Im Schneewald
Darum geht's
Es ist Dezember, kurz vor Weihnachten und Ella & Henri wünschen sich endlich Schnee. Doch bei ihnen Zuhause fehlt von Schnee und Kälte jede Spur. Ella ist sich sicher, dass sie in Tharros Schnee erwartet und hat schon Mütze und Handschuhe an. Henri ist nicht überzeugt, bis er die Verwandlung ihres magischen Tipi im Wald erblickt.
Ella und Henri sind die besten Freunde und erleben gemeinsam die aufregendsten Abenteuer. Ihr neu gebautes Tipi im Wald ist kein gewöhnliches Zelt – es ist ein magisches Portal in die geheimnisvolle Welt von Tharros. Heute landen sie mitten im Schneewald und erleben ein neues Abenteuer!
Ella zieht die bunte Wollmütze über ihre dunklen Locken. Ihr bester Freund Henri sieht sie stirnrunzelnd an und behauptet: „Die ist doch viel zu warm!“ Es ist Dezember, kurz vor Weihnachten, aber von Schnee und Kälte keine Spur. Das macht Henri richtig schlechte Laune. Missmutig stapft er über den matschigen Waldweg. Mütze und Schal lässt er lieber im Rucksack – vermutlich hat er sie sowieso umsonst eingepackt. Als Ella auch noch in ihre Handschuhe schlüpft, verdreht Henri die Augen. „Denkst du wirklich, dass wir die brauchen?“
Ella boxt ihn in die Seite und flüstert geheimnisvoll: „Irgendwo in Tharros liegt Schnee! Ganz bestimmt!“
Tharros – das geheime magische Reich. Henris Augen beginnen zu leuchten, als er an die vielen unglaublichen Abenteuer denkt, die sie dort erlebt haben. Ja! In Tharros ist alles möglich! Sein mürrischer Gesichtsausdruck verwandelt sich in ein entschlossenes Lächeln. „Ich will Schnee!“, ruft Henri laut. „Komm, Ella! Auf zum Tipi!“
Dort angekommen, grinsen die Kinder über beiden Ohren. Schnell holt Henri nun doch seine Mütze aus dem Rucksack. Denn jetzt ist klar: Es wird frostig! Ihr magisches Tipi, das Portal nach Tharros, hat sich in einen schneeweißen Iglu verwandelt. Unglaublich! Als hätte es Henris geheimsten Wunsch erkannt. Mit klopfenden Herzen treten Ella und Henri ein – natürlich gemeinsam, Hand in Hand – und der Zauber beginnt. Sofort dreht sich der Iglu wie ein Karussell in alle Richtungen zu drehen. Die Kinder schweben schwerelos, purzeln wild umher und verlieren jede Orientierung. Plötzlich nähern sie sich dem Boden, fallen und fallen … und landen schließlich mitten in einen Schneehaufen. Bis über die Knie stecken sie fest. Lachend helfen sich Ella und Henri auf und klopfen sich ab.
„ELLA! Das ist ja der absolute Oberhammer!“, staunt Henri und schiebt seine Brille zurecht. Endlich Schnee! Die beiden Freunde stehen am Rande eines prächtigen Winterwaldes. Ein Hase hoppelt vergnügt an ihnen vorbei und verschwindet im Wald. Aber kein gewöhnlicher Hase, oh nein: Dieser Hase sieht aus, als wäre er aus purem Eis geschnitzt.
„Wow!“, flüstert Ella und lugt mit großen Augen zwischen den Stämmen der schneebedeckten Bäume hindurch. Ganz gefangen von den sagenhaften Anblicken bemerkt sie nicht, wie Henri einen Schneeball formt. Puff! Am Po erwischt!
„Das gibt Rache!“, ruft Ella und schnappt sich eine große Portion Schnee.
Doch anstatt sich zu verteidigen, legt Henri den Kopf schief. „Da weint doch jemand?!“
„Darauf fall ich nicht rein!“, brüllt Ella und schleudert ihren Schneeball gegen Henris Schulter. Doch dann hört sie es auch: Ein Wimmern, ein Schluchzen aus den Tiefen des Waldes. Ella stemmt die Hände in die Hüften und beschließt: „Wir müssen nachsehen, wer das ist!“
„Meinst du wirklich? Ich weiß nicht …“, erwidert Henri mit einem ängstlichen Blick in den Wald. „Wir wissen doch gar nicht, wer oder was da drin lebt. Und du weißt: In Tharros kann es alles geben.“
Ella macht eine wegwerfende Handbewegung. „Ach was! Der Wald sieht doch wunderschön und überhaupt nicht gefährlich aus. Und wir folgen dann einfach unseren Fußspuren wieder zurück.“
Nach kurzem Zögern beschließt Henri, auf sein Herz und seine beste Freundin zu hören. Mutig schnappt er sich Ellas Handschuh-Hand und zieht sie mit sich.
Die Kinder laufen in den Schneewald von Tharros, lauschen und folgen dem Wimmern. Mit roten Wangen schlüpfen die zwei Freunde zwischen weißen Tannen hindurch. Plötzlich kommt ein starker Winterwind auf. Und als Henri sich umdreht, ruft er entsetzt: „Unserer Spuren! Sie sind alle verweht!“
Ella und Henri sehen sich erschrocken an. Was sollen sie jetzt nur tun? Zum Nachdenken bleibt jedoch keine Zeit, denn nicht weit von ihnen entfernt machen kleine Eisvögel laut pfeifend auf sich aufmerksam. Ihre Flügel glänzen eisig, ihre durchsichtigen Körper schimmern zart. Unter ihnen liegt etwas Glänzendes, Glitzerndes im Schnee. Ella und Henri nähern sich vorsichtig. Da liegt ein Tier mit einem kristallenen, fast durchsichtigen Körper. Fasziniert haucht Ella: „Ein Rehkitz aus Eis!“
Mit aufgestellten Ohren beäugt das Reh die Kinder. Dicke Tränen kullern aus seinen großen eisblauen Augen. Eines seiner Vorderbeine ist einfach abgebrochen – wie ein Eiszapfen! Entsetzt ruft Henri: „Du bist ja verletzt!“ Das Kitz schnieft traurig, dann spricht es mit einer hellen, fast gläsernen Stimme: „Ich habe mich verirrt, bin gestolpert … und jetzt kann nicht mehr laufen. Könnt ihr mir helfen und mich nach Hause bringen?“
Die Kinder knien sich zu dem gläsernen Rehkitz in den Schnee. Ella streichelt über seinen glatten Rücken. „Wir würden dir so gern helfen! Aber wir haben leider selbst keine Ahnung, wo wir sind.“ Fröstelnd sieht sie sich um. Der Wald erscheint auf einmal gar nicht mehr so schön, sondern undurchdringlich und bitterkalt.
Das junge Reh jammert: „Meine Eltern machen sich bestimmt schreckliche Sorgen. Wenn es dunkel wird, friere ich hier fest!“ Zitternd lässt es den Kopf sinken.
„Wir müssen uns bewegen, das wärmt uns auf!“, sagt Henri, springt auf und dreht sich im Kreis. „Aber in welche Richtung sollen wir nur laufen?“
Ella schiebt ihre Arme unter das Rehkitz. „Egal wohin! Hauptsache wir erfrieren nicht.“
Eilig hilft Henri seiner Freundin, das verletzte Tier und sein abgebrochenes Bein hochzuheben. Plötzlich wird es laut über den Köpfen der Kinder: Die kleinen Eisvögel fliegen wild flatternd über den Köpfen der Kinder umher, als ob sie ihnen etwas sagen wollen. Eines der Vögelchen setzt sich sogar auf Henris Schulter und zwitschert auffordernd.
„Könnt ihr uns den Weg zeigen?“, fragt Henri hoffnungsvoll. Das Vögelchen piept und flattert wieder auf.
Jetzt schöpfen die Kinder Mut und machen sich auf den Weg. Dabei müssen sie das Reh natürlich gut festhalten, damit sein glatter Körper nicht abrutscht.
„Wie heißt du eigentlich?“, fragt Ella
Dankbar lächelnd antwortet das Reh: „Ich bin Glacius.“
Den Eisvögeln folgend tragen die beiden Freunde das Reh durch den Wald. Sie stapfen durch hohe Schneeverwehungen, schieben Äste zur Seite und steigen über umgestürzte Stämme. Das ist wahnsinnig mühsam, und schnell werden die Arme und Beine der Kinder immer schwerer. Aber Aufgeben kommt nicht in Frage – schnaufend schleppen sie sich voran.
„Da vorn ist es!“, ruft Glacius überglücklich. Eine imposante Höhle aus Eis schimmert zwischen den Bäumen hindurch. Mit einer letzten großen Anstrengung bringen Ella und Henri das Reh zur Höhle. Die Vögel sind bereits darin verschwunden. „Kommt ruhig mit hinein!“, fordert Glacius seine Helfer auf.
In der Höhle ist es hell und erstaunlich gemütlich. Die hohen Wände schimmern sanft. Auf dem Boden verteilt liegen weiße Decken und dicke Kissen, auf denen sich vielerlei Eistiere des Schneewaldes zusammenkuscheln: Füchse, Hasen, Wildschweine, Hirsche, Eichhörnchen. Allesamt wie aus Eis geschnitzt. Die Eisvögel picken fröhlich Körner, die für sie ausgestreut wurden.
Zwei Rehe stürmen auf die Kinder zu. „Glacius, mein Sohn!“, ruft der Rehbock und schleckt dem Kitz über das Gesicht.
„Iiih!“, beschwert sich dieses kichernd.
Behutsam legen Ella und Henri Glacius und sein gläsernes Bein auf einer Decke ab. Nun wird Glacius‘ abgebrochenes Bein mit Tüchern festgebunden. Liebevoll sagt seine Mutter: „Es wird heilen. Schon bald kannst du wieder laufen!“ Dann verneigt sie sich würdevoll vor den Kindern und sagt voller Dankbarkeit und Wärme: „Ohne euch wäre Glacius verloren gewesen. Zum Dank wollen wir euch etwas schenken.“ Ein Eishase hoppelt herbei und überreicht den Kindern eine glitzernde Schneekugel. Mit großen Augen gucken Ella und Henri in das Innere der Kugel. Da ist der Schneewald! Und da … da toben ja sogar kleine Eistiere im Schnee.
Glücklich kuscheln sich Ella und Henri zu den anderen Waldtieren und zu dem kleinen Rehkitz. Sie naschen Nüsse, Bucheckern und Beeren. Glacius‘ Eltern sitzen nebenan und singen leise Lieder, bis sie alle sanft eingeschlafen sind.
Wie durch Zauberei wachen die Kinder nur kurz darauf im Tipi wieder auf. „Wir sind zurück“, sagt Ella gähnend, und lächelt, als sie die Schneekugel in Henris Hand sieht. Die Kinder hüpfen mit warmen Herze nach Hause. Auf der Straße vor den beiden Nachbarshäusern bleiben sie stehen. Ella sagt: „Nimm du die Kugel heute mit. Und ich darf ich sie morgen haben, einverstanden?“ Henri nickt und schüttelt die Kugel. Aber was ist das? Es schneit! Nicht nur in der Kugel, sondern auch ganz in echt! “Eine echte Zauberschneekugel!”, rufen Ella und Henri gleichzeitig und strecken lachend die Hände aus. Dicke Flocken landen auf ihren Handschuhen. Es schneit immer stärker. Ein paar Nachbarskinder, große und kleine, eilen jubelnd heraus. Nach nur wenigen Minuten liegt so viel Schnee, dass die Kinder Schneemänner bauen können. Ella und Henri strahlen wie Schneekönige und klatschen sich ab. Puff!
Kinderbuch zur Geschichte
Das Tipi nach Tharros
Fantastisches Ferienabenteuer für Kinder: Magisches Portal & Kinderfreundschaft. Bunt illustriertes Kinderbuch ab 6 Jahren. Ideal als Geschichte zum Einschlafen.
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