Der Weihnachtswurm | Seite 1/2
Es war Ende Oktober.
Pelle ging mit seiner Großmutter zum Obstbaumfeld. Sie wollten Äpfel ernten. Als sie dort ankamen, leuchteten die Äpfel schon herrlich rot im Sonnenschein. Pelle lief das Wasser im Mund zusammen.
Sofort wollte er einen Apfel abpflücken und ihn sich in den Mund stecken. Aber seine Großmutter hielt ihn zurück.
„Pelle! Die Äpfel sind noch gar nicht gut“, sagte sie.
„Aber sie sehen so lecker aus. Und sie riechen auch süß“, erwiderte Pelle.
„Das sind Winteräpfel. Sie sehen zwar schon appetitlich aus, aber sie sind noch zu hart.“, erklärte Oma. „Sie müssen noch eine Weile im Keller liegen, bevor sie gegessen werden können.“
Pelle hätte so gerne einen Apfel gegessen, aber er gehorchte. Dann ernteten sie die Äpfel. Als sie wieder zuhause waren, holte Oma zwei große Kisten aus dem Keller. Sie legten die Äpfel in Reih und Glied sorgsam nebeneinander in die Kisten. Dabei mussten sie aufpassen, dass kein Apfel herunterfiel oder gegen einen anderen Apfel stieß. Wenn die Äpfel Druckstellen hätten, würden sie faulen und man müsste sie entsorgen. Nach einer halben Stunde waren die Äpfel versorgt.
Oma stellte die Apfelkisten in den Vorratskeller. Dort würden sie bis Weihnachten bleiben. Pelle schaute noch einmal nach den Kisten. Dann machte Oma die Kellertür zu. Sie ahnten nicht, dass sich in einem Apfel eine Überraschung verbarg. Und sie hörten auch das leise Knabbern nicht, das aus einem Apfel kam.
Oma kontrollierte die Äpfel nun zwei Mal in jeder Woche. Manchmal nahm sie einen runzeligen Apfel heraus und brachte ihn nach draußen in den Garten. Den Amseln würde er gut schmecken.
Inzwischen war es November geworden und es hatte zum ersten Mal geschneit. Pelles Vater hatte das Vogelhäuschen aufgestellt. Pelle beobachtete, wie die Vögel das Futter fraßen. Die Amseln freuten sich über die Äpfel und pickten hungrig daran herum.
Die Äpfel, die Oma nicht aussortiert hatte, blieben im Vorratskeller. Als Pelle wieder einmal in den Keller kam, um Kartoffeln zu holen, bemerkte er, dass es nun noch stärker nach den Äpfeln roch. In den Äpfeln passierte jetzt viel. Der Saft hatte sich erwärmt und das Fruchtfleisch wurde langsam weich und süß.
Das Knabbern in dem einen Apfel war etwas lauter geworden. Trotzdem konnte man von außen nichts erkennen. Pelle pfiff ein Lied vor sich hin und achtete nicht auf das Knabbergeräusch. Aber bei dem leckeren Geruch lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Er musste sich sehr zusammenreißen, damit er nicht von den Äpfeln naschte. Schnell schnappte er sich die Kartoffeln und lief wieder nach oben.
So vergingen die Wochen und die Weihnachtszeit kam. Im Haus wurden die Fenster mit Fensterbildern und Sternen geschmückt. Auf dem Wohnzimmertisch stand der Adventskranz mit seinen vier Kerzen. Das ganze Haus roch nach den frisch gebackenen Plätzchen.
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Nun holte Oma eine große Schüssel aus dem Schrank und ging in den Keller. Die Äpfel waren inzwischen reif. Oma legte vorsichtig zehn Äpfel in die Schüssel. Dabei dachte sie schon an das Weihnachtsfest.
Sie war so mit ihren Gedanken beschäftigt, dass sie die Geräusche aus einem der Äpfel nicht hörte. Außerdem hörte sie auch nicht mehr so gut. Sie brachte die Schüssel ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Tisch beim Sofa. Den kleinen braunen Fleck an einem Apfel bemerkte sie nicht.
Am Weihnachtstag schmückten alle gemeinsam den Weihnachtsbaum. In diesem Jahr wollten sie auch ein paar der roten Winteräpfel in den Baum hängen. Pelle band an jeden Apfel eine rote Schleife. Als er den Apfel mit dem kleinen braunen Fleck in der Hand hielt, spürte er, dass der Apfel ein wenig zitterte. Er hörte auch ein leises Knabbern. Vorsichtig hielt er den Apfel an sein Ohr.
In diesem Moment kam die Katze ins Wohnzimmer. Sie rannte durch den Raum und dabei zersprang eine Weihnachtskugel. Pelle erschrak. Beinahe wäre ihm der Apfel aus der Hand gefallen. Opa fing ihn auf und hängte ihn an den Baum.
Am Weihnachtsabend saßen alle gemütlich beisammen. Oma hatte ein festliches Essen gekocht. Dann sangen sie gemeinsam Weihnachtslieder. Der Weihnachtsbaum war festlich geschmückt. Die Äpfel leuchteten rot und das Kerzenlicht spiegelte sich auf ihrer Schale.
Plötzlich bewegte sich einer der Äpfel. Pelle beobachtete den Apfel genau. Nun hörte er das Knabbergeräusch auch etwas lauter. Pelle ging näher an den Baum heran. Der Apfel wackelte und der Zweig, an dem er hing, bewegte sich leicht auf und ab.
Plötzlich begann der Apfel zu rutschen. Er rutschte immer näher ans Ende des Zweiges. Da geschah es! Der Apfel fiel herunter. Pelle fing den Apfel gerade noch auf. Er landete in seiner Hand. Pelle spürte ein Zittern im Apfelinneren. Und er hörte wieder das Knabbern. Pelle hob den Apfel hoch und schaute ihn an. In diesem Moment platzte der kleine braune Fleck auf und ein Wurm streckte seinen Kopf heraus.
Pelle machte große Augen. Der Apfelwurm streckte seinen Kopf immer weiter aus dem Loch heraus. Plötzlich rief Pelle: „Schaut mal! Ein Wurm ist im Apfel! Das ist ja ein Weihnachtswurm!“
Alle kamen zu Pelle. Oma meinte: „Oh! Der hat ja im Apfel überwintert!“
Opa bemerkte: „Vielleicht wird daraus ja ein Falter. Aber wenn wir den Wurm jetzt nach draußen setzen, wird er erfrieren.“
Pelle schaute den Wurm an. Dann nahm er den Apfel und legte ihn vorsichtig in das alte, leere Aquarium. Er nahm ein paar Tannenzweige und legte sie neben den Apfel. Dann legte er den Deckel auf das Glasbecken. Er würde gut auf den Weihnachtswurm aufpassen und genau beobachten, was mit dem Wurm geschah.
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