Das Froschkomplott

Kathrin Baltzer

Als sich die Geschichte von dem Froschkönig im Land verbreitete, waren die Frösche in Gefahr. Schnell schmiedeten die Frösche mit der Fee einen Komplott…

Nach Alter: Ab 6-8 Jahre

Nach Lesedauer: Ca. 5-10 Minuten

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Nachdem sich herumgesprochen hatte, dass eine Prinzessin den Prinzen ihres Lebens gefunden hatte, indem sie einen Frosch an die Wand geworfen hatte, horchten alle heiratswilligen Prinzessinnen aufmerksam auf. Was? Wie war das vor sich gegangen? Der Prinz war in einen Frosch verzaubert gewesen, hieß es weiter, und durch den Wurf an die Wand war er erlöst worden. Aber vorher hatte die Prinzessin den Frosch von ihrem Teller essen lassen müssen und aus ihrem Becher trinken. Dann hatte er verlangt, in ihrem Bett schlafen zu dürfen und das war dann der entscheidende Moment für die Wand gewesen. Der Prinz war ihr für die Erlösung aus dem Froschdasein so dankbar gewesen, dass bald eine große Hochzeit gefeiert wurde. Eine schlechte Partie war der Prinz nicht, denn er war reich, sehr reich, und er wurde bald ein junger König.

Das brachte alle Damen, die diese schöne Liebesgeschichte hörten, zum Träumen. Die Prinzessinnen wünschten sich, ebensolches Glück zu haben. Das gleiche ersehnten sich ihre Hofdamen, Kammerzofen, Hausmädchen und Küchenhilfen. Kurz, alles was weiblich und noch nicht verheiratet war, sah einen Lichtstrahl am Horizont, an einen respektablen Ehemann zu kommen, wenn sie nur den richtigen Frosch finden würden. Zahllose Frösche wurden aus den Teichen gelockt. Sie wurden gezwungen, von Tellern zu essen und aus Bechern zu trinken und dann nahmen die Frauen sie mit ins Schlafzimmer, um sie an die Wand zu werfen.

Aber ein Frosch bleibt ein Frosch und wenn man ihn noch so oft an die Wand wirft. Es war grauenhaft. Viele Frösche mussten dabei ihr Leben lassen. So konnte es nicht weitergehen. Deshalb wurde eine große Froschkonferenz einberufen am Dreiweidenteich im Hundertmorgenwald. Das war ein großes Gequake voller Empörung über die Frauen und voller Trauer um die Opfer.

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Zu dieser Konferenz war auch die gute Fee geladen worden, die bereits Dornröschen vor dem sicheren Tod gerettet hatte, indem sie den Zauberspruch der bösen dreizehnten Fee abgeschwächt hatte in einen hundertjährigen Schlaf, und auch hier fand sie milde Worte.

»Wir können die Geschichte von dem Froschkönig nicht vergessen machen. Zu Viele haben sie bereits weitererzählt. Aber wir können die Geschichte abschwächen. Ihr Frösche müsst auf all euren Teichen verbreiten, dass es nicht der Wurf an die Wand war, der den Prinzen erlöst hat, sondern ein Kuss der Prinzessin. Bald wird diese Version die alte überdecken und ein Kuss ist weniger tödlich als eine Wand.«
Von dieser Idee waren nicht gleich alle Frösche überzeugt. Von unzähligen Frauen geküsst zu werden, hielten sie nicht gerade für erstrebenswert. Doch nach einer langen Diskussion setzte sich das Argument durch, dass durch einem Kuss keine Frösche mehr Schaden nehmen würden und bis auf weiteres gelte eben die Parole, sich von weiblichen Menschen fern zu halten. So wurde beschlossen, den Vorschlag der guten Fee anzunehmen.

Alle Frösche kehrten an ihre Teiche zurück und begannen sogleich, sich laut und unüberhörbar die Geschichte von dem Froschkönig und dem Kuss der Prinzessin zu erzählen, so dass die Frauen, die am Wasser lebten, davon hören mussten. Diese erzählten es in den Dörfern und Städten weiter und so gelangte die Nachricht von den Küchenhilfen zu den Hausmädchen, weiter zu den Kammerzofen und Hofdamen und schließlich zu den heiratswilligen Prinzessinnen.
Zuerst wollten die Frauen die neue Version nicht so recht glauben. Aber da es allerorts erzählt wurde, musste es wohl wahr sein. Doch einen Frosch küssen wollten nur die wenigsten. Also so gut wie keine. Ganz genau genommen niemand.
Und so kam es, dass die Frösche bald wieder ihre liebe Ruhe hatten. Sie konnten es anfangs kaum fassen. Aber nichts geschah mehr. Zur Sicherheit jedoch verbreiten sie die Geschichte von dem geküssten Froschkönig noch heute.

Nun weißt Du also, was sich die Frösche erzählen, wenn Du sie an einem Teich quaken hörst.

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Kathrin Baltzer Porträt

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