Der leuchtende Blütenpfad
Darum geht's
Es ist Halloween und als größter Halloween-Fan schnitzt Mika fleißig an seinem Kürbis. Als Lilli in die Küche kommt und das Werk ihres Bruders bestaunt, erzählt sie von dem Tag der Toten, der in Mexiko gefeiert wird. Mika kennt das Fest natürlich und wollte schon immer einmal dabei sein. Da hat Lilli die Idee, mit dem magischen Reisekoffer das Fest zu besuchen. Schon am nächsten Tag finden sich die Geschwister in Mexiko wieder …
Es ist später Abend. Mika sitzt am Küchentisch, den Kopf über einen großen Kürbis gebeugt. Der Junge schnitzt ihm ein breites, zackiges Lächeln und betrachtet stolz sein Werk.
„Mika, du bist wirklich der größte Halloween-Fan, den ich kenne!“, kichert Lilli, als sie in die Küche kommt.
„Klar doch! Sich gruseln und andere erschrecken ist ja wohl das Beste, was es gibt!“, antwortet Mika. „Ich kann’s kaum erwarten, morgen mein Geisterkostüm anzuziehen und bei Oma zu klingeln!“
„Ich habe eine noch viel bessere Idee …“, flüstert Lilli geheimnisvoll.
Mika hält inne und schaut zu ihr auf. „Echt? Welche denn?“
„In Mexiko gibt es doch den Tag der Toten. Da feiern die Menschen, um ihre verstorbenen Familienmitglieder zu ehren und sich an sie zu erinnern.“
Mika starrt Lilli mit großen Augen an. „Ich weiß! Ich würde so gerne einmal dorthin reisen.“
Lilli lächelt. „Dein Halloween-Abenteuer ist nur einen Zauberspruch und Sprung entfernt!“
Am nächsten Tag schleichen die beiden leise die knarrende Treppe zum Dachboden hinauf. Es ist Vollmond und überall tanzen gruselige Schatten an den Wänden.
„Bereit?“, fragt Lilli ihren Bruder leise. Jetzt ist sie doch ein wenig ängstlich.
„Bereit!“, sagt Mika und sie greifen nach den Händen des anderen.
Koffer auf,
der Zauber beginnt,
führ’ UNS dorthin,
wo Abenteuer sind!
Kaum in den Koffer gehüpft, finden sie sich auf einem Friedhof in Mexiko wieder. Es ist bereits Nacht, doch überall flimmern Kerzen, Altare sind mit Blumen und Fotos geschmückt und die Luft ist von dem Duft süßer Speisen erfüllt. Menschen in farbenfrohen Kostümen tanzen ausgelassen und ein starker Wind weht durch die Menge.
„Wow!“, raunt Mika ehrfürchtig. „Es ist alles noch so viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe.“
Da bemerken die Geschwister ein Mädchen in ihrem Alter, das konzentriert versucht, einen Pfad aus Blütenblättern zu legen. Sie wirkt ein wenig niedergeschlagen und sieht immer wieder nervös zu einem Altar hinüber.
„Hallo! Ich bin Mika und das ist meine Schwester Lilli. Können wir dir irgendwie helfen?“, fragt Mika.
Das Mädchen sieht die zwei unglücklich an. „Ah, ¡hola! Ich heiße Sofia. Ich lege diese Blumen aus, damit die Geister meiner Familie den Weg zum Altar finden können. Der Pfad führt vom Familiengrab direkt zu unserem Altar. Aber der blöde Wind weht heute immer wieder alles durcheinander und ich weiß nicht, ob die Geister meiner Ahnen den Weg ohne meinen Blumenpfad finden.“
„Oh, das klingt wichtig“, sagt Lilli und begutachtet den Blumenpfad, der bereits wieder teilweise vom Wind verstreut wurde.
„Ich bin mir sicher, dass wir dir helfen können!“, sagt Mika entschlossen und kniet sich neben Sofia, um die Blütenblätter vorsichtig auf dem Boden zu platzieren.
Doch der Wind wird wieder stärker und kaum haben sie die Blumen abgelegt, wirbelt er sie direkt wieder durcheinander.
„Das funktioniert so einfach nicht“, schluchzt Sofia traurig. „Der Wind ist heute einfach zu stark.“
Da hat Mika eine Idee. „Vielleicht brauchen wir einfach mehr Leute, um deine Blumen zu schützen! Wenn wir alle dicht beisammen stehen und einen engen Gang um den Pfad bilden, kann der Wind ihn nicht mehr wegpusten!“
Sofort rennen die drei los und sprechen alle Menschen an, die in der Nähe stehen. Sie erklären ihnen ihr Vorhaben und wie wichtig es ist, dass die Geister der Vorfahren den Weg zum Altar finden können. Immer mehr Feiernde schließen sich ihnen an, bis sie einen ausreichend großen Tunnel gebildet haben, um Sofias Blumenpfad vor dem Wind zu schützen.
Das Mädchen legt alle Blumen mit Mikas und Lillis Hilfe erneut entlang des Weges aus. Die Helfer halten sich derweil fest an den Händen und stellen sich so dicht wie möglich zusammen, um den Wind fernzuhalten.
Dieses Mal bleibt der Pfad unberührt und beginnt strahlend zu leuchten, als Sofia die letzte Blüte abgelegt hat.
„Es hat endlich geklappt!“, freut sich Sofia und umarmt Mika und Lilli glücklich. „Jetzt kann meine Familie den Weg zum Altar finden. Ich bin euch so dankbar!“
Mika und Lilli schauen sich an und spüren eine friedliche, ruhige Energie, die sich in ihnen und um sie herum breit macht.
„Ich glaube, wir haben heute Abend etwas wirklich Wichtiges gelernt.“, sagt Lilli zu ihrem Bruder.
Mika nickt und fügt hinzu: „Es geht an Halloween nicht nur darum, sich zu gruseln oder andere zu erschrecken, sondern auch darum, Traditionen zu verstehen und zu schätzen. Hier in Mexiko feiern die Menschen das bunte Leben und die unendliche Liebe zu ihren Familien.“
Sie wussten, dass der heutige Abend mehr war als nur ein Abenteuer – er war eine Erinnerung daran, dass die Liebe selbst die stärksten Winde bezwingen kann.
ZACK!
WUMM!
KRRR!
Der magische Reisekoffer befördert Mika und Lilli schnurstracks wieder zurück auf Omas Dachboden. Und was entdeckt Mika da in seiner Hosentasche? Einen Magneten des leuchtenden Blumenpfades, den er daheim vorm Einschlafen stolz an seine Weltkarte anpinnt.
Mexiko? Check!
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