Die Heldin mit Hörnern

Ab 3 Jahren | ca. 4 Minuten | Hanna Oberhauser

Darum geht's

Gloris Goldfischschwarm liebt es, im flachen Wasser in der Sonne zu entspannen. Auch Hector Hecht macht das gerne – nur teilt er nicht gerne den Platz mit den anderen Fischen…

Die Heldin mit Hörnern

In einem kleinen See, versteckt in einem Wald zwischen großen Buchen und Fichten, lebte ein Goldfischmädchen namens Glori. Ihr Goldfischschwarm liebte es, im flachen Wasser zu entspannen. Sobald die Sonne mit ihren Strahlen auf die Oberfläche schien und das Wasser kuschelig warm wurde. Dann versammelten sich alle Goldfische und machten es sich ganz dicht nebeneinander gemütlich.

“Diese Sonnenstunden sind doch einfach herrlich, oder?” schnatterte Greta, die quirlige Goldfischdame, während sie sich sanft im warmen Wasser wiegte.

“Aber Glori, deine Hörner stören wirklich. Du solltest besser ganz am Rand liegen!” tuschelte Gregor, ein großer und gemütlicher Goldfisch, der gerne nah beieinander lag.

Anders als die anderen Goldfische hatte Glori zwei Hörner auf dem Kopf. Sie wusste selbst nicht warum. Ihre Hörner waren schon immer da gewesen.

Glori seufzte leise. “Ich versuche wirklich vorsichtig zu sein, aber meine Hörner haben eben ihren eigenen Willen.”

Die anderen Goldfische versuchten, Glori an den Rand der Gruppe zu drängen, als plötzlich ein dunkler Schatten die Sonnenstrahlen versperrte. Die Wasseroberfläche kräuselte sich und die Goldfische hatten ein böse Vorahnung.

“Was ist das? Ist es etwa Hector”, flüsterte Greta. 

Hector war ein großer und majestätischer Hecht. Auch er lebte im See und liebte es, die Sonnenstunden im flachen und warmen Wasser zu verbringen. Doch Hector wollte den sonnigen Platz nicht teilen. Er kam, um die Goldfische zu verjagen und die Sonne alleine zu genießen.

“Das ist Hector, der große Hecht. Er kommt wieder, um uns zu verjagen und den Sonnenplatz ganz für sich alleine zu haben”, murmelte Glori besorgt.

“Hector! Halt ein! Wir haben kaum Platz hier!” rief Hugo, der ältere Goldfisch, mit zitternder Flosse.

Hector lachte grollend. “Platz oder nicht, ich will an die Stelle mit der meisten Sonne.”

Er schwamm zielsicher auf die Gruppe zu, ohne Halt zu machen. Vor Angst flüchteten die ersten Goldfische. Mit kraftvollen Schwanzschlägen verjagte er selbst die Goldfische am Rand und ließ sie zitternd zurück.

“Glori, schwimm lieber weg”, rief Greta ängstlich.

Aber Glori schüttelte den Kopf. “Nein, wir sollten uns nicht von Hector vertreiben lassen. Wir müssen etwas dagegen tun. Sonst macht er das immer wieder!”

Mutig schwamm Glori auf Hector zu, als er sich gerade genüsslich auf dem Sonnenplatz niederlassen wollte. “Hector, wir haben auch das Recht, hier zu entspannen. Du kannst nicht immer alles für dich alleine beanspruchen.”

Hector schnaubte verächtlich. “Kleine Flosse, du willst mir den Platz streitig machen?”

Glori, unbeeindruckt von Hectors Drohungen, wartete geduldig, bis er sich niedergelassen hatte. Dann schwamm sie geschwind an den Hecht heran und pikste ihn mit ihren Hörnern.

“Was zur…?” Hector schreckte auf und sein ruhiges Gemüt war dahin.

“Das ist auch unser See, Hector. Wir werden uns nicht länger von dir vertreiben lassen”, erklärte Glori entschlossen.

Hector versuchte, Glori zu jagen, aber sie war schnell und wendig. Im flachen Wasser konnte sie ihm immer wieder entwischen. Die anderen Goldfische jubelten Glori zu.

Schließlich gab Hector auf und zog sich zurück, besiegt von Glori, der tapferen Heldenflosse.

Glori sorgte mit ihren Hörnern dafür, dass alle Goldfische nun ungestört die warme Sonne genießen konnten. Die anderen Goldfische klatschten und jubelten. “Glori, du bist unsere Heldin!”

Jetzt, da alle aufeinander aufpassten und etwas Rücksicht auf Glori nahmen, konnten sie gemeinsam in der Sonne liegen, ohne dass jemand gepiekst wurde. Glori hatte gezeigt, dass Zusammenhalt und Rücksichtnahme selbst den mächtigsten Hecht in die Schranken weisen können. Sie war anders, als die anderen Goldfische, doch genau das machte sie zur Heldin.

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