
Kapitel 2: Unruhe auf den Wolkenweiden
Darum geht's
Auf der Traumstation für Ruhe und Entspannung herrscht plötzlich Chaos: Die Wolkenschafe sind völlig außer sich! Gemeinsam mit Tanja Traumel versucht Toni, wieder Ordnung zu schaffen – und entdeckt dabei, dass ein einzelner kleiner Traumel den Auslöser für das Durcheinander bildet.
Für Toni Traumel beginnt die Traumzeit wie an jedem anderen Tag auch. Alles läuft nach Plan, die Traumgläser füllen sich stetig. Wenn es so weitergeht, sind die Traumel dieses Jahr sogar früher fertig als geplant. Das wäre ein neuer Rekord, und perfekt für den großen Traumtanz!
Heute steht für Toni ein Besuch auf den Wolkenweiden an. Das ist die Traumstation, an der die Energie für Ruhe und Entspannung gesammelt wird. Toni packt seine Sachen in den Rucksack, stärkt sich noch kurz mit einem Traumzuckerbrot und macht sich auf den Weg.
Am Traumland-Bahnhof steigt er in eine Traumkapsel, die ihn direkt zur Wolkenweide bringt. Es geht vorbei an der Traumfabrik und dem großen Festplatz. In Toni steigt schon die Vorfreude auf den Traumtanz, als er den Platz sieht. Überall hängen bunte Lichterketten und Girlanden. Auch die Bühne ist schon fast fertig aufgebaut.
„Nächster Halt Wolkenweide”, ertönt die Ansage aus der Traumkapsel. Gleich wird Toni bei den Wolkenweiden sein. Toni mag diese Traumstation sehr gerne. Hier fühlt es sich an, wie unter einer kuscheligen Decke. Es ist leise, weich und friedlich – genau der richtige Ort, um einmal durchzuatmen.
Doch als Toni auf den Wolkenweiden ankommt, bekommt der kleine Traumel einen Schreck.
„Was ist denn hier los”, fragt sich Toni.
Nichts ist ruhig, nichts entspannt. Es ist laut, wuselig und überall laufen aufgeregte Traumel durcheinander. Sogar die Wolkenschafe, die sonst friedlich vor sich hinträumen und dabei die sanfte Ruheenergie erzeugen, springen und blöken wild durcheinander.
„Warum sind denn alle so aufgeregt?“, murmelt Toni, als er vorsichtig durch das Wolkentor watschelt.
Zwischen zwei flauschigen Schäfchen entdeckt er schließlich Tanja Traumel, die Leiterin der Traumstation Wolkenweide.
Sie sieht erschöpft aus, ihr Haar ist zerzaust und in der einen Hand hält sie ein Klemmbrett, das wild hin und her wackelt, weil ein kleines Wolkenschaf daran knabbert.
„Tanja! Was ist passiert?“, fragt Toni überrascht. „Hier soll Ruheenergie gesammelt werden, aber es ist lauter als bei den Lachhügeln!“
Tanja seufzt. „Ach Toni, ich weiß auch nicht, was mit den Wolkenschafen los ist. Seit heute Morgen sind sie ganz aufgebracht. Sie laufen im Kreis, trampeln durch die Wolkenbeete, und weigern sich sogar zu träumen. Dabei brauchen wir doch gerade ihre Ruhe und Entspannung, um genug Ruheenergie zu erzeugen!“
Toni nickt ernst. „Das klingt wirklich seltsam. Ist irgendetwas passiert? Gab es ein Gewitter? Oder hat jemand die Beruhigungsglocke verstellt?“
Tanja schüttelt den Kopf: „Wir haben alles überprüft. Die Glocke hängt an ihrem Platz, die Schäfchen haben genug Schlafheu gefressen und es gab keinen einzigen Donner heute Nacht. Es ist, als hätte sie plötzlich … etwas erschreckt. Aber was nur?“
Toni runzelt die Stirn. Das klingt gar nicht gut. Wenn die Wolkenschafe keine Ruheenergie mehr erzeugen, fehlt bald ein ganz wichtiger Teil im großen Traumgemisch. Und ohne Ruhe können die meisten Träume nicht entstehen.
„Ich bleibe hier und helfe euch, bis wir herausgefunden haben, was mit den Schafen los ist“, ruft Toni entschlossen. „Gemeinsam haben wir einen besseren Überblick und finden heraus, was hier los ist.“
Tanja lächelt dankbar: „Danke, Toni. Wir können jede Hilfe gebrauchen.“
Toni setzt sich auf eine flache Wolke, atmet tief durch und beginnt, die Schafe zu beobachten. Irgendetwas stimmt hier nicht. Das ist klar. Aber was?
Während er grübelnd auf seiner kleinen Wolke sitzt, schaut er sich Schäfchen für Schäfchen an. Alle wirbeln herum, stoßen sich gegenseitig an, und statt zu träumen, blöken sie laut durcheinander.
Tanja Traumel läuft aufgeregt hin und her. „Wir müssen irgendwie Ruhe hier reinbringen“, murmelt sie, „sonst bekommen wir heute keine einzige Wolkenspule voll. Dann werden wir nie bis zum Traumtanz fertig sein!“
Toni überlegt. „In diesem Chaos kann ich nichts erkennen. Ich glaube, wir müssen das Chaos erst beseitigen, bevor wir überhaupt herausfinden können, was hier wirklich los ist.“
Gemeinsam mit den anderen Traumeln geht Toni los und beginnt, die Schäfchen einzeln einzufangen und sie zurück in ihre Traumwiesen zu bringen. Alle Traumel helfen ihm dabei, doch es dauert eine ganze Weile, bis wieder ein bisschen Ordnung einkehrt. Als die letzten Schäfchen endlich wieder ruhig in den Wolkenbetten liegen, hört Toni es plötzlich: Etwas stimmt hier nicht … Wer spielt diese Musik auf der Wolkenweide?
Er schaut sich um und da – am Rand der Wolkenweide – blitzt etwas hinter einer großen Wolke hervor. Es ist ein Traumel … aber keiner, den Toni kennt. Langsam geht Toni näher heran.
Tatsächlich, dort sitzt ein kleiner, zappeliger Traumel, der nervös an einer Wolkenfaser zupft und unaufhörlich mit seinem Fuß wippt. Neben ihm liegt die Spieluhr der Träume, doch sie spielt keine ruhige Melodie. Schnelle und laute Töne erklingen, zu welchen sich besser tanzen als schlafen lässt.
„Hey, alles in Ordnung bei dir?“ fragt Toni vorsichtig.
Der kleine Traumel zuckt zusammen. „Ich wollte das nicht! Wirklich nicht! Ich dachte, wenn ich den Schafen schnellere Musik vorspiele, dann träumen sie noch besser … aber sie sind ganz wild geworden und … und … jetzt ist alles durcheinander!“
Toni setzt sich neben ihn. „Du hast also diese Musik gespielt? Hier auf der Ruhestation?“
Der kleine Traumel nickt schuldbewusst: „Aber ich wollte doch nur helfen … Ich heiße übrigens Mo. Ich bin neu hier.“
Toni lächelt sanft: „Na dann, willkommen auf den Wolkenweiden, Mo. Und weißt du was? Fehler passieren. Wichtig ist nur, dass wir daraus lernen.“
Er schaut zu den Schäfchen. „Die Ruhestation braucht eben … na ja, Ruhe. Aber ich kenne eine Station, wo deine Musik genau richtig ist.“
Mo schaut neugierig auf: „Wirklich?“
Toni nickt. „Bei den Lachhügeln braucht es Spaß und Freude. Und zu deiner Musik können Traumel tanzen und Spaß haben. Jetzt müssen wir hier erstmal alles wieder in Ordnung bringen. Hilfst du mit, das letzte Chaos zu beseitigen?“
Mo strahlt und springt auf. „Ja! Sofort!“
Und so machen sich die beiden gemeinsam daran, die Wolkenweide aufzuräumen und die letzten Reste des Chaos zu beseitigen. Toni merkt sich Mo gut. Denn irgendetwas sagt ihm, dass er diesem Traumel noch öfter begegnen wird …