Auf dem Rücken des Regenbogens
„Nicht stören! Forscher bei der Arbeit!“
Schon eine ganze Woche war Tim nicht mehr aus seinem Labor gekommen. Schließlich klopfte sein bester Freund Karim vorsichtig an die Tür.
„Alles klar bei dir, Tim? Was machst du da drin?“
„Ich bereite eine Regenbogen-Expedition vor“, antwortete Tim und schaute auf seine Wetter-App. „Übermorgen um genau 9 Uhr 21 ist es so weit. Bitte verständige schon einmal ein Kamerateam und Frau Dröge von der Stadtzeitung.“
Zwei Tage später regnete es. Tim bat seine Mutter, ihm ein großes Sandwich zu schmieren, packte seine Sachen in einen Rucksack und stellte ein Schild auf den Marktplatz: „Heute um 9 Uhr 21 Erstbesteigung des Regenbogens!“
Um 9 Uhr 13 rückte das Kamerateam an, und auch Frau Dröge von der Stadtzeitung ging auf Position. Immer mehr Neugierige fanden sich auf dem Marktplatz ein und schauten gespannt in den Himmel.
Um 9 Uhr 20 hörte der Regen auf. Dann brach die Sonne hinter den Wolken hervor. Plötzlich spannte sich ein schillernder Regenbogen über die Stadt. Seine Farben leuchteten wie bunte Lakritze. Er begann genau über der großen Buche auf dem Marktplatz.
Jetzt geht es los! Tim klettert auf den Baum und wirft ein Seil aus, an dessen Ende ein Haken befestigt ist. Der Haken bohrt sich in die rote Schicht des Regenbogens. Vorsichtig hangelt sich Tim am Seil nach oben und prüft die Stelle mit dem Fuß. Sie hält! Erleichtert zieht Tim den anderen Fuß nach. Die Schuhe, die er in seinem Labor extra für die Besteigung des Regenbogens entwickelt hat, sind einfach der Knüller!
Immer weiter klettert Tim in die Höhe. Wind pfeift um seine Ohren, Möwen fliegen vorbei. Seine Eltern und Karim sind zu winzigen Punkten geschrumpft, seine kleine Schwester Ella ist ganz verschwunden. Auf dem Gipfel des Regenbogens macht Tim eine Pause, isst das Sandwich mit doppeldick Käse und trinkt heißen Tee aus der Thermoskanne. Jetzt beginnt Tim den Abstieg auf der anderen Seite des Regenbogens. Tief unter ihm galoppieren Giraffen und Zebras. Er spaziert nun genau über Afrika! Das Gebrüll von Löwen dröhnt bis zu ihm hinauf.
Und ausgerechnet jetzt wird der Regenbogen schwächer! Wenn er sich auflöst, purzelt Tim genau in das Maul eines gähnenden Nilpferds. Schnell schaltet Tim die Luftbefeuchtungsmaschine an. Sprühnebel spritzt aus den Düsen seines Rucksacks und lässt den Regenbogen wieder stärker werden. Tim atmet auf.
Eine halbe Stunde später ist Tim fast am Ende des Regenbogens angelangt. Er hat aber keine Lust, den weiten Weg wieder zurückzugehen. Schnell schneidet er den roten Bogen mit einem Spezialmesser durch und klammert sich daran fest. Wie an einem Bungee-Jumping Seil lässt sich Tim bis zur Buche auf dem Marktplatz zurückschnellen.
Die Menschen klatschen, als sie Tim ankommen sehen. Seine Mama hat Tränen in den Augen. Auf dem Platz hat sich ein kleines Volksfest gebildet, wo Zuckerwatte und Popcorn verkauft werden. Das Kamerateam überträgt Tims Landung live im Fernsehen, und Frau Dröge macht ein Interview mit ihm. Sogar der Bürgermeister ist da und verleiht Tim das Ehrenbürgerrecht. Denn die Besteigung eines Regenbogens – die gibt es wirklich nicht alle Tage!
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