komisch aus, findet Walli. Die weiße Perücke verschwindet fast im Waschbärenfell und auch der Schnäuzer auf der Oberlippe. Er hat sogar etwas gebastelt. In einem Marmeladenglas schwebt ein kleines schwarzes Loch. Es dreht sich, manchmal leuchtet es sogar in dem tiefen Lila einer dunklen Nacht. Ob Opa wohl weiß, dass sich Wolle einen Anzug bei ihm geliehen hat?
Walli war da viel kreativer. Er hat sich aus seinem alten Schlafanzug ein enganliegendes Superheldenkostüm in bunten Farben gebastelt. Auf der Brust prangt ein großes „W“. Für sein Cape hat er Mamas alte Tischdecke benutzt.
„Bis zu den Nachbarn und noch viel weiter!“, ruft Walli und wirft seinen roten Superheldenumhang nach hinten. „Lass uns Süßigkeiten sammeln!“
Dann schnappt er sich den Eimer in Form eines kleinen Hexenkessels und läuft hinaus.
Schon ziehen sie durch die Straßen. Vor den Haustüren leuchten Kürbislaternen. Es beginnt zu dämmern. Walli schnuppert in die Luft. Überall riecht es nach Schokolade und Bonbons, findet er. Auch die anderen Kinder aus der Nachbarschaft sind in bunten Kostümen unterwegs. „Vielleicht gehe ich nächstes Jahr als Fledermaus? Ich wollte schon immer fliegen lernen“, meint Walli.
„Das ist eine gute Idee mit dem Fliegen“, sagt Wolle und kratzt sich dabei den Bart. Dann sieht er sich weiter um. „Guck mal, ein Wolf!“
Walli läuft ein leichter Schauder über den Rücken. Als er das Wort „Wolf“ hört, muss er an ihr erstes Abenteuer mit der Holomaschine zurückdenken.
Aber bei all den großzügigen Nachbarn sind schlechte Erinnerungen bald vergessen. Bereits nach ein paar Häusern sind die Kessel der beiden prall gefüllt.
„So viele Süßigkeiten!“, freut sich Walli und klatscht in die Hände.
„Lass es uns noch dort drüben versuchen“, sagt Wolle und tatsächlich, bald sind auch noch die Taschen der kleinen Waschbären voller als voll mit den leckersten Naschereien.
Glücklich kehren die Brüder nach Hause zurück.
Walli entleert seine Beute auf den Küchentisch. Den halbfertigen Kürbis schiebt er zur Seite, er braucht ja schließlich Platz.
„Sooo viel! Das ist wirklich der tollste Tag im Jahr! Neben Weihnachten…“, freut sich Walli. Sofort macht er sich über die Leckereien her.
Wolle ist nach einer Weile müde. Er war die ganze Nacht wach und hat an dem komischen Loch im Glas gebastelt, hat er gesagt. Ob sie wenigstens damit spielen können?
„Gute Nacht, Walli. Den Kürbis schnitzen wir morgen gemeinsam weiter, der läuft nicht weg.“ Mit lautem Gähnen verlässt Wolle die Küche.
Walli hingegen macht sich über den Berg aus Süßigkeiten her. Hier ein Karamell, dort eine Schokobonbon, dann ein Lutscher, und die Kekse könnten nicht besser sein.
Irgendwann spannt sein Bauch und Wallis Augen werden immer kleiner. Noch ein Bonbon… Dann schläft er erschöpft ein.
Halloween Kindergeschichte - Wolle & Walli und der Halloweenspuk | Seite 2/2
Walli liegt mit dem Kopf auf der Tischplatte, mitten in den Süßigkeiten. Seine Lider sind schwer. Mit einem leichten Blinzeln blickt er auf den halbfertig geschnitzten Kürbis.
Ein Stöhnen. Was ist das?
Langsam dreht er sich um. War das die Tür? Nein, das Geräusch kam aus der Nähe.
Ein Flackern.
Walli dreht sich zurück. Vor ihm steht der Kürbis. Die Augen leuchten.
„Komisch“, denkt Walli. Sie hatten doch gar keine Kerzen in den Kürbiskopf gestellt.
Das Flackern wird stärker. Der Kürbis wackelt. Oder doch nicht?
„Das kann nicht sein.“ Walli betrachtet den Kopf weiter.
Sprießt dort auf dem Kopf etwa eine Ranke? Ungläubig reibt sich Walli die Augen. Er träumt wohl noch. Und doch, der Kürbis scheint sich zu bewegen.
Auf einmal dröhnt ein lautes „Mmh!“ durch den Raum und dann wieder.
Walli springt von seinem Stuhl. Die Haare stehen ihm zu Berge. Ein Schauer läuft ihm über den Rücken.
Das war kein Traum: Der Kürbis gewinnt an Größe. Aus den Ranken haben sich Arme und Beine gebildet. Und er sieht nicht glücklich aus!
Der kleine Waschbär starrt ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Dann dreht er sich um und rennt weg. Aber wohin nur? Wolle! Wolle wird wissen, was zu tun ist. Walli springt die Treppen nach oben, immer zwei Stufen auf einmal, so viele, wie es die kurzen Waschbärenbeine zulassen. Süßigkeiten fallen aus den Taschen seines Anzugs, doch das stört ihn nicht. Kaum ist er angekommen, schon hämmert er mit fliegenden Fäusten gegen Wolles Tür.
Das Stöhnen hinter ihm wird lauter. „Wolle, wach auf!“
Endlich öffnet sich ein kleiner Spalt in den Raum und ein verschlafener Wolle lugt hervor. Die Zweistein-Perücke hängt von seinem Ohr herab.
„Was ist los?“, fragt er mit einem Gähnen.
„Lass mich rein und schließ die Tür!“, antwortet Walli ganz außer Atem.
Er quetscht sich in das Zimmer und stemmt sich gegen die Tür.
Wolle sieht ihn fragend an. „Hörst du das?“, fragt Walli. Und schon wieder schallt ein lauten „Mmh“ durch das Treppenhaus.
„Lass mal sehen“, sagt der ältere der Waschbärenbrüder. Schon späht er durch das Schlüsselloch. „Walli, schau mal“, meint er dann.
„Nein, ich will nicht gucken“, antwortet Walli.
„Doch, schau.“
„Na, gut…“, gibt der kleine Waschbär nach. Sein Herz bummert aufgeregt. Doch er sieht mutig durch das Schlüsselloch. Etwas verwirrt blickt er Wolle an. „Was…“
Wolle öffnet die Tür. Auf der Treppe kniet der Kürbis mit ein paar Bonbons in der Hand, die Walli bei seiner Flucht aus der Tasche gefallen sind. „Mmh“, stöhnt der Kürbis erneut. Er schmiegt die Leckereien an die Backe. Ein bisschen traurig sieht er aus, findet Walli.
„Ich weiß, was mit ihm los ist!“, ruft Wolle und sprintet los. Mit der Kürbissäge in der Hand kehrt er zurück.
„Wolle, du kannst doch nicht…“
Aber Wolle geht zielstrebig auf den Kürbis zu. „Darf ich mal?“, fragt er.
Der Kürbis sieht ihn an und nickt.
Vorsichtig schnitzt der Waschbärenjunge ein Muster in die große Beere. Der Kürbiskopf wimmert etwas, doch er hält still.
„Fertig!“, verkündet Wolle und legt sie Säge zur Seite. Der Kürbis lacht sie mit seinem neuen Mund an.
„Vielen Dank!“, antwortet eine tiefe Stimme. „Ich bin Jack. Darf ich ein paar von euren Süßigkeiten haben? Ich liebe einfach Schokolade!“
„Nimm so viel, wie du möchtest!“, sagen die beiden Waschbären. Walli fühlt sich erleichtert und drückt Jack ein paar besonders leckere Schokobonbons in die Hand. Und auch Wolle und Walli plündern noch einmal ihre Süßigkeitenstapel.
Nach all der Schokolade wird Walli ganz schummrig. Der Raum verschwimmt. Der Kürbis ist nicht mehr da und auch Wolle nicht. Er merkt, dass er mit geschlossenen Augen daliegt. Immer noch auf der Tischplatte. Vor ihm sieht er den halbfertigen Kürbis. Auf einmal ist er hellwach. Er schnappt sich den Kürbiskopf und rennt zu Wolle.
„Es tut mir leid, Wolle, dass ich dich unterbrochen habe. Bitte, der Kürbis, schnitz ihn fertig. Er will doch nur Schokolade!“
Wolle ist etwas verdutzt, doch er hilft Walli.
Dann endlich können beide Waschbärenjungs ins Bett fallen und von all den leckeren Süßigkeiten träumen, die sie noch naschen dürfen!
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