Jule holt Brötchen | Seite 1/4
Hallo! Hier ist Jule und ich möchte dir heute erzählen, wie ich einmal Brötchen geholt habe. Und zwar ganz alleine!
Es war an einem Samstag, das weiß ich noch genau! Am Freitagabend, also den Abend vor Samstag, waren Mama und Papa nämlich weg. Die waren mit Freunden zum Essen und Oma hat auf mich aufgepasst. Das war toll. Aber an dem Samstagmorgen hatte ich eine Idee, die richtig gut war.
Als ich aufgewacht bin, haben Mama und Papa noch geschlafen. Ganz niedlich sah das aus. Mama hatte ihre Bettdecke bis zur Nasenspitze gezogen, obwohl es doch schon fast Sommer war. Papa lag nur halb unter der Decke und ein Bein baumelte daneben. Ich habe überlegt, ob ich mich dazulegen soll, aber da hatte ich nicht so richtig Lust zu. Dann kam mir eine tolle Idee: „Ich hole Brötchen!“
Ich habe schon oft mit Papa zusammen Brötchen geholt. Den Weg zum Bäcker kenne ich gut. Man muss nur an unserer Straße entlanggehen, zwei Mal um die Ecke biegen und schon ist man da.„Ich muss ja nur ein Mal über die Straße gehen“, dachte ich, „und da ist ja auch ein Zebrastreifen.“ Ich war richtig aufgeregt! Ja, ich würde heute die Brötchen holen und Mama und Papa damit überraschen!
Ein Problem hatte ich allerdings. Wenn ich Brötchen kaufen wollte, bräuchte ich ja Geld. „Hmm, wo krieg ich Geld her?“, überlegte ich. „Aus Mamas Portemonnaie nehmen geht ja nicht. Das ist dann ja wie klauen und ich klau doch nicht! Papa hat nie Geld in seinem Portemonnaie … Außerdem wäre das ja auch klauen.“ Ich dachte angestrengt nach.
„Ich habs!“, fiel mir ein. „Ich hab doch neulich zehn Euro von Oma bekommen und die in meine Spardose gesteckt! Die nehme ich!“
Glücklich lief ich zu meiner Spardose. Ich wusste ja, dass Mama die Dose oben in den Küchenschrank gestellt hatte. Ich brauchte nur den Stuhl an den Schrank schieben und schon kam ich dran. Meine Spardose sieht aus wie ein Schäfchen und hat unten so einen Gummistöpsel. Da musste ich nur ein bisschen dran ruckeln und schon war er draußen. Und mein Geld auch. „Super!“, dachte ich. „Dann kann es ja losgehen.“
Da hing auch der Beutel, den wir zum Brötchen holen immer mitnehmen. Ich nahm ihn vom Haken und schon war ich auf dem Weg zur Haustür. Als ich meine Schuhe anziehen wollte, fiel mir auf, dass ich was vergessen hatte.
Schnell und leise lief ich in mein Zimmer, zog meinen Schlafanzug aus und Hose und Shirt an. Ich musste grinsen, fast wäre ich im Schlafanzug zum Bäcker gegangen. Jetzt noch Schuhe an, Beutel nehmen und los. Ich griff an die Türklinke, drückte sie herunter … und nichts passierte.
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„Oh nein!“, dachte ich, „Mama und Papa haben die Tür abgeschlossen. Wie soll ich denn jetzt Brötchen holen? Wo ist der Schlüssel?“ Ich guckte mich suchend um und entdeckte ihn am Schlüsselbrett. Auf einmal bekam ich ein komisches Gefühl im Bauch. Durfte ich das wirklich? Alleine raus? „Egal!“ Ich nahm meinen Mut zusammen, holte den Schlüssel und schloss die Tür auf. „Den Schlüssel nehme ich besser mit“, dachte ich, „sonst komme ich ja gleich nicht mehr rein!“ Gut, dass ich daran gedacht hatte! Ich steckte den Schlüssel in die Hosentasche und ging hinaus.
Die Sonne zwinkerte mir lustig zu. Es war schon richtig warm draußen und fröhlich pfeifend ging ich los. Pfeifen hatte ich gerade erst gelernt. Und bei dem Wetter und bei der guten Idee musste ich doch pfeifen. Die Vögel zwitscherten auch schon. Das würde ein herrlicher Spaziergang werden.
Ich ging die Straße so entlang, wie ich sie immer mit Papa gehe. Ich blieb schön an der Häuserseite, damit ich nicht aus Versehen auf die Straße stolperte. Wenn man so alleine geht, muss man echt gut aufpassen. Aber da vorne war ja schon das gelbe Haus, an dem wir immer abbiegen. Ich guckte vorsichtig um die Ecke und zuckte zusammen. Auf einmal bellte mich ein Hund an. Der war aber an einer Leine und der Besitzer hielt den Hund gut fest. Puh! Ich ging weiter.
Der Weg war frei und ich fing an zu hüpfen. So gut ging es mir gerade. Den Beutel schwang ich hoch in die Luft und pfiff vor mich hin. Schon war ich an dem roten Haus angekommen, an dem ich wieder abbiegen musste. Diesmal kam mir kein Hund entgegen. Ich lachte vor mich hin. Da war ja auch schon der Zebrastreifen und auf der anderen Straßenseite konnte ich den Bäckerladen sehen. „Gleich hab ich es geschafft!“, freute ich mich.
Ich blieb am Zebrastreifen stehen und guckte ein paar Mal nach links und rechts. Ich hatte doppeltes Glück, denn es kam kein Auto. Also ging ich über die Straße. Schön langsam und ganz gerade. Dann stand ich vor der Bäckertür. Ich war richtig glücklich. Ganz alleine hatte ich es bis hierher geschafft!
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Unter einem ‘Dingdong-Geklingel’ machte ich die Tür auf und ging in den Laden. Vor mir war ein Mann an der Theke, also wartete ich geduldig ab und sah mich um. Leckere Brötchen lagen im Verkaufstisch und wie das wieder duftete! Ich bin gerne beim Bäcker, weil es da immer angenehm warm ist und so gut nach Brot und Kuchen riecht. Dann war der Mann fertig und ich war dran.
„Guten Morgen!“, sagte ich zu der Verkäuferin. Die kannte ich, die ist fast immer hier, wenn ich mit Papa Brötchen kaufe.
„Guten Morgen, Jule!“, begrüßte sie mich erstaunt. „Bist du
heute ganz alleine hier? Wo ist denn dein Papa?“
„Mama und Papa schlafen noch und heute hole ich die Brötchen!“, sagte ich stolz.
„Ok! Hast du denn gut hierher gefunden?“, fragte sie weiter. „Na klar, den Weg kenne ich doch auswendig! Ich habe auch auf die Autos aufgepasst!“, strahlte ich. Die Verkäuferin lächelte mich an. „Dann ist ja gut. Was möchtest du denn heute haben?“
„Hmm, ich nehme ein Käsebrötchen für mich. Für Mama brauche ich ein Kartoffelbrötchen, nee, besser zwei. Papa mag gerne Brötchen mit Körnern! Für den nehm ich auch zwei! “Die Verkäuferin holte die Brötchen mit der Zange aus den Körben und legte sie in die Tüte.
„Das macht dann 3,50 Euro, bitte“, sagte sie.
„Hier bitte!“ Ich gab ihr meinen 10-Euro-Schein. „Den hab ich aus meiner Spardose genommen, weil ich doch kein Geld aus Mamas Portemonnaie nehmen darf!“, konnte ich ihr erzählen.
„Das hast du gut gemacht, Jule! Hier, du bekommst noch 6,50 Euro zurück.“ Ich nahm das Geld und steckte es in die Hosentasche. Was war denn da noch drin? Ach ja, der Schlüssel. Auf den musste ich ja gut aufpassen. Ich nahm die Brötchentüte und steckte sie in meinen Beutel. So konnte ich die Brötchen besser tragen. „Dann komm mal gut nach Hause und grüße deinen Papa von mir.“ Die Verkäuferin lächelte mir zu.
„Das mache ich. Tschüss!“ Ich winkte ihr zu und ging aus dem Laden. Die Sonne blinzelte mir wieder ins Gesicht und ich machte mich auf den Rückweg. Der klappte genau so gut wie der Hinweg und bald war ich zuhause.
„Ob Mama und Papa schon wach sind?“, fragte ich mich. Ich schloss die Tür auf und ging leise ins Haus. Ich lauschte. Da war noch kein Geräusch. Schliefen die beiden etwa immer noch? Ich schlich zum Schlafzimmer. Da lagen sie. Immer noch am Schlafen. Ich grinste. Nichts hatten sie bemerkt! Ich freute mich. „Das wird eine echte Überraschung. Ich habe jetzt aber auch Hunger!“, dachte ich. Also ging ich in die Küche und fing an den Tisch zu decken. Ich holte Teller, Tassen und Besteck aus dem Schrank. Gerade wollte ich an den Kühlschrank gehen, da stand Papa in der Tür. Müde rieb er sich die Augen.
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„Jule, was machst du denn hier? Deckst du schon den Tisch?“, fragte er. „Ja, ich decke den Tisch und Brötchen hab ich auch schon geholt!“ Ich strahlte Papa an. „Du hast … was? Brötchen geholt?“ Papas Augen wurden auf einmal ganz groß und sahen gar nicht mehr müde aus. Da zeigte ich ihm die Brötchentüte. „Ja, hier! Käsebrötchen für mich, Kartoffelbrötchen für Mama und Körnerbrötchen für dich! So wie immer!“ Papa guckte mich an und sagte nichts. Da stand Mama auf einmal hinter Papa. „Was ist denn hier los? Seid ihr schon wach?“, fragte sie müde und gähnte. „Ja“, sagte Papa. „Und Jule hat schon Brötchen geholt.“ Da wurde Mama auf einmal auch ganz wach und guckte mich erstaunt und erschrocken an. „Jule, du hast …“ Mamas Augen wurden groß. „… Brötchen geholt!“, beendete ich ihren Satz und strahlte Mama auch an. „Gehts dir gut? Ist nichts passiert? Wie hast du …?“ Mama nahm mich ganz schnell in den Arm. Ich drückte sie auch. „Ach, Mama, das war doch ganz einfach! Ich war doch schon ganz oft mit Papa beim Bäcker!“
Dann hab ich Mama und Papa erzählt, wie das so war mit dem Brötchen holen. Als ich fertig war, meinte Mama: „Jule, das hast du gut gemacht! Du hast an der Straße aufgepasst, im Laden gewartet und gut auf den Weg geachtet! Genauso ist das richtig!“
„Ja, Jule“, stimmte Papa zu, „da geb ich Mama recht! Aber bezahlen musst du die Brötchen nicht von deinem Geld, das bekommst du von uns wieder! Aber dass du nicht einfach unser Geld genommen hast, war auch richtig!“
Ich war stolz, ich hatte alles richtig gemacht. „Aber“, sagte Mama und guckte mich genau an, „das nächste Mal sag uns bitte Bescheid, wenn du Brötchen holen möchtest. Wenn wir aufstehen und du nicht da bist, machen wir uns Sorgen!“„Na gut“, sagte ich, „nächstes Mal sag ich Bescheid, das ist kein Problem!“
Dann haben wir endlich gefrühstückt. Die Brötchen haben viel besser geschmeckt als sonst! Nächsten Samstag gehe ich wieder zum Bäcker – und vielleicht auch wieder alleine!
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