Der verschwundene Kürbis
Beschreibung
Leni und Tim haben den größten Kürbis aller Zeiten gefunden – perfekt für Halloween. Gemeinsam bemalen sie diesen mit dem gruseligsten Gesicht. Doch am nächsten Morgen ist der Kürbis verschwunden…
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Leni und Tim waren überglücklich. In diesem Jahr hatten sie den größten Kürbis aller Zeiten gefunden! Er war so groß, dass sie ihn nur mit Papas Hilfe nach Hause bringen konnten. Alle zusammen mussten mit anpacken, um ihn aus dem Kürbisfeld zu heben und mit der Schubkarre nach Hause zu bringen. Doch für den perfekten Kürbis war es alle Mühe wert. Der Kürbis war rund, glatt und fast so groß wie ein kleines Auto – perfekt für Halloween!
„Wir machen das gruseligste Gesicht der ganzen Nachbarschaft. Damit sich jeder erschreckt, der an unserem Haus vorbeikommt!“ rief Tim begeistert.
Leni nickte, während sie ihre Farben ausbreitete.
Dieses Jahr wollten sie den Kürbis nicht schnitzen, sondern bemalen – und zwar richtig unheimlich. Denn Leni und Tim waren sich nach dem letzten Jahr einig, dass sie besser Malen als Schnitzen können. Stundenlang saßen sie auf der Terrasse und arbeiteten an ihrem Meisterwerk. Leni malte ein furchterregendes Grinsen mit scharfen, spitzen Zähnen. Tim verpasste ihm leuchtend rote Augen, die so gruselig wirkten, als würden sie einen direkt anstarren.
„Fertig!“ rief Leni schließlich, als sie den letzten Pinselstrich setzte. Der Kürbis stand stolz vor ihnen und funkelte im letzten Licht des Tages.
„Der wird alle anderen Kürbisse neidisch machen!“ sagte Tim mit einem zufriedenen Grinsen.
Sie stellten den Kürbis auf einen Ehrenplatz direkt vor der Haustür, damit jeder ihn sehen konnte, der vorbeiging. Dann gingen sie müde, aber glücklich ins Bett und freuten sich auf die staunenden Blicke der Nachbarn am nächsten Morgen.
Als Leni und Tim am nächsten Tag nach draußen stürmten, blieb ihnen die Luft weg.
Der Kürbis war weg!
„Das kann nicht sein!“ rief Leni entsetzt. Sie rannte die Stufen hinunter und schaute sich um. Nichts – keine Spur von ihrem riesigen Kunstwerk.
„Vielleicht hat ihn jemand geklaut“, überlegte Tim laut. „Wer würde so etwas tun?“
Leni stemmte die Hände in die Hüften. „Das finden wir heraus!“
Die beiden Kinder machten sich sofort auf die Suche. Sie durchforsteten den ganzen Garten und die Straße. Aber vom Kürbis fehlte jede Spur. Erst als sie hinter das Haus gingen, entdeckte Leni etwas Merkwürdiges.
„Schau mal!“ rief sie und deutete auf den Boden. Zwischen den langen Grashalmen schimmerten kleine Stückchen von Kürbisfleisch. Es sah aus, als hätte jemand das Innere vom Kürbis entfernt und aus dem Weg einiges davon verloren.
„Das ist unser Kürbis!“ Tim kniff die Augen zusammen und folgte der Spur. „Da! Sie führt in den Wald!“
Voller Tatendrang folgten sie den Kürbisbrocken durch das hohe Gras und in ein kleines Wäldchen, das hinter dem Haus begann. Die Bäume standen dicht beieinander, und die Äste raschelten leise im Wind. Tim blieb stehen und lauschte.
„Hörst du das?“ flüsterte er. Ein leises Klopfen und Kratzen drang durch die Stille des Waldes.
Vorsichtig schlichen sie weiter und duckten sich unter tiefhängenden Zweigen hindurch. Die Geräusche wurden lauter und begannen unheimlich zu klingen. Tim griff nach Lenis Hand, weil er etwas Angst bekam. Auch Leni hatte Gänsehaut und war froh, als ihr Tim die Hand reichte. Schritt für Schritt gingen sie immer näher auf die unheimlichen Geräusche zu.
Und dann, hinter einem dichten Strauch, entdeckten sie die Quelle der Geräusche.
„Opa?“ riefen die Kinder wie aus einem Mund.
Opa Karl saß auf einem Baumstumpf, den großen Kürbis vor sich. Mit einem Schnitzmesser in der Hand bearbeitete er den Kürbis mit einer Präzision, die Leni und Tim staunen ließ. Er hatte das Gesicht, das sie aufgemalt hatten, ausgeschnitten. Jetzt hatte der Kürbis tatsächlich: Scharfe Zähne und schmale Augen, die jetzt noch bedrohlicher aussahen.
„Ach, da seid ihr ja“, sagte Opa Karl lächelnd und sah kaum überrascht aus, die beiden Kinder zu sehen. „Ich dachte mir, ich mache euren Kürbis noch ein bisschen gruseliger.“
„Opa!“ rief Leni empört. „Wir haben stundenlang daran gearbeitet, und du hast ihn einfach mitgenommen, ohne etwas zu sagen!“
Opa Karl legte das Messer zur Seite und streichelte sich den Bart. „Na, ich dachte, ein kleines Upgrade könnte nicht schaden. Seht doch mal!“
Widerwillig traten die Kinder näher, um den Kürbis genauer zu betrachten. Und tatsächlich – er sah noch furchterregender aus als zuvor. Die Zähne waren messerscharf ausgeschnitten, die Augen schauten böse drein, und das Grinsen sah aus, als würde der Kürbis jeden Moment jemanden verschlingen wollen.
„Wow“, flüsterte Tim ehrfürchtig. „Das ist… echt unheimlich.“
„Ja“, stimmte Leni zu. „Aber Opa, du hättest uns doch Bescheid sagen können. Wir dachten, jemand hätte unseren Kürbis gestohlen!“
Opa Karl lachte leise. „Tut mir leid, Kinder. Das wollte ich nicht. Aber ich muss schon sagen, das ist der beste Kürbis, den ich je gesehen habe. Und eure tollen Malkünste mussten einfach ausgeschnitten und lebendig werden.“
Mit vereinten Kräften trugen sie den Kürbis zurück zum Haus. Ohne das Innere war der Kürbis zwar etwas leichter. Es war dennoch eine ganz schöne Anstrengung undr schließlich stand er wieder an seinem Platz. Opa zündete noch eine große Kerze an und platzierte sie im Inneren des Kürbisses. Als es abends dunkel wurde und die Nachbarn zum ersten Mal an dem Haus vorbeigingen, blieben sie stehen und starrten mit großen Augen auf das gruselige Kunstwerk.
„Das ist der beste Halloween-Kürbis, den ich je gesehen habe“, sagte ein Junge bewundernd zu seinen Freunden.
Tim und Leni grinsten stolz. Ihr Kürbis war der unheimlichste weit und breit – und sie wussten, dass es dieses Jahr kein gruseligeres Haus in der ganzen Nachbarschaft geben würde.
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