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Beitragsbild der Geschichte "Hoffnung und das Dunkle", SoulStory Schreibwettbewerb von dem Soulbuddies e.V.

Hoffnung und das Dunkle

eine Geschichte aus dem SoulStory Schreibwettbewerb, geschrieben von Tabaki Fox (20 Jahre)

Die Menschen schliefen.

Im behüteten Schlaf, selbst wenn sie nicht wussten, wer Nacht für Nacht sein Leben auf das Spiel der Gemeinschaft setzen musste. Die Schafe sprangen über das dunkle, klare Sternenzelt. Sorglos spielten sie ein Spiel vom Fangen. Wie Kinder.

Der goldene Drache glitt durch das Dunkel. Sah nach dem Rechten. Seine Schuppen leuchteten in der Nacht; für die Menschen eine Sternschnuppe auf die sie wünschten, ein besseres Leben zu besitzen. Oder mehr zu besitzen. Doch er wusste besser. Der Frieden war nicht beständig. War es nie, wird es nie sein. Es lauerte immer. Im Dunkeln. Im Ungewissen.

Und er wusste, er war unvorbereitet. Die Sonne schien nicht genug bei Tag. Er war schwächer, schwächer als je zuvor. Seine Lage war hoffnungslos, Aufgeben keine Option. Seine Schafe, die Menschen brauchten ihn. Zählten, hofften auf ihn. Auch wenn diese nicht wussten, dass er die Sternschnuppe war.

Dieses Mal war es anders. Das Dunkel war anders.

Sie zog auf. Leise, verraten durch ein feines Donnergrollen, welches sich durch die knisternde Luft zog. Schien elektrisch aufgeladen. Der Wächter spürte die feine Veränderung im Luftraum, als seine großen Schwingen durch die Luft schnitten. Die Elektrizität schien an seinem Körper herunter zu gleiten. Präzise, jeder Flügelschlag genau genug, um ihn in der Luft zu halten. In edler Anmut.

Die Verdunklung näherte sich, hatte schon einen Teil der Stadt eingenommen. Er war nicht schnell genug, nicht hoch genug. Der Wind war kälter, härter. Schlug gegen seine Schwingen wie ein Hammer, bremste ihn. Die Schafe der Wolken wurden unsicherer. Sie rannten, sprangen kreuz und quer, wussten nicht, wo sie Schutz suchen konnten. Der Wächter war erdnah, nicht an ihrem Himmelszelt. Schaffte es nicht, höher zu steigen.

Eines lief auf die Dunkelheit zu. Die riesige Gewitterwolke, welche sich sekündlich immer mehr in die Richtung der Schafe, der Stadt schob. Gemächlich, als würde sie den Augenblick der Verzweiflung genießen. Die Schafe mähten in steigender Panik nach dem Drachen. Er schaffte es nicht höher. Die Sternschnuppe drohte am Sternenmeer zu verglühen.

Die mächtige Wolke, die sich von links über die gesamte Stadt zog.

Er versuchte es, schlug mächtiger mit den Flügeln, doch sein Körper zwang ihn zur Landung. Unsanft glitt er gen Boden. Schlug auf vor dem Kino und dem Baseballplatz. Seine Haut geschunden, grau, ungewöhnlich spröde. Er richtete sich auf, hatte keine Kraft mehr zu fliegen. Sein Blick in Richtung des Himmels. Der Wächter sah seine Schafe, verschlungen vom Dunkel. Blitze durchzogen den Himmel, falsche Sternschnuppen des Unheils. Wütend, brutal und ohne Ziel schlugen sie in die Leiter der Häuser und Gebäude. Die Bewohner schauten aus ihren Fenstern, erwarteten die Sternschnuppen und sahen die Lichtblitze. Ohne Liebe oder Schutz.

Sie erwarteten die Schafe in ihrer verspielten und unschuldigen Art und sahen das Dunkel. Den Abgrund, der sich kläglich am Himmel auftat und die Stadt verschlang. Die Schafe waren fort. Die Sternschnuppe, welche immer über den Himmel sauste, hoffnungslos und schwach auf dem Asphalt. Doch eine gute Seele sah ihn. Den erloschenen Hoffnungsschimmer.

Ein Koloss aus Stahl und Metall. Ein zahmer Riese. Die Maschine bückte sich runter zum Wächter, sah die hoffnungslosen Augen, die sich nicht von der Stelle lösen konnten, an der die Schafe einst spielten. Der Drache schaute den Roboter nicht an, zu betroffen in seinem Verlust. Zu benebelt der Trauer.

Doch der Roboter, still wie er war, hatte die Taten des Drachen, des Wächters gesehen. Er hatte gesehen, wie das Schuppentier Nacht für Nacht gegen die dunklen Wolken des Gewitters antrat. Sah seine Bemühungen, die Schafe für die Leute sicher zu halten, damit diese schlafen konnten und den Tag genießen konnten.

In groben, jedoch auch sanften, Schritten ging er auf das Kino der Stadt zu, kletterte, behutsam nichts zu zerstören oder zu beschädigen, auf das Dach des Theaters und löste einen hellen Strahler aus der Verankerung, welcher vorerst auf den Boden schien. In einer Bewegung, mit einem leichten Knatschen, hielt er den Scheinwerfer auf eine gräuliche Stelle der Wolkendecke. Zischend und mit wütenden Blitzen brach diese langsam auf. Sterne, hell und klar. Als hätte sie jemand missplatziert, schienen sie durch.

Doch der Wächter sah es nicht, er sah die dichte Wolkendecke, die seine Kinder fraß. Der Roboter ließ den Scheinwerfer durch die Luft sausen, immer größere Flächen wurden frei. Befreit. Als die Wolke kleiner wurde, nahezu verschwand, tauchten die Schafe nicht wieder auf. Traurig saß der Drache zu Boden, wendete seinen Blick vom freien Himmel auf den maroden Asphalt. 

Weg. Für immer, so sein Gedanke.

Doch als die Morgenröte hereinbrach, die Sonne das Himmelszelt verdeckte, bildeten sich kleine Wölkchen. Die Maschine sah es zuerst, die Wölkchen begannen zu springen, sich zu jagen. Mähten. Er zeigte auf die Tierchen, der Drache hob seinen Kopf gen Himmel. Die Sonne schenkte dem Drachen einen weiteren Tag und seine Hoffnung zurück. Er stieg empor, seine Schuppen wieder golden-gelb von den Strahlen der Sonne. Hoffnung fühlte sich warm an. Sicher. 

Er umkreiste die kleinen Schäfchen, passte auf, dass er sie nicht mit seinen Schwingen erwischte und setzte sich erneut auf seinen Beobachter-Posten auf den Spitzen der Berge. Er dankte dem Roboter für die geteilte Hoffnung, lud ihn zum Autokino ein.

Mit wachsamem Auge auf seine neuen Kinder, Hoffnung.

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