Logo zum Kinderbuch "Die Traumfabrik – Im Land der Traumel", ein E-Book für Kinder ab 5 Jahren zum Vorlesen mit einer Gute-Nacht-Geschichte zum Entspannen, Träumen und Einschlafen

Kapitel 2: Der Geist in der Bibliothek

🎯 ab 6 Jahren

🕔 ca. 7 Minuten

📚 aus dem E-Book: Spuknacht in der Schule

Darum geht's

Mit Taschenlampen bewaffnet machen sich die vier auf den Weg durch das dunkle Schulgebäude. Türen knarren, Schatten huschen über die Wände – und plötzlich sehen sie ein Licht in der Bibliothek und hören ein deutliches Flüstern. Ist das etwa … Frau Flüster?

Die Turnhalle war dunkel und still geworden, nur der Mond schien durch die Fenster. Die Äste der Bäume auf dem Schulhof wankten im Wind und warfen tanzende Schatten an die Wände. Die Kinder waren tief in ihre Schlafsäcke gekuschelt und schliefen – alle bis auf Ben, Lola, Kim und Tom.

„Jetzt ist der perfekte Moment“, flüsterte Ben und zog vorsichtig an Lolas Arm.

„Jetzt?“, flüsterte Lola zurück, ihre Augen weit aufgerissen. „Es ist … irgendwie unheimlich!“

„Ja, jetzt“, sagte Ben. „Schnell, bevor wir uns noch einreden, dass wir Angst haben.“

Kim und Tom hörten das Gespräch und nickten stumm. Sie wussten beide, dass Ben recht hatte – irgendwann mussten sie aufstehen. Und wenn man schon auf Abenteuer aus war, konnte man es gleich spannend gestalten.

Vorsichtig krochen die Vier aus ihren Schlafsäcken und schlichen über den kalten Hallenboden. Die Turnhalle war still, nur das leise Knarren des alten Bodens unter ihren Füßen war zu hören.

„Pssst … nicht so laut!“, zischte Kim. „Wir wollen nicht, dass Max uns hört.“

„Ach, der schläft bestimmt“, murmelte Tom. „Oder er liest ein Buch in seinem Schlafsack. Wer weiß …“

Ben führte die Gruppe Richtung Flur. Seine Taschenlampe war auf schwaches Licht gestellt, damit sie nicht zu sehr auffielen. Lola ging dicht hinter ihm, dann Kim und Tom. Alle vier spürten, wie ihr Herz schneller schlug. Irgendetwas schien in der Luft zu liegen, etwas Geheimnisvolles, das die Nacht noch aufregender machte.

Vorsichtig öffnete Ben die Tür der Turnhalle und gab den anderen ein Zeichen, schnell hindurch zu gehen. Sie waren auf dem Flur, keiner hatte sie bemerkt.

„Zur Bibliothek geht es da lang“, sagte Lola und zeigte den langen dunklen Flur entlang.

„Wollen wir das wirklich machen?“, fragte Kim noch einmal nach.

„Wir sind doch zusammen, was soll schon passieren. Da vorne links ist doch schon die Bibliothek“, gab Tom zurück und machte die ersten vorsichtigen Schritte den Flur hinunter.

Ohne etwas zu sagen, folgten auch die anderen ihm.

Als sie um die Ecke bogen, fiel ihnen etwas Ungewöhnliches auf. Ein schwaches Licht schimmerte durch die Fenster der Doppeltür zur Bibliothek.

„Seht ihr das?“, flüsterte Ben und deutete auf das Licht.

Lola erstarrte. „Ist das … Frau Flüster?“

Kim schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nur… wahrscheinlich nur ein Licht.“

Doch je näher sie kamen, desto mehr schien sich das Licht zu bewegen. An der Tür angekommen, machte keiner mehr auch nur einen Mucks. Sie hatten sich direkt vor die Tür gehockt. Ben gab ein Zeichen und vorsichtig lukten alle vier durch das Fenster.

Zwischen den hohen Bücherregalen tauchte eine Gestalt auf – leuchtend, wie von innen erhellt. Sie schwebte nicht, aber sie bewegte sich auf eine Art, die keinem der Kinder natürlich vorkam.

„Oh nein…“, flüsterte Tom. „Sie ist da… wirklich…“

Bevor sie sich versahen, verschwand die Gestalt plötzlich zwischen den Regalen. Kein Geräusch, kein Rascheln – einfach weg.

Die Kinder standen wie versteinert da. Die Taschenlampen in ihren Händen zitterten leicht. Ben atmete tief ein und versuchte, sich Mut zuzusprechen.

„Wir sollten weitergehen“, flüsterte Kim.

„Nein noch nicht“, antworte Lola. „Hört ihr das nicht aus?“

Lola hatte ihr Ohr fest an die Tür gepresst. Ben und Tom taten es ihr gleich.

„Das klingt wie … wie ein Flüstern … wie eine Geschichte …”, bemerkte Tom

Vorsichtig wagten sie einen weiteren Blick durch das Fenster. Da tauchte die leuchtende Gestalt plötzlich wieder zwischen den Bücherregalen auf und kam auf die Tür zu, hinter der die vier sich versteckten. Und das Notausgangsschild über ihren Köpfen flackerte.

„Lauft!“, krächzte Tom. Er wollte es schreien, doch er zwang sich, leise zu bleiben.

Sie zögerten keine Sekunde und rannten sofort los. Den Flur zurück Richtung Turnhalle. Als sie den Flur entlang liefen, bemerkten sie, dass ein weiteres Licht aufblitzte und flackerte. 

„Schnell!“, keuchte Lola. „Wir müssen weiter, sonst sieht sie uns!“

Die vier rannten auf die Toilette und tasteten sich mit ihren Taschenlampen über den Fliesenboden. Ihr Atem war laut in der stillen Nacht zu hören, und das Herz klopfte jedem bis zum Hals.

Kaum hatten sie die Tür einer Kabine geöffnet, schlossen sie sie hastig hinter sich und lehnten sich keuchend dagegen. Die Toilette war klein und kalt, und die Tür klirrten leise, als sie sich anlehnten.

„Puh … geschafft“, flüsterte Kim. „Aber das war … gruselig.“

„Ihr habt es doch gesehen, oder?“, sagte Ben. „Diese Gestalt in der Bibliothek…“

„Ja”, flüsterte Lola. „Aber sie ist einfach verschwunden. Wie … unsichtbar.“

„Und das Flüstern“, ergänzte Tom. „Es war eine Geschichte …“

Die Kinder lauschten angestrengt. Doch alles, was sie hörten, war das entfernte Tropfen eines Wasserhahns und das leise Rascheln von dem Wind, der durch die Blätter der Bäume vor dem Toilettenfenster fegte..

Dann plötzlich – ein Geräusch!

Klopf, klopf, klopf…

Die Kinder zuckten zusammen. An der Tür war jemand.

„Wer … wer ist da?“ flüsterte Ben.

Die Klopfgeräusche wiederholten sich, leise, aber bestimmt. Herzklopfen und Nervenkitzel mischten sich zu einem Gefühl, das die Kinder kaum ertragen konnten.

„Hey, ihr vier!“, rief eine Stimme von draußen.
„Max?“, keuchte Lola.

Sie öffneten langsam die Tür, und Max stand da, ein breites Grinsen im Gesicht. „Ihr denkt wohl, ihr seid allein auf Geisterjagd, was?“

Die Kinder schauten schuldbewusst zu Boden.

„Ihr könnt nicht einfach so durch die Schule schleichen“, sagte Max streng, aber freundlich. „Es ist Nacht. Es gibt Regeln – und ihr solltet in euren Schlafsäcken bleiben.“

„Wir mussten nur aufs Klo“, wollte Ben protestieren, doch Max hob die Hand. 

„Alle vier? Keine Diskussion. Kommt jetzt mit. Ich bringe euch zurück in die Turnhalle.“

Widerwillig – aber erleichtert – folgten die Kinder Max. Der ältere Schüler führte sie vorsichtig durch die stillen Gänge. Immer wieder flackerte das Licht, und der Schatten eines Regals bewegte sich geheimnisvoll, aber Max ließ sich nicht beeindrucken.

„Seht ihr?“, flüsterte er. „Alles halb so wild. Manchmal spielt die alte Elektrik Streiche. Und die Schule… na ja, sie hat halt ihre Geheimnisse.“

Zurück in der Turnhalle schlüpften die Kinder wieder in ihre Schlafsäcke. Sie zitterten noch ein wenig vor Aufregung, aber das Herzklopfen legte sich langsam.

„Also…“, begann Ben leise. „Wir haben die Lichtgestalt gesehen.“

„Ja…“, flüsterte Lola. „Aber sie ist verschwunden, bevor wir sie richtig erkennen konnten.“

„Vielleicht ist es ja wirklich Frau Flüster“, flüsterte Kim ehrfürchtig.

Tom grinste. „Oder jemand übt für ein Kostüm. Aber egal, wir müssen herausfinden, was wirklich passiert.“

Die vier Kinder kuschelten sich in ihre Schlafsäcke, die Köpfe voller Fragen. Wer war die Gestalt? War es wirklich Frau Flüster, die alte Bibliothekarin, über die Max erzählt hatte? Oder war es nur ein Spiel der Lichter und Schatten?

Während sie langsam einzuschlafen versuchten, wussten sie eines ganz genau: Diese Nacht würde sie nicht so schnell vergessen.

Ben dachte schon über einen Plan nach, wie sie vielleicht tagsüber in die Bibliothek schleichen könnten, um die Bücherregale genauer zu untersuchen. Lola überlegte, welche Geschichten Frau Flüster ihnen wohl erzählen könnte. Kim wollte alles genau beobachten und vielleicht Beweise sammeln. Tom dachte schon an eine Art „Geisterjäger-Equipment“, das sie brauchen würden.

Und draußen auf dem Schulhof war der Wind stärker geworden. Die bunten Blätter wirbelten umher, wie kleine Geister, die durch die Luft tanzten. Ein leises Rascheln war zu hören – aber diesmal nicht erschreckend, eher wie ein Versprechen: Die Schule hatte noch viele Geheimnisse, und die Kinder würden sie entdecken.

Bevor die Kinder einschliefen, hörten sie noch ein leises, fernes Flüstern – vielleicht ein Spiel der Fantasie, vielleicht ein Echo aus der Bibliothek.

Ben schloss die Augen und murmelte: „Morgen… morgen werden wir herausfinden, wer oder was wirklich in der Bibliothek ist.“

Lola legte die Hand auf seinen Arm: „Und wir machen es zusammen. Keine Angst.“

Kim nickte zustimmend, und Tom grinste. „Abenteuer-Team wieder vollständig.“

Die Nacht war noch lang, die Dunkelheit geheimnisvoll, und irgendwo in der Schule warteten Geschichten, die nur darauf warteten, entdeckt zu werden.

 

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