Das Geheimnis der Holztruhe II

Ab 6 Jahre | Ca. 20 Minuten | Elara Knight

Darum geht's

Dieses Abenteuer führt Maggie und Felix die geheimnisvolle Holztruhe auf dem Dachboden zu den schatzsuchenden Piraten Bill Gold Schrubberbein und Augenklappe der Dritte. 

Das Geheimnis der Holztruhe II | Seite 1/6

Pyjamaparty im Hause Mutig.

«Aye, Piraten, yo ho. Setzt die Segel! Macht die Kanonen bereit! Na Felix, wie findest du mein neues Seeräuberbuch? Ferne Länder, gefährliche Piraten, verborgene Schätze, da ist alles dabei. Vor allem passt es gut zu dem, was ich auf dem Dachboden gefunden habe», plapperte Maggie ohne Punkt und Komma. Erst jetzt bemerkte sie, dass Felix nicht bei der Sache war. Schweigsam hockte er vor dem Bett und schlüpfte in seinen Schlafanzug. 

«Hey Felix, was ist los? Gefällt dir mein Buch nicht? Sonst bist du doch Feuer und Flamme bei Freibeuterabenteuern?»

«Doch, schon», antwortete Felix knapp.

«Ich höre da ein großes ABER heraus!»

«Kein Aber, aber ich möchte auch nicht darüber reden. Und, was war deine Entdeckung?»,lenkte Felix prompt vom Thema ab.

Irritiert betrachtete Maggie ihren Freund. Doch sie wollte ihn auch nicht drängen, über sein Problem zu sprechen. Also hängte sie sich kopfüber vom Bett herunter und zog eine staubige Schachtel hervor. «Die habe ich neben der geheimnisvollen Holztruhe gefunden.» Der Deckel flog im hohen Bogen auf den Teppichboden. Eine Wolke aus feinen Staubkörnchen schwirrten umher.

«Hatschi, hatschi», nieste Felix.

«Gesundheit», sagte Maggie und griff in die Pappbox. «Und? Ist das nicht genial?»

«Wahnsinn, Maggie! Das ist ja, das ist ja, ein waschechtes Segelschiff in einer Flasche! Mit schwarzen Segeln, winzigen Kanonen, und da ist ein Steuerrad!», sprudelte es aus Felix heraus. Sein Problem war in diesem Moment vergessen. 

«Und da am Mast, die Fahne.» Maggie drückte ihren Finger an die Flasche.

«Eine Totenkopfflagge! Wow, das ist ein Mini-Piratenschiff!», jubelte Felix.

«Heute Nacht ist wieder Vollmond, vielleicht wartet ein neues Abenteuer auf uns. Also lass uns schlafen», schlug Maggie vor.

In den nächsten Stunden schlummerten die beiden friedlich.

Ja, bis eine Glocke läutete. Eine Schiffsglocke. Sie bimmelte aufgeregt: bim, bim, bim. Es klang, als würden Wellen toben und die Gischt zischen. Der Wind heulte. Die Flasche glühte. Und die beiden Kinder waren schlagartig hellwach und sprangen aus dem Bett.

«War das eine Glocke?», rätselte Felix.

«Es klang nach dem Signalgeläute eines Schiffes», befand Maggie. «Wie in der einen Fernsehserie.»

Knack. Rums. Quietsch.

Die Piraten-Schiff-Flasche glimmerte silbern.

«Felix? Hast du das gehört?! Nichts wie rauf auf den Dachboden!»

«Aye, Piratin! Auf ins Abenteuer!»

Schneller, als ein Pirat in den Ausguck klettert, waren die beiden angezogen.

Aus der Nachttischschublade holte Maggie zwei Taschenlampen, die eine überreichte sie Felix. Zuletzt schnappte sie sich die rote Abenteuertasche und steckte die glühende Flasche ein.

«Was hast du dieses Mal dabei?», wollte Felix wissen.

Und Maggie zählte auf: «Ein Brillenputztuch, Schokolade, drei Wattestäbchen, Stifte, Papier, Taschentücher und ein Kamm sind drin.»

«Ich frage lieber nicht, wofür wir die Ohrenstäbchen brauchen», grinste Felix seine Freundin an. 

«Man weiß ja nie. Und ich möchte auf jeden Notfall vorbereitet sein», bekräftigte Maggie.

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Die Abenteurer tippelten aus dem Kinderzimmer in den dunklen Flur. Im Haus hätten Maggie und Felix eine Stecknadel auf den Boden fallen hören, so still war es. Mucksmäuschenstill schlichen die beiden im Schein ihrer Taschenlampen die Holztreppe zum Speicher hinauf und blieben vor der Dachbodentür stehen.

Maggie sah ihren Freund ernst an. «Bist du bereit, Felix?»

Zustimmendes Nicken von Felix.

Da nickte Maggie zurück und drückte die Türklinke herunter.

Geräuschlos schwang die Tür auf. Maggie leuchtete hinein.

Mitten auf dem Dachboden stand sie. Die Holztruhe.

Die Kinder traten mutig näher an die Truhe heran. Schritt für Schritt. Das Taschenlampenlicht flackerte. An. Aus. An. Aus. Das war auch beim letzten Abenteuer passiert.

Der Deckel der Truhe sprang auf, Sterne und Funken in Gelb, Blau, Rot, Grün bahnten sich ihren Weg ins Freie. Das Sterne-Funken-Gewirr formte einen Strudel, der die beiden mit sich in die Kiste nahm.

Maggie und Felix segelten durch die Sternchen und leuchtenden Funken, breiteten ihre Arme aus und drehten sich im Kreis. Immer tiefer. Vorbei am Mond und an Drachenwolken. Ein Geruch von Salzwasser zog in ihre Nasen. Möwen krächzten, es rauschte, Wellen bauten sich auf und ebbten wieder ab. Die Gischt zerschellte an den Felsen und spritze weit in die Luft hinauf. 

«Warum ist unter uns das Meer?!», kreischte Felix panisch. 

«Keine Ahnung, wohin die Truhe uns führt!»

Da nahm der Wind Fahrt auf und trug die Kinder weiter hinaus auf den Ozean. Unter ihnen nur die offene See. Fliegende Fische sprangen aus den Wellen und tauchten gleich wieder in das vom Mond versilberte Wasser hinab. Die beiden flogen weiter und weiter. 

«Maggie!, Schau, da am Horizont!»

«Ich sehe es! Ein Schiff! Mit schwarzen Segeln und einer Fahne, die am Mast weht. Sie ist genauso schwarz wie Ruß, mit einem weißen Totenkopf und zwei gekreuzten Knochen darauf!»

«Piraten!», brüllte Felix.

«Das Schiff aus der Flasche!», rief Maggie zurück.

Als würde das flinke Lüftchen Maggie verstehen, blies es die Zwei direkt auf das Schiffsdeck. Mit einem Rums kamen sie auf. 

 

Der Mann am Steuerrad bemerkte die beiden und brüllte: «Arrgh, wo kommen die Landratten so plötzlich her?». Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern stürmte auf die Kinder zu. Na gut, nicht ganz so schnell, aber so flink es ihm seine Möglichkeiten erlaubten. Der Mann besaß lediglich ein Bein, und an der Stelle, wo das zweite sein sollte, war ein Schrubber angebracht. Klack, bum-sch, klack, bum-sch schrubbte er über den Boden. «Also, wer seid ihr?», stellte er die beiden zur Rede.

«Ich bin Maggie», antwortete sie mit fester Stimme, reichte Felix die Hand und zog ihn auf die Beine.

«Und ich bin Felix, Maggies bester Freund.»

«Wir sind Abenteurer, und eine Zauberholztruhe hat uns hierher gebracht», legte Maggie nach.

«So, so, Maggie und Felix, Abenteurer also. Echte Abenteurer kann ich gut auf meinem Schiff gebrauchen.»

«Nun wissen Sie, wer wir sind. Dann stellen Sie sich bitte auch uns vor», forderte Maggie den Seebären auf.

Empört blickte der Pirat sie an. «Schaut mich doch an, dann erkennt ihr mich bestimmt», sprach er und lachte wie ein Brummbär. Der Seeräuber hatte einen schwarzen Hut auf dem Kopf, eine Brille, die man eigentlich bei einem Maulwurf vermuten würde, auf der Nase, und einen langen roten Bart im Gesicht.

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Die Kinder musterten den Piraten und zuckten mit den Schultern. Mehr kam nicht.

Das hatte er nicht erwartet und verkündete mit tiefer Stimme: «Ich bin Bill Gold Schrubberbein. Kapitän Schrubberbein, um genau zu sein. Ich führe das Kommando über die Schwarze Möwe, das schönste, schnellste und natürlich das gefährlichste Piratenschiff aller Meere.»

«Freut uns, Sie kennenzulernen, Kapitän Schrubberbein. Wir haben noch nie einen echten Piraten gesehen.» Maggie reichte ihm zur Begrüßung die Hand.

Der Pirat wollte ebenfalls seine Hand reichen, doch er griff daneben. «Wo bist du genau, Mädchen?»

«Aber, Kapitän Schrubberbein, ich stehe doch gleich hier vor Ihnen.»

«Ach Unsinn, du standest gerade noch auf der anderen Seite», antwortete er ruppig. 

«Sehen Sie nicht gut?», fragte Felix.

«Arr! Junge, soll ich meine Planke holen und du machst Bekanntschaft mit den Haien?! Meine Augen sind die eines Adlers!», stellte der Piratenkapitän klar.

«Ähm, Kapitän, wo ist eigentlich Ihre Piratenmannschaft?», lenkte Maggie vom Thema ab.

Da passierte etwas gänzlich Unerwartetes. Der raue Kapitän Schrubberbein begann zu schluchzen und vergoss bittere Piratentränen. Er schniefte in sein Piratentaschentuch und klagte endlich sein Elend: «Es ist gut, dass ihr auf der Schwarzen Möwe gelandet seid. Wie ihr seht, seht ihr niemanden außer mir. Ich habe keine Piratencrew, denn der Beruf des Piraten ist fast ausgestorben. Keiner will mehr auf einem Piratenschiff anheuern! Zu schlechte Bezahlung, zu wenig Urlaub, dann wollen sie vollen Beuteausgleich bei Krankheit. Da macht doch kein Piratenkapitän mit! Deshalb gibt es nur noch mich, Bill Gold Schrubberbein, und meinen Freund Kapitän Eduardo – der Staubsauger – Augenklappe der Dritte. Sein Schiff trägt den klangvollen Namen Sturmadler. Doch Eduardo ist verschwunden.»

«Wie, verschwunden?», fragte Maggie.

«Was ist passiert?», erkundigte sich Felix.

«Alles begann damit, dass ich vor vielen Jahren, als es noch die Spelunke Zum goldenen Rumfass gab, beim Seeräuber-Ärgere-Dich-Nicht eine Schatzkarte gewonnen habe. Die Insel der verlorenen Schätze liegt in gefährlichen Gewässern. Man segelt gen Norden bis zum Drachenfelsen, die Strömungen, die sogenannten Drachenwirbel, bringen das Schiff bedrohlich nahe an die Klippen mit ihren messerscharfen Felsen heran, die jeden Rumpf aufreißen können. Als wäre das noch nicht gefährlich genug, erwartet einen als Nächstes das Nebeltor zum Nebelmeer. Die Nebelschwaden sind so dicht, dass man nicht einmal mehr die Hand vor Augen erkennen kann. Biegt man im Nebelmeer falsch ab, gibt es keine Wiederkehr. Zahllose Schiffe sind dort verschwunden. Man munkelt, es spukt und die Schiffswracks erheben sich vom kalten Meeresboden und führen tapfere Seeleute in den Untergang.»

«G… Geisterschiffe?», fragte Felix zähneklappernd.

Kapitän Schrubberbein nickte und fuhr mit seiner Erzählung ungerührt fort: «Es gibt eine Lösung, und zwar das Licht der roten Nebellaterne. Diese hält die Geister fern, und der Schein der Lampe lotst dich sicher durch das Nebelmeer. Überfährt das Schiff die Nebelgrenze, trennen einen nur noch wenige Seemeilen von der Insel der verlorenen Schätze.»

«Maggie! Schau dich mal um! Überall Nebel!», zischte Felix.

«Kapitän Schrubberbein?», fragte Maggie gedehnt. «Kann es sein, dass Ihr Schiff vor dem Nebeltor liegt?»

«Aye.»

«Kann es sein, dass Sie nicht im Besitz der roten Nebellampe sind?»

«Aye.»

«Wie ist Ihr Plan? Zurücksegeln zum Drachenfelsen geht ja nicht», stellte Maggie treffend fest.

«Aye, Mädchen. Und an der Stelle kommt mein guter Freund Kapitän Augenklappe ins Spiel. Eduardo hat auf der Spiegelinsel die rote Nebellaterne gefunden. Wir wollten uns hier am Nebeltor treffen und gemeinsam auf Schatzsuche gehen. Doch er tauchte nicht auf. Nur dieses Geisterschiff dort drüben wartete auf mich. Dieser heimtückische Geisterkapitän versucht, mich in die Irre zu führen. Diese Nebelgestalt spricht mit der Stimme meines Freundes. Doch ICH lasse mich nicht reinlegen.»

«Kapitän, würden Sie mir Ihr Fernrohr kurz ausleihen?», fragte Maggie. «Dieses Geisterschiff muss ich sehen!»

«Aye», antwortete er wieder knapp und reichte Maggie das Fernrohr.

Sie stellte das Fernrohr ein und las den Namen des Geisterschiffes laut und deutlich vor: «Sturmadler.»

«Sturmadler?», wiederholte Felix.

«Sturmadler?», fragte der Kapitän verdutzt.

«Aye, Kapitän, schaut doch mal.» Maggie gab das Fernrohr an Bill Gold zurück.

Der hielt es sich an seine dicke Maulwurfbrille. «Ich sehe nix! Da vorn, das ist doch eindeutig ein Geisterkapitän!» Dann stellte er sich an die Rehling und brummte in voller Lautstärke: «Arrgh! Du legst mich nicht rein, du Geist! Eduardo! Wo bist du nur?»

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Maggie überlegte, warum der Piratenkapitän das andere Schiff für ein Geisterschiff hielt. Sie blickte erneut durch das Fernrohr und las erneut den Schiffsnamen Sturmadler. Auch der Kapitän dort machte keinen geisterhaften Eindruck. Kein bisschen. Auf seinem rechten Auge erkannte Maggie eine Augenklappe. Das musste Eduardo, der Staubsauger, Augenklappe der Dritte sein. Sie untersuchte die Linse, kein Kratzer, kein Staub, alles sauber.

 

Hmmm, dachte sie, und da fiel ihr Blick auf Bill Golds Maulwurfbrille. «Kapitän Schrubberbein, reichen Sie mir bitte mal Ihre Bille, ich muss da eine Theorie überprüfen.»

Bill Gold guckte verdutzt drein, aber gab der kleinen Abenteurerin seine dicke Brille.

«Aha, wusste ich es doch!», schrie Maggie jubelnd auf.

«Was hast du entdeckt?», wollte Felix sofort wissen.

«Arrgh, was heißt aha?», knurrte der Kapitän.

«Einen Moment», sagte Maggie und reichte Felix die Brille, denn sie brauchte beide Hände, um in ihrer Abenteuertasche zu wühlen. Stolz hielt sie ein Papierpäckchen mit einer Brille darauf in der Hand. Sie riss es auf und mit dem winzigen Tuch putzte sie die Maulwurfbrille.

«Du bist genial, Maggie», lobte Felix seine Freundin.

Prüfend blickte Maggie nochmals durch die Brille, die wahrscheinlich noch nie sauberer gewesen war, und gab sie dem Freibeuter. «Setzen Sie die Brille auf, Kapitän Schrubberbein.»

Bill Gold setzte seine Mauwurfbrille auf und sagte erst mal gar nichts. Sprachlos schaute der Pirat sich um. Und dann auf einmal hüpfte und tanzte der vorher so brummige Kapitän fröhlich auf seinem Schiffsdeck und sang: «Aye, yo ho, was bin ich froh, ich kann sehen, das kann ich nicht verstehen, aye, yo, ho, yo. Ich bin so froh yoo hoooooo. Bill Gold werd ich genannt, der schlimmste Pirat im ganzen Land, doch sah ich die Schätze wohl nicht, Kummer und Scham quälten mich, doch zwei Abenteurer retteten mich, nun bin ich froh, yo, ho.» Nach dem Tänzchen brauchte der Kapitän eine kurze Pause. Und grübelte. «Bist du eine Zauberin? Ist meine Brille verzaubert? Oder gar ich?», fragte er verunsichert.

«Ganz und gar nicht», antwortete Maggie. «Mit meiner Abenteuertasche bin ich bestens auf jede unmögliche Situation vorbereitet. Ein Brillenputztuch war die Lösung.»

«Maggie hat einen Riecher für die richtige Abenteuerausrüstung», bestätigte Felix.

«So, so, ein Putztuch also», sagte Bill Gold anerkennend. Auf die Idee, die Brille zu putzen, ist er gar nicht gekommen. Dann nahm er das Fernrohr und lugte erneut hindurch. Und tatsächlich, es war das Schiff Sturmadler, selbst der Geist war kein Geringerer als sein Freund Eduardo. Kapitän Schrubberbein brüllte mit voller Kraft: «Arr! Eduardo, mein Freund, ich bin froh, dich zu sehen!»

Doch aus der Ferne schrie Kapitän Augenklappe mit wütender Stimme: «Bill Gold, ich bin kein Floh, was fällt dir ein, mich so zu nennen?! Du bist selber ein winziger Floh!»

«Wie Floh? Wie kommt Eduardo auf Flöhe?», bemerkte Kapitän Schrubberbein entgeistert und konterte: «Du nennst mich nicht Floh! Und schon gar nicht winzig! Eduardo, wir sind keine Freunde mehr!»

«Kapitän Schrubberbein, Felix und ich rudern mit dem Beiboot zu ihm rüber und fragen ihn, was los ist. Sie sollten nicht zu vorschnell urteilen», schlug Maggie vor.

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Das Beiboot wurde zu Wasser gelassen, das Meer war ruhig, und es gab kaum Wellen, die ihre Überfahrt erschwerten. Nach einigen Minuten erreichten sie das Piratenschiff Sturmadler.

«Ahoi, ihr Heringe, was wollt ihr von mir?», zischte Kapitän Augenklappe der Dritte.

«Dürfen wir auf Ihr prächtiges Schiff?», fragte Felix.

«Du Landratte, was nennst du hier hässlich?! Sturmadler ist viel prachtvoller als der alte Kahn von diesem Verräter Schrubberbein.»

Felix blickte den Kapitän entsetzt an und wiederholte diesmal lauter: «Sturmadler ist ein prächtiges Schiff.»

«Aye, prächtig. Warum nicht gleich so, Junge. Ich lasse euch die Strickleiter runter, bindet euer Boot daran fest, dann kommt an Bord!»

«Maggie, ich glaube, ich weiß, was hier los ist. Kapitän Augenklappe der Dritte hört schlecht.»

«Das denke ich auch. Finden wir heraus, ob es stimmt.»

Die Strickleiter wackelte nicht so wie vermutet, und schnell standen die beiden vor dem Kapitän mit der Augenklappe.

«Ich bin Maggie, und das ist mein bester Freund Felix. Wir sind echte Abenteurer. Und wir können Ihnen mit Ihrem Freund Bill Gold helfen.»

«Arrgh, da gibt es nichts zu helfen», wehrte Eduardo ab.

Maggie kramte wieder in der Abenteuertasche. Nach kurzem Stöbern hielt sie drei Wattestäbchen in den Händen. Und übergab sie dem Kapitän.

«Was soll das sein?», wunderte sich Eduardo.

Maggie erklärte ihm, wie das fein bauschige Stäbchen zu benutzen war. Gebannt hörte der Seemann zu und verstand im zweiten Anlauf, was Maggie von ihm wollte.

«Aye, ich versuch´s.» Mit einem Mal machte es plopp in Eduardos Ohren, und er hörte. Er horchte. Vernahm das leise Geräusch des knarzenden Holzes. Das Klackern seiner Schuhe, als er aufgeregt über das Deck lief. Das sanfte Rauschen des Windes.

«Hören Sie uns jetzt?», erkundigte sich Maggie.

«Aye, klar und deutlich! Noch nie habe ich besser gehört. Bis jetzt wusste ich nicht mal, dass ich schlecht höre», lachte Kapitän Eduardo der Dritte.

«Dann können Sie sich mit Ihrem Freund Kapitän Schrubberbein versöhnen.» Und bevor Eduardo widersprechen konnte, winkte Maggie Bill Gold Schrubberbein heran.

Zögerlich ließ er das zweite Beiboot zu Wasser und ruderte ebenfalls hinüber.

«Meine geschätzten Herren, Kapitän Schrubberbein und Kapitän Augenklappe der Dritte, Sie können jetzt über Ihre Probleme sprechen», forderte Maggie die Piraten auf.

Bill Gold nickte den kleinen Abenteurern zu, fasste sich ein Herz und begann zu erzählen: «Aye, mein Freund, ich dachte, du wärst ein Geist, und dass du verschwunden bist. Aber die Kinder fanden heraus, dass meine Brille schmutzig war und ich deshalb schlecht gesehen habe.»

«Aye, so war das also. Und ich dachte, du sagst zu mir, dass ich ein Floh wäre, aber das lag wohl daran, dass ich schlecht höre. Aber dank der Abenteuerausrüstung, genannt Wattestäbchen, höre ich besser als nie zuvor.»

«Dann hatten wir beide ein Problem, ich hatte schlechte Augen und du schlechte Ohren!», stellte Kapitän Schrubberbein fest.

Die beiden Piraten lachten lauthals los.

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«Danke, Maggie und Felix, dass ihr uns geholfen habt», rief Kapitän Bill Gold Schrubberbein.

«Endlich beginnt unsere Schatzsuche», frohlockte Kapitän Augenklappe der Dritte und entzündete die rote Laterne.

Maggie und Felix stiegen die Strickleiter wieder hinab in das Beiboot. Zum Abschied winkten die Kinder und sahen zu, wie das Schiff das Nebeltor durchfuhr.

Maggie rief den beiden nach: «Und beim nächsten Mal erst darüber reden, dann lösen sich die Probleme fast von allein.»

«Machen wir», brummten die Kapitäne im Chor und verschwanden endgültig im dichten wabernden Nebelmeer. Nur der Schein des roten Lichtes war noch zu erkennen.

«Gute Reise!», riefen Maggie und Felix.

Alles war still. Das Meer. Das verlassene Piratenschiff, das ruhig vor Anker lag. So trieben die Abenteurer in ihrem Beiboot auf offener See. Und so plötzlich, wie beim letzten Abenteuer auf Schloss Geisterstunde, bildete sich wieder der Strudel aus Sternen und Funken und nahm die Kinder mit sich hinfort. Durchgewirbelt, aber glücklich landeten sie wieder auf dem Dachboden vor der Holztruhe.

Zurück im Bett und eingekuschelt in ihre Decken hatte Felix noch etwas auf dem Herzen: «Maggie? Kann ich dich was fragen?»

«Ja, sicher.»

«Hast du in der Schule zu Lilly gesagt, dass mein Pullover schön doof ist?»

«Aber nein, ich sagte, dein Pullover ist schön rot

«Dann hätte ich gar nicht sauer sein müssen, ich hätte dich lieber gleich fragen sollen, ob ich das richtig gehört habe.»

«Das war ein Missverständnis. Sorgen und Probleme werden nur kleiner, wenn man darüber spricht», beteuerte Maggie verständnisvoll.

«Beim nächsten Mal frage ich dich gleich», erwiderte Felix und gähnte. «Gute Nacht, Maggie.»

«Gute Nacht, Felix, und träume von unserem nächsten Abenteuer», murmelte Maggie gähnend.

Und beide Abenteurer schliefen glücklich und zufrieden ein und träumten von Schätzen und Piraten.

Papierflieger mit drei Sternen

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