Lichter aus, Gespenster raus

4-8 Jahre | Ca. 6 Minuten | Heike Westendorf

Darum geht's

Greta liegt abends im Bett und hört auf einmal ein Geräusch unter ihrem Bett. Es stellt sich heraus, dass es Schorsch ist, ein Schreckgespenst, das selbst Angst im Dunkeln hat…

Lichter aus, Gespenster raus | Seite 1/4

Mama hat gerade das Licht ausgemacht und die Tür zugezogen, da hört Greta ein Geräusch unter ihrem Bett. Erschrocken blickt sie in die Dunkelheit und hält ihre Decke ganz fest, aber sie kann nichts sehen. 

Es raschelt wieder. Greta bekommt Angst. Was sich dort unten wohl versteckt? 

Sie will gerade nach ihrer Mama rufen, da hört sie ein Schluchzen. Angestrengt lauscht sie ins Dunkel hinein. Tatsächlich, sie hat sich nicht getäuscht. Unter ihrem Bett weint jemand. 

Greta streckt die Hand nach ihrem Kuschelhasen Hoppel aus und fühlt seine beruhigende Nähe. Dass er bei ihr ist, macht ihr Mut.  

„Sollen wir nachschauen, wer da weint?“, flüstert sie Hoppel zu. „Vielleicht braucht jemand unsere Hilfe.“ Vorsichtig robbt sie vor zur Bettkante und blickt hinunter. Ihre Decke hat sie zum Schutz immer noch fest um sich und Hoppel geschlungen. 

„Hallo?“, flüstert sie in das dunkle Zimmer hinein. „Ist da jemand?“ 

Das Schluchzen verstummt. Dann beginnt es erneut, dieses Mal  noch schlimmer als vorher. 

„Oh, ich bin auch zu nichts zu gebrauchen“, jammert eine Stimme. „Jetzt hat Greta mich entdeckt.“ 

Woher kennt der Jemand unter dem Bett ihren Namen? Ob das ihr kleiner Bruder Anton ist, der ihr einen Streich spielt?

Da hat Greta eine Idee. Ihr Papa hat ihr eine Taschenlampe  geschenkt, damit sie Licht machen kann, wenn sie Angst im  Dunkeln hat. 

Sie tastet das Bett ab, bis sie die Taschenlampe findet. Dann lehnt sie sich wieder über die Seite, drückt auf den Knopf und leuchtet in die Dunkelheit.

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Unter dem Bett sitzt ein schreckliches Schreckgespenst. Überrascht lässt Greta die Taschenlampe fallen, die auf dem Teppich landet und jetzt das Zimmer erleuchtet. Zu ihrer Überraschung kommt das Gespenst herausgekrochen und setzt sich in den Lichtkegel der Lampe. Zitternd wischt es sich die Tränen aus den Augen. Es sieht genauso aus, wie sich Greta Gespenster immer vorgestellt hat – wie ein weißes, waberndes Bettlaken mit riesigen, dunklen Augen und  einem breiten Mund.

„Oh, ich hatte solche Angst“, schluchzt das Gespenst leise und blickt mit großen Gespensteraugen zu Greta hoch. Vor Schreck kann sie sich nicht bewegen. Sie starrt es auch mit großen Augen an. 

„Ich wollte dich nicht erschrecken“, schnieft es entschuldigend. „Also, na ja, eigentlich wollte ich dich doch erschrecken.“ 

Greta hat in ihrem ganzen Leben noch kein echtes Gespenst getroffen, aber dieses hier scheint ihr nicht besonders schrecklich zu sein. 

Ihren Hasen Hoppel fest umklammert und immer noch oben im  sicheren Bett liegend, traut sie sich, etwas zu fragen: „Wer bist du? Und was machst du unter meinem Bett?“ „Ich bin ein Schreckgespenst. Mein Name ist Schorsch.“ Dann fügt er kleinlaut hinzu: „Und ich soll hier eigentlich spuken. Aber ich traue mich nicht.“ 

„Warum denn nicht?“, fragt Greta neugierig. 

„Weil ich Angst im Dunkeln habe. Und das heißt, dass ich ein ganz furchtbares Schreckgespenst bin.“

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Auf einmal hat Greta Mitleid mit dem kleinen Kerl, der so traurig im Schein ihrer Taschenlampe auf dem Teppich sitzt und zittert. 

„Aber du hast mich erschreckt“, sagt sie.  

„Wirklich?“ 

„Wirklich. Ich habe sogar meine Taschenlampe fallen lassen, weil ich mich so erschrocken habe.“ 

Schorsch lächelt und sieht auf einmal ganz freundlich aus. „Das ist schön“, sagt er. „Dann bin ich vielleicht doch ein gutes Schreckgespenst.“ 

„Soll ich dir ein Geheimnis verraten?“, flüstert Greta. Schorsch nickt. 

„Ich habe auch Angst im Dunkeln.“ 

„Wirklich?“ Schorsch rückt noch näher an die Taschenlampe heran. 

„Wirklich. Und weißt du, was ich dagegen mache?“ Er schüttelt den Gespensterkopf. 

„Hoppel und ich machen die Taschenlampe an, kuscheln uns unter meine Decke und lesen ein Buch.“ 

„Ach, das klingt schön. Ich wünschte, du wärst meine Freundin und wir könnten auch zusammen lesen.“ 

„Was meinst du, sollen wir uns mein Lieblingsbuch ansehen?“, fragt Greta. „Wir bauen uns aus meiner Decke ein Zelt und lesen zusammen eine Geschichte.“

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Sofort nimmt Schorsch die Taschenlampe und klettert zu Greta ins Bett. Sie hebt ihre Decke hoch, sodass beide und natürlich auch Hoppel genau darunter passen. Dann nimmt sie ihr Lieblingsbuch vom Nachttisch. Schorsch kuschelt sich dicht an Hoppel. 

Wie sie so zusammen unter der Decke sitzen in dem warmen Licht der Taschenlampe, ist die Dunkelheit da draußen kein bisschen gruselig. Greta und Schorsch haben keine Angst mehr. 

„Können wir morgen wieder zusammen lesen?“, fragt Schorsch, als das Buch zu Ende ist. 

Greta nickt. „Wenn du morgen wiederkommst?“ 

„Ich muss jede Nacht spuken“, sagt Schorsch, „aber das ist mir viel zu gruselig. Viel lieber komme ich zu dir und lese unter der Decke. Jetzt, da wir Freunde sind.“ 

„Ich frage Mama, ob sie morgen das Nachtlicht anlassen kann; dann ist es nicht so dunkel und du musst keine Angst haben.“ Schorsch nickt erleichtert.  

„Das wäre toll. Morgen bringe ich eins von meinen Gespensterbüchern mit. In Ordnung?“ 

„Abgemacht“, sagt Greta, denn sie liest sehr gerne neue Bücher. 

„Dann bis morgen“, sagt das gar nicht schreckliche Schreckgespenst Schorsch und verschwindet wieder unter ihrem Bett.

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