Der Rutschen-Stau
Benjamin Jäger
Der große und starke Conni treibt auf dem Spielplatz sein Unwesen. Wird es den anderen Kindern gelingen, seine Hänseleien endgültig zu stoppen?
Nach Alter: 4-6 Jahre
Nach Lesedauer: Ca. 5 Minuten
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Lilli wohnt in einer kleinen Wohnsiedlung mit einem tollen Spielplatz im Innenhof. Für ihr Leben gerne geht sie rutschen. Fast täglich saust sie die leuchtend rote Rutsche hinab und kann gar nicht genug davon kriegen. Sie liebt es, wenn sie mit extra Schwung hinunter flitzt und der Wind ihre Haare fliegen lässt. Einmal vor der Schule, dann nach dem Unterricht und noch nachmittags beim Spielen, ist sie auf der Rutsche zu finden.
Doch seit zwei Wochen gibt es ein riesiges Stauproblem auf der Rutsche. Der große und starke Nachbarsjunge Conni treibt nämlich an der Rutsche sein Unwesen. Er jagt allen Kindern Angst ein und droht die Köpfe der anderen Kinder in den Sand zu stecken, wenn sie Conni nicht vorlassen. Sobald Conni die Rutsche hinunter gerutscht ist, stellt er sich nicht hinten an, sondern drängelt sich direkt wieder auf den ersten Platz vor der Rutsche vor. So kann nur ein Kind rutschen, bevor Conni schon wieder vor der Rutsche steht. Alle anderen Kinder müssen immer ewig warten. Das macht keinen Spaß und ist obendrein noch sehr unfair. Doch keiner traut sich etwas zu sagen und dem Rüpel Conni die Stirn zu bieten.
Lilli hat beschlossen, dass sie die Schnauze gestrichen voll hat, von Connis unfairem Spiel. So kann es nicht weiter gehen. Denn der Spielplatz ist schließlich für alle Kinder da und jedes Kind muss sich an die Regeln halten. Deshalb hat Lilli einen Plan geschmiedet. Am Wochenende hat sie einen Film gesehen, in dem ein Halunke in einem kleinen Dorf sein Unwesen treibt. Dabei musste sie direkt an Conni denken. Denn auch in dem Film traute sich niemand, dem Halunken alleine die Stirn zu bieten. Am Ende des Films schlossen sich alle Dorfbewohner zusammen und stellten sich gemeinsam gegen den Gauner. “Gemeinsam sind wir stärker”, hatte die mutige Heldin aus dem Film gesagt. Und genau so will es Lilli auch machen.
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Am nächsten Nachmittag ging sie extra früh auf den Innenhof zum Spielplatz. Aber sie ging nicht zur Rutsche, sondern wartete hinter der Kletterwand. Dort konnte sie keiner direkt sehen. Auf die Sekunde genau kam dann auch Conni in den Innenhof und Lilli blieb vorsichtig hinter der Kletterwand, sodass Conni nichts bemerkte. Nach und nach kamen auch die anderen Kinder. Sobald ein Kind kam, schaute sie vorsichtig hinter der Kletterwand hervor und winkte es zu sich. Nach kurzer Zeit standen sie zu sechst hinter der Wand und Lilli erklärte allen ihren Plan. Die Kinder waren begeistert und stimmten dem Plan zu. “Gemeinsam sind wir stärker!”, sagte sie und legten ihre Hände alle aufeinander.
Conni rutschte derweil immer und immer wieder die rote Rutsche hinunter. Er wunderte sich, wo alle anderen Kinder waren und rief laut: “Wo seid ihr denn alle? Na, traut ihr euch nicht mehr ihr Looser?!”. Das war ihr Stichwort. Mutig kam Lilli hinter der Kletterwand hervor und sagte: “Ich traue mich und ich habe keine Angst vor dir!”. Conni fing laut an zu lachen. Da kam das nächste Kinder hervor und sagte: “Ich traue mich auch und habe keine Angst vor dir!”. Conni lachte noch immer. Doch mit jedem Kind das hinter der Kletterwand hervor kam, verging Conni das Lachen immer mehr. Als sie alle sechs gemeinsam vor Conni standen, sagte Lilli mutig und mit lauter Stimme: “Gemeinsam sind wir stärker als du und ab jetzt wirst du dich an die Regeln halten!”. Conni entgegnete: “Das wollen wir doch mal sehen!”, und versuchte Lilli zu packen und in den Sand zu drücken. Doch blitzschnell hielten alle Kinder gemeinsam Conni fest, sodass dieser sich nicht mehr wehren konnte. “Lasst mich los!”, schrie er mit etwas weinerlicher Stimme. “Siehst du, gemeinsam, sind wir stärker!”, sagten die Kinder zeitgleich. Lillis Plan war aufgegangen und stolz sagte sie nochmals: “Ab jetzt wirst du dich an die Regeln halten oder du bist heute das letzte Mal gerutscht!” Conni senkte wehmütig seinen Kopf: “Ich werde mich an die Regeln halten, es tut mir leid.”
Von diesem Tag an hielt sich Conni an die Regeln und es gab keinen Stau mehr auf der Rutsche. Lilli konnte wieder tun, was sie am liebsten tat. Mit Schwung die rote leuchtende Rutsche hinunter sausen und ihre Haare im Wind fliegen lassen.
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