Logo in weißer Schrift zum Kinderbuch "Der Fluch aus der Flasche", ein abenteuerlicher Kinderroman ab 8 Jahren über Seefahrer und Magie von Mandy Schlesinger und Zwergenstark
Beitragsbild zum Kapitel 1 "Die geheimnisvolle Flasche" aus dem Kinderbuch "Der Fluch aus der Flasche", ein abenteuerlicher Kinderroman ab 8 Jahren über Seefahrer und Magie von Mandy Schlesinger und Zwergenstark

Die geheimnisvolle Flasche

🎯 ab 8 Jahren

🕔 ca. 10 Minuten

📚 zum Kinderbuch: Der Fluch aus der Flasche

Darum geht's

Der junge Seefahrer Taio findet eine mysteriöse Flaschenpost. Plötzlich ist er selbst in der Flasche gefangen, während der gemeine Aziz in die Freiheit gelangt. Nun treibt Taio hilflos in einer Flasche auf dem Meer und ist auf sich alleine gestellt!

Der junge Seefahrer Taio liebt sein Leben in Freiheit und voller Abenteuer. Meistens jedenfalls. Denn an diesem Morgen sitzt er gelangweilt auf der Reling und beißt in sein Honigbrot. 

Auf dem Weg zur Goldenen Stadt segelt er seit Wochen auf der Mariposa über die Meere. Zunächst waren ihnen die Winde wohl gesonnen und es ging zügig voran. Doch nun hat sie das Glück verlassen. Es herrscht Flaute. Die beiden Segel baumeln schlaff an den Masten herunter. Seit Tagen bewegt sich das Schiff kaum von der Stelle. Um ihre Kräfte zu schonen, hängen sich die Männer nur wenige Stunden am Tag in die Riemen und rudern dem nächsten Hafen entgegen.

Taio schiebt sich das letzte Stückchen Brot in den Mund und reckt seine Nase in die Höhe. Nicht das leiseste Lüftchen ist zu spüren, das sie ihrem Ziel näher bringt. Weit und breit ist kein Abenteuer in Sicht. Enttäuscht lässt er den Blick in die Ferne schweifen.

Plötzlich entdeckt er einen glänzenden Gegenstand im Wasser treiben, der den Lichteinfall der aufgehenden Sonne reflektiert. Taio greift nach seinem Fernrohr.

„Monty, komm her! Das musst du dir ansehen!“ 

Das kleine Äffchen begleitet ihn auf jeder Fahrt. Monty schwingt sich von einem Tau zum nächsten und lässt sich auf Taios Schulter nieder. Gemeinsam blicken sie hinaus auf das spiegelglatte Meer. Nicht weit entfernt erkennen die Freunde einen grünen Flaschenhals,  der durch die Wasseroberfläche bricht.

„Das ist bestimmt eine Flaschenpost!“, ruft Taio aufgeregt. Der Junge springt auf und lehnt sich so weit wie möglich über die Reling, um besser sehen zu können.  „Was da wohl drin ist? Vielleicht eine Schatzkarte? Stell dir das vor, Monty. Dann wären wir reich und mein Vater müsste nicht mehr so schwer buckeln, um all die hungrigen Mäuler zu stopfen.“

Mit schnellen Schritten läuft Taio zu der großen Holzkiste, in der die Mannschaft allerlei Krimskrams verstaut hat. Eifrig wühlt er darin herum. Er entdeckt einen Kompass, ein Fernrohr, alte Seekarten, leere Flaschen und jede Menge alte Laken.

Was für ein Chaos. Taio schüttelt den Kopf. Er nimmt sich vor, diese Truhe einmal gründlich aufzuräumen. Doch jetzt ist keine Zeit dafür. Um besser suchen zu können, zerrt er die schweren Tücher heraus und wirft sie achtlos auf den Boden.

Schon besser! Bei dem Gedanken findet er endlich, was er sucht – die Strickleiter, die er als kleiner Junge mit seinem Vater gebaut hat. Er bindet die Enden geschickt an der Reling fest und klettert hinab. Geräuschlos gleitet er in das tiefe Blau und holt geschwind die Flasche. Mit kräftigen Zügen schwimmt er zurück zum Schiff und klettert wieder an Bord.

Taio schüttelt sich, das Wasser war kälter als gedacht. Monty springt herbei und lässt sich auf der Schulter des Jungen nieder. „Lass uns schnell reingehen. Ich muss aus diesen nassen Sachen raus. Und dann lüften wir zusammen das Geheimnis der Flasche!“, flüstert Taio seinem Freund zu.

Die beiden schauen sich um. So früh am Morgen ist auf dem Schiff wenig los. Camillo steht am Steuerrad, Juan schrubbt das Deck und Ernesto hält im Krähennest, einem Korb hoch oben am hinteren Mast, ein Nickerchen. Niemand beachtet den Jungen und sein Äffchen. Trotzdem wickelt er seine Beute schnell in eines der herumliegenden Laken ein und schleicht mit Monty auf der Schulter in seine Kajüte.

Neben dem Kapitän ist Taio der Einzige an Bord, der ein eigenes Zimmer hat. Obwohl der winzige Raum mit der Hängematte, dem schmalen Schrank und dem Tischlein so voll ist, dass sich Taio kaum darin drehen kann, ist er froh über diesen Rückzugsort. Ganz besonders jetzt. 

Er schließt die Tür möglichst leise und zündet die Kerze auf dem Tisch an. Eine andere Lichtquelle gibt es in der Kammer nicht. Taio tauscht seine tropfende Kleidung gegen trockene. Achtlos wirft er die nassen Sachen auf den Boden. Darum kann er sich später kümmern. Sein geheimnisvoller Fund ist jetzt viel wichtiger. 

Er und Monty setzen sich in die Hängematte, wickeln die Flasche aus dem Laken und betrachten sie von allen Seiten. Darin entdecken sie tatsächlich eine Schriftrolle.  

„Soll ich es wagen?“, fragt Taio. 

Monty nickt.

Mit zitternden Händen zieht der Junge den Korken aus dem Flaschenhals. Das Äffchen angelt mit seinen dünnen Ärmchen das Papier heraus.

Es ist rau und vergilbt, die Ränder sind eingerissen. Vorsichtig löst der Junge die rote Kordel, mit der die Rolle zusammengehalten wird. Dann rollt er das Schriftstück vorsichtig auf seinem Schoß aus und betrachtet es genau.

„Eine Schatzkarte ist das nicht“, stellt Taio enttäuscht fest. „Sieht eher aus wie eine Sternenkarte. Aber die Sterne sind falsch angeordnet.“

Monty beugt sich ebenfalls über das Papier.

„Mein Vater hat mir die Sternbilder ganz genau erklärt, denn sie dienen uns Seefahrern zur Orientierung. Sieh nur! Das sind Pegasus, Delphin und Adler. In jedem Sternbild ist ein Stern zu viel eingezeichnet. Nämlich dieser, dieser und dieser hier.“ Taio tippt mit seinem Finger auf die drei Sterne.

Sofort ertönten ein fürchterliches Fauchen und Heulen. Die Flasche vibriert und qualmt. Taio lässt sie vor Schreck fallen und hält sich die Ohren fest zu. Dabei fällt die Kerze zu Boden und erlischt. Rauch steigt empor und verteilt sich in der gesamten Kajüte. Schon nach kürzester Zeit kann der Junge seine eigene  Nasenspitze kaum mehr erkennen. Zitternd kauert er sich auf dem Boden zusammen, Monty verkriecht sich schnell unter dem Tisch.

Als das Getöse endlich nachlässt, ist Taio ganz benommen. Langsam öffnet er die Augen und schaut sich um, doch er sieht nichts. Um ihn herum ist es dunkel.

Als sich seine Augen endlich daran gewöhnt haben, stellt er erschrocken fest, dass er gar nicht mehr in seinem Zimmer ist. Er sitzt auf dem spiegelglatten Boden eines winzigen, kreisrunden Raumes. Seine Hängematte, sein Tisch und sein Schrank sind verschwunden.  Alles ist in tannengrünes Licht getaucht. Und es ist viel zu still. Nur Montys aufgeregtes Quieken ist in weiter Ferne zu hören.

Monty! Taio schaut sich panisch in alle Richtungen um. Keine Spur von seinem Freund. 

Da taucht das Gesicht des Äffchens riesengroß an der grünen Wand vor ihm auf. Erschrocken taumelt der Junge rückwärts zu Boden.

Er beobachtet mit weit aufgerissenen Augen, wie Monty zur Seite gestoßen wird und ein furchterregender Mann an seiner Stelle erscheint.  

„Viele hundert Jahre war ich in dieser verfluchten Flasche gefangen. Nun bin ich, der große Aziz, endlich wieder frei!“, ertönt seine tiefe Stimme.

Taio nähert sich vorsichtig der grünen Wand, um besser sehen zu können.

Der Mann ist kräftig und so riesig, dass er in dem winzigen Raum kaum aufrecht stehen kann. Sein fieses Lachen offenbart einen glänzenden goldenen Zahn. Die weiten Hosen und die merkwürdigen Sandalen wirken wie aus einer anderen Zeit. Der lange sichelförmige Säbel an seinem Gürtel und die Narbe auf seinem nackten Oberkörper lassen Taio erschaudern. 

Der furchterregende Mann beugt sich zu dem Jungen herunter. „Na, wie gefällt es dir in deinem neuen Zuhause?“, fragt er mit einem boshaften Grinsen. Dann greift er nach der Flasche und verlässt die Kajüte.  

Erst jetzt begreift Monty, was mit seinem Freund passiert ist. Mutig stürzt er sich auf den Räuber. Doch dieser schubst ihn mit einer kleinen Handbewegung wie eine lästige Fliege zur Seite.

„Monty!“, schreit Taio und schlägt mit seinen Fäusten gegen das Glas.

Doch alles Zetern hilft nichts. Er ist gefangen und kann seinem Freund nicht helfen.

Als Aziz an Deck kommt, stürzt sich die überraschte Mannschaft auf ihn. Doch die Männer haben keine Chance. Mit Leichtigkeit wehrt der Hüne jeden Angriff ab. Hilflos muss Taio mit ansehen, wie der Fremde mit ihm in das Beiboot steigt. Mit seinem Säbel durchtrennt er die Seile und rudert davon.

„Hol mich hier raus! Ich will zurück zu meinem Vater!“, schreit Taio und trommelt mit aller Kraft gegen das Glas.

„Lass gut sein Junge! Da kommst du nicht raus. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.“

Mit rasender Geschwindigkeit steuert Aziz auf den Horizont zu. Erst als das Segelschiff außer Sicht ist, holt er die Ruder ein.

Er greift nach der Flasche und hält sie vor sein Gesicht. „Was jetzt passiert, tut mir fast leid. Aber ich gehe nie wieder in dieses Gefängnis zurück“, brummt er. 

Mit dem fiesesten Grinsen, das Taio jemals gesehen hat, holt Aziz weit aus und wirft die Flasche hinaus aufs Meer.

Der Junge wirbelt in der Flasche hin und her. Als sie im Wasser aufschlägt, fällt er zu Boden. Mühsam steht er wieder auf. Durch das Geschaukel der Wellen kann er sich kaum auf den Beinen halten. Er blickt durch das grüne Glas. Alles, was er sieht, sind der weite Himmel und das endlose Meer.

Er ist allein.

Eine Welle wirft ihn erneut zu Boden. Doch dieses Mal steht er nicht wieder auf. Verzweifelt zieht er die Beine fest an seinen Körper. Große Tränen beginnen seine Wangen hinab zu laufen. Wie soll er nur aus dieser Flasche entkommen? Hier wird ihn niemand finden. Ob er Monty und seinen Vater jemals wiedersieht?

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Der Fluch aus der Flasche

Kinderbuch ab 8 Jahren über Seefahrer, Zauberer und einen mystischen Fluch. Eine Abenteuergeschichte voller Mut, Zusammenhalt und Freundschaft.

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