Logo zum Kinderbuch "Im Weltraum der Gefühle – Tim und die Gefühlsplaneten", ein Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren von Angelina Wenzler und Zwergenstark
Illustration von einer Spinne auf der Tanzfläche einer Halloween-Party in einem Schrank

Eine gruselspaßige Halloween-Party

🎯 ab 3 Jahren

🕔 ca. 6 Minuten

✍️ von Maria Leon

Darum geht's

Die kleine Spinne Kitzelda möchte eine große Halloween-Party schmeißen und hat schon eine Idee für ein ungeheuerlich gruseliges Kostüm.

Kitzelda krabbelt über einen achtlos zusammengeknüllten Wollpullover. Huch! Was bewegt sich denn da? Ein kleiner hummelflauschiger Hügel wandert von einer Seite zur anderen. Kitzelda duckt sich und setzt vorsichtig einen ihrer acht Füße vor den anderen. Dann springt sie mit einem Hops auf das wollhügelige Etwas.

„Hab ich dich!“, ruft sie. In diesem Haus gibt es nur ein Insekt, das Wolle über alles liebt. 

„Du hast mich ganz schön erschreckt!“ Kleidermottenlarve Jette, Kitzeldas beste Freundin, steckt ihren Kopf aus dem Pulloverärmel. Sie lacht so laut, dass ihr der Wollhappen fast aus dem Mund fällt.

„Erschrecken ist das richtige Stichwort“, erwidert Kitzelda begeistert. „Heute Abend ist Halloween und ich möchte eine Halloween-Party schmeißen. Hilfst du mir dabei?“ 

„Waf foll daf denn fein?“, fragt Jette mampfend, nachdem sie sich ein neues Stück leckerer Schafswolle abgebissen hat. 

„Ich habe das schon mal bei den Langbeinern gesehen“, erklärt Kitzelda. „Die Menschen verkleiden sich als etwas Gruseliges und erschrecken sich gegenseitig. Das macht unheimlich viel Spaß!“

„Ich weif nicht.“ Jette kaut zögerlich am Ärmelsaum. „Wie soll denn etwas Gruseliges Spaß machen? Deswegen heißt es doch gruselig, weil es gruselig ist. Sonst würde es ja wohl spaßig heißen.“

„Du kannst dir auch etwas anziehen, das du eklig oder lustig findest. Einfach das, worauf du Lust hast.“ 

„Hmm“, überlegt Jette laut. Überzeugt ist sie noch nicht. 

„Das wird toll! Es wird Musik geben, alle können tanzen. Und –“, Kitzelda grinst, „es wird natürlich jede Menge Futter geben. Alle können ihr Lieblingsgericht mitbringen.“

„DAS musst du mir nicht zweimal sagen.“ Jettes Augen leuchten wie Glühwürmchen am Nachthimmel, als sie sich die Wollfasern von ihrem seidig-glänzenden Larvenkörper schüttelt.

„Aber wir müssen uns ranhalten. So eine Party organisiert sich nicht von alleine.“

Das Wichtigste an einer Feier sind natürlich die Gäste. Deswegen machen sich Kitzelda und Jette sofort auf den Weg. 

Im Keller treffen sie Kilian Kellerassel, der von Kitzeldas Idee hellauf begeistert ist. „Mein Papa macht den besten Laublauf der Welt“, sagt er strahlend. 

Da stecken Maja Marienkäfer und Winnie Wanze neugierig ihre Köpfe aus der Mauerritze. Sie haben es sich in ihrem Winterquartier bereits gemütlich gemacht. „Bevor wir schlafen gehen, haben wir nichts gegen eine Fete“, sagt Maja Marienkäfer. 

„Ich komme auch“, schaltet sich Zoe Zitronenfalter ein, die soeben durch das offene Kellerfenster hereingeflattert ist. 

„Klasse! Aber ich warne euch“, sagt Kitzelda grinsend. „Ich werde ein ungeheuerlich gruseliges Kostüm tragen!“

Damit verabschieden sich Kitzelda und Jette. Mäuseschnell flitzen sie vom Keller bis zum Dachboden und laden all ihre Freunde und Nachbarn ein. 

Anschließend ist der Wandschrank dran. So muffellangweilig kann der nicht bleiben. Papa und Mama Spinne netzen alle Ecken ein, Motte Jette zündet Kerzen an und Kitzelda verteilt das Herbstlaub, das sie draußen vor dem Kellerfenster gesammelt hat. Doch oh nein! Plötzlich sind einige Blätter, die Kitzelda aus Versehen aufgewirbelt hat, in Flammen aufgegangen. 

„Hilfe!“ Panisch kriecht Jette davon. Mama und Papa Spinne sind weit und breit nicht zu sehen? Was nun? Zum Glück hat Kitzelda Superkräfte! Sauseschnell schießt sie Seidenfäden aus ihren Spinndrüsen. Diese legen sich wie eine Decke über die Flammen und erlöschen sie. 

„Puh! Beinahe wäre unsere Party in Flammen aufgegangen“, sagt Kitzelda erleichtert zu Jette, die sich wieder aus ihrem Versteck herausgetraut hat. 

Gemeinsam verteilen sie noch das restliche Laub und tauschen die Wachskerzen gegen elektrische Kerzen aus. Jetzt sieht es herbstlich gemütlich und geistergruselig zugleich aus.

Am Abend ist es endlich so weit. 

Zappelnervös zuppelt Kitzelda an ihrem Menschen-Kostüm. Jeweils drei ihrer Beine hat sie zusammengebunden und eine Hose darüber gezogen. 

„Du siehst wie ein echter Langbeiner aus“, sagt Jette. „Die sind furchtbar gruselig. Ich möchte auf keinen Fall einem echten begegnen.“ Jette schaudert.

„Lauf schnell weg, bevor ich dich erwische. Uuuh!“, ärgert Kitzelda Jette. Sie freut sich, dass ihre Verkleidung so gut gelungen ist. „Nur die Augenklappen sind nervig. Zwei Augen sind total unpraktisch. Ich sehe kaum etwas.“

Draußen ist es dunkel geworden und langsam trudeln die Gäste ein. 

„Die Party ist geckograndios!“, sagt Kitzelda und schaut sich freudestrahlend um. Im schummrigen Kerzenlicht wandern ihre Freunde plötzlich als Langbeiner, Vögel, Fledermäuse, Frösche, Eidechsen und Schlangen im ganzen Wandschrank umher. 

Auf der Tanzfläche stolpern drei Katzen zur Live-Musik immer wieder über ihre Schwänze. Für diesen Abend ist sogar die Band Zirp-Knack aus dem Nachbarhaus angereist. Zwei Grillen, zwei Zikaden und ein Falter präsentieren ihre neuesten Hits. 

Drüben am Buffet schleckt Winnie Wanze seine Pflanzsaftbowle, während Maja Marienkäfer sich eine große Portion Spaghetti Blattlausenese auf den Teller lädt. 

„Daf ift ein voller Erfolg“, entgegnet Jette schmatzend. 

Doch urplötzlich wird es sonnenhell. Alle Spinnen und Insekten erstarren zu Zuckerstangen. Nur eine Grille zirpt nervös mit ihren Flügeln. Dann erscheint ein Paar riesiger brauner Augen vor dem Wandschrank. 

Jemand ruft: „Ein Langbeiner!“ Ein ameisenwuseliges Chaos bricht aus. Alle rufen und rennen krabbelgeschwind durcheinander.

„Haaaaalt!“, ruft Kitzelda durch ein Megafon, dass sie aus einem Haselnussblatt zusammengerollt hat. „Das ist Tom. Er tut euch nichts! Wir sind Freunde. Ich habe ihn auch zur Halloween-Party eingeladen.“ 

„Ich habe mich auch verkleidet“, sagt Tom und zeigt auf sein Gesicht, das vollständig mit einem dunklen Spinnennetz bemalt ist. Darüber läuft eine große, haarige Spinne. 

„Puh! Ich bin vor Schreck fast umgefallen“, sagt Jette. 

„Nun ist es eine richtige Halloween-Party,“ entgegnet Kitzelda grinsend.

Mit Freunden teilen