
Kapitel 4: Die verschwundene Post
Darum geht's
Albert und Mimi machen sich auf zum Briefkasten, um die wichtige Post für den Professor zu holen. Dort treffen sie Simon, der ihnen verwundert erzählt, dass der Postkasten schon wieder leer ist. Das ist schon der fünfte Tage in Folge, und Albert merkt, dass hier etwas nicht stimmt.
Es dauert nicht lange, dann haben die beiden die Brücke überquert und das Ufer von Pellewürmchen erreicht. Dort steht auf einem Pfeiler ein Briefkasten – quietschgelb, mit einem großen Posthornaufdruck.
Jeden Tag fährt ein Postschiff vom Festland zu den Inseln aufs Meer hinaus. Es würde viel zu lange dauern, wenn es überall vor Anker gehen würde. Darum arbeiten Brieftauben auf dem Schiff, die Briefe zu den Inseln bringen und in die gelben Briefkästen stecken. Von dort kann sich dann jeder Inselbewohner seine Post abholen.
„Guten Morgen, Albert. Oh, du scheinst Besuch zu haben. Hallo, kleine Mäusedame“, begrüßt Simon Albert und Mimi freundlich. Er ist gerade dabei, die Klappe des Briefkastens zu öffnen. „Ihr kommt bestimmt, um die Post für den Professor zu holen. Leider muss ich euch enttäuschen. Schon wieder gibt es keine Post, genau wie in den letzten Tagen.“ Simon kratzt sich nachdenklich am Kinn. „Ich verstehe das nicht. Das Schiff und die Brieftauben waren bislang immer sehr zuverlässig … seltsam.“ Dann geht er Richtung Bootshaus davon.
„Ja, seltsam“, meint auch Albert gedankenverloren und runzelt die Stirn. „Das ist jetzt schon der fünfte Tag, an dem es keine Post gibt. Eigentlich bekommt der Professor jeden Tag Briefe.“
„Das ist … großartig! Hurra!“, ruft Mimi mit einer so fröhlichen Stimme, dass Albert aus seinen Gedanken gerissen wird.
„Ich weiß nicht, was daran so großartig sein soll“, brummt er und schaut Mimi missbilligend an. „Die Post ist von großer Bedeutung für den Professor, schließlich braucht er sie, um an seinen Wissensbüchern weiterzuarbeiten. Er tauscht sich mit vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen auf der ganzen Welt aus. Für alle anderen ist die Post natürlich auch wichtig. Frau Apfelbaum freut sich immer sehr über Postkarten, die ihr von ihren Nichten und Neffen geschickt werden.“
Mimi strahlt über das ganze Mäusegesicht. Natürlich kann Albert nicht wissen, warum ihr Herz gerade Purzelbäume schlägt. Voller Stolz stellt sie sich aufrecht vor den Kater und stemmt ihre Mäusepfötchen in die Hüften.
„Natürlich ist das blöd, dass die Briefe nicht ankommen. Hier ist eindeutig etwas faul, mein lieber Alberrrto. Das rieche ich von hier bis zum Mond und dreimal rumgewickelt. Ich wittere einen echten Kriminalfall – Briefdiebstahl auf Pellewurm und -würmchen! Und jetzt sage ich dir, was daran großartig ist: Ich bin eine Detektivin! Da staunst du, was?“
„Ach so?“, sagt Albert und zieht dabei eine Augenbraue hoch.
„Ja, wirklich!“ Mimi hüpft vor lauter Freude von einem Bein auf das andere. „Ich kann es dir sogar beweisen!“ Mit diesen Worten nimmt sie den Rucksack von ihren Schultern und kramt darin herum. Dabei murmelt sie leise vor sich hin: „Würfelbecher … Kaugummis … Käse … Da ist er ja!“ Begeistert zieht sie ein kariertes Hütchen heraus und setzt es auf: „Ta-daaa! Mein Detektivhut!“ Erneut beginnt sie, etwas im Rucksack zu suchen. Schließlich holt sie ein großes, rundes Glas hervor und schraubt einen Holzstiel daran fest. „Das ist eine Lupe, die alles vergrößert, wenn ich es dadurch anschaue. Damit kann ich auch die kleinsten Fußspuren finden!“
Aufgeregt sucht sie sogleich den Boden nach Spuren ab, doch nach einer Weile schüttelt sie enttäuscht den Kopf. „Nee, hier ist nichts Ungewöhnliches, außer unseren Pfotenabdrücken, Möwenfedern und den riesigen Schuhabdrücken von Simon. Wie unglaublich große Füße er hat! Wenn ich nur einen Schuh von ihm hätte, dann könnte ich den prima als Boot benutzen. Dabei fällt mir ein, ich habe völlig vergessen, mein Floß am Ufer festzumachen. Das ist bestimmt mittlerweile schon wieder aufs Meer rausgetrieben!“ überlegt Mimi laut.
Albert zuckt zusammen und schaut Mimi mit großen Augen an.
„Möchtest du die Insel denn wieder verlassen?“
„Ich kann doch nicht für immer hierbleiben.“ Mimi schaut dem Kater direkt in die Augen. „Würdest du mich denn vermissen, lieber Alberrrto?“
Albert ist froh, dass sein ganzer Körper mit Fell bedeckt ist, denn so kann Mimi nicht sehen, dass er von der Nasen- bis zur Schwanzspitze knallrot geworden ist. Natürlich würde er Mimi vermissen, das spürt er ganz deutlich. In seinem Bauch hat sich alles zusammengezogen, als die Maus davon gesprochen hat, die Insel zu verlassen. Schon nach so kurzer Zeit hat er sie liebgewonnen, aber das möchte er auf keinen Fall zugeben. Es ist ihm peinlich. Warum das so ist, weiß er gar nicht.
Darum sagt er mit besonders ernster Stimme: „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich Albert heiße und nicht Alberrrto genannt werden möchte! Merk dir das endlich!“
Mimi verzieht keine Miene und stupst den Kater mit ihrer Mäusepfote in die Seite: „Nur ganz besonders große und stattliche Kater werden in meiner Heimat Brasilien Alberrrto genannt. Und weil du nun mal so groß und stattlich bist, vergesse ich immer, dass ich das nicht soll, lieber Alberrr – äh – Albert.“
„Ach so?“, meint Albert etwas verlegen und wechselt lieber schnell das Thema. „Du glaubst also, dass jemand die Post geklaut hat und wir es mit Briefdiebstahl zu tun haben. Aber wer sollte so etwas tun? Ich kann mir das von niemandem hier vorstellen. Wir leben alle in Frieden miteinander und keiner nimmt dem anderen etwas weg.“
„Aber wenn die Brieftauben und das Postschiff so zuverlässig sind und eigentlich jeden Tag Post bringen, dann gibt es doch nur diese Möglichkeit“, stellt Mimi fest.
Das leuchtet Albert zwar ein, aber dieser Gedanke bereitet ihm Bauchschmerzen.
„Wer wohnt denn noch hier auf den beiden Inseln?“, fragt Mimi weiter und holt ein Notizbuch und einen Bleistift aus ihrem Rucksack.
Albert zählt auf: „Auf Mathildas Bauernhof wohnt natürlich Mathilda, dann das Pferd
Emma, Eberhard der Eber mit seiner Frau Erna und ihren vierzehn Ferkelchen … und die Feriengäste. Zurzeit ist das eine Familie – Mutter, Vater und drei Kinder.“
„Interessant, interessant … Ich mache mir jetzt erst einmal einen Überblick. Jedes Detail ist für meine Ermittlungen wichtig.“ Eifrig notiert sich Mimi alles in ihrem Notizbuch.
„Wie bist du eigentlich eine Detektivin geworden?“, fragt Albert und schaut Mimi dabei skeptisch an. Kann eine kleine Maus wirklich Kriminalfälle lösen? Er weiß nicht so richtig, was er davon halten soll.
„Mein Onkel Fabius-Kornelius Gabriello-Frikadello Lucas-Pupas Banana de Lama hat in Brasilien ein Detektivbüro. Im letzten Jahr hat er mir zu meinem Geburtstag eine komplette Detektivausrüstung geschenkt: Die Lupe, Pulver und Pinsel für Fingerabdrücke, Zauberstift, Abhörgerät, Fernglas, Nachtsichtgerät und den Detektivhut. Endlich kann ich diese Dinge ausprobieren! Ich werde nach Verdächtigen, Spuren und Zeugen suchen, die etwas Auffälliges gesehen haben könnten“, erklärt Mimi eifrig und strahlt über beide Mäusebäckchen.
„Ach so?“, sagt Albert und will gerade anmerken, dass man noch lange kein Detektiv
oder eine Detektivin ist, nur weil man die Ausrüstung dafür hat. Doch da hat sich Mimi schon flotten Schrittes Richtung Bauernhof aufgemacht.
Albert seufzt. Eigentlich hat er überhaupt keine Lust, jetzt quer über die ganze Insel zu laufen. Schließlich hat er noch nicht einmal gefrühstückt und sein Magen knurrt so laut, als hätte er einen missgestimmten Dackel verschluckt. Letztendlich macht er sich aber doch daran, der kleinen Maus zu folgen – wer weiß, was sie ohne ihn eventuell für einen Blödsinn anstellt.
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