Plumps’ in den Frühling

Ab 6 Jahre | Ca. 7 Minuten | Lisa Aigelsperger

Darum geht's

Ein kleines, wirklich kleines, rundes Ding macht sich im Frühling auf den Weg, die Liebe zu finden. Es lässt sich vom Wind tragen. Doch irgendetwas stimmt nicht. Der Boden ist kalt und die Blumen zeigen ein gefrorenes Lächeln. Wird das Ding die Frühlingsliebe trotzdem finden und was überhaupt das Ding?

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Ein kleines, wirklich kleines, rundes Ding schwebt auf eine Wiese zu. Mit seinen federleichten Stacheln wiegt es sich in der Luft hin und her und navigiert so seinen Weg. „Psst. Wacht auf“, wispert es. Während seinem Flug verliert es ein paar zum Wegpusten leichte Stacheln. Das kleine, wirklich kleine runde Ding mit den federleichten Stacheln landet auf dem Erdboden. Wäre es nicht weich wie ein Wollknäuel, könnte es eine Mikro-Schneeflocke sein. Ist es aber nicht. Und weil es keine Schneeflocke ist, fällt dem Ding sofort auf, wie kalt und hart der Boden ist. Es will weiter, aber einmal auf dem Boden gelandet, kommt es nicht weit. „Wacht auf. Irgendetwas stimmt hier nicht!“ ruft es laut mit seiner samtig weichen Stimme. Wo sind die Insekten und Käfer und alle anderen Tiere, um den Frühling zu begrüßen? Niemand hört das Ding. 

Wie sollen wir das Ding nennen? Wir wissen noch nicht, was es ist und was es will.
Wir müssen noch warten. 

Das kleine, wirklich kleine, runde, federleichte Ding will hier nicht bleiben. Es ist ganz alleine auf dieser Wiese, die weich sein sollte, es aber nicht ist. Vereinzelt stehen ein paar Blumen aus dem Boden, die groß wie Bäume wirken. Die Blumen lachen aber nicht freundlich. Sie sehen versteinert aus, als wäre ihnen das Lächeln eingefroren. Richtig doof sehen die aus, denkt das Ding. Sie erinnern das Ding an das falsche und viel zu laute Gezwitscher der Vögel. Dummbatzen, hatte das kleine Ding die Spatzen gerufen. Aber es war keine gute Idee, die Spatzen Dummbatzen zu nennen. Sie sind auf das Ding los gegangen. Der Wind, den ihr Flügelschlagen verursacht hat, hat das Ding weggetragen, weit und weiter und dann hat der Wind es im Stich gelassen. 

Wir wissen immer noch nicht, was das Ding will. Wir wissen immer noch nicht, was es ist.  

So ist das Ding auf der harten Wiese gelandet. „Wacht auf ihr Krabbler und Insekten und alle anderen Tiere. Wo seid ihr? Ist es nicht Frühling? Irgendwas stimmt nicht. Aber wir brauchen euch und ihr braucht uns. Wenn ich schon da bin, müsst ihr doch auch da sein.“

Jetzt wissen wir mehr. Das Ding braucht die Insekten und die Krabbler und alle anderen Tiere, die aus ihrem Winterschlaf kommen. 

Plötzlich stupst eine Schnauze es an. Das Ding zittert und verliert dabei einen kleinen federleichten Stachel. „Du hast recht“, sagt eine piepsige Stimme. Nur weil die Stimme piepsig ist, ist es keine Maus. 

Es ist ein Igel. Das Ding fühlt sich dem Igel nahe. Sie haben beide Stacheln. 

„Womit recht?“, fragt das Ding. 

„Etwas stimmt nicht. Das ist nicht mein guter alter Freund der Frühling. Das ist der fiese, kalte Zwillingsbruder des Frühlings, der mich aus meinem Winterschlaf gelockt hat“, flüstert der Igel verschwörerisch.

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Wieder schüttelt sich das kleine, runde, weiße und federleichte Ding, diesmal vor Grusel. Wieder fällt ein Stachel ab. Langsam fühlt es sich unausgewogen, nicht ausgeglichen, ganz durcheinander. 

„Mach ihm keine Angst“, summt es. Die Aufweckversuche vorhin haben doch funktioniert. Zwei Bienen fliegen mit leeren Taschen über ihnen. 

„Wir sind bloß zu spät.  Wir haben den Frühlingsanfang verschlafen. Blöd ist es trotzdem.“ 

„Blödsiglig. Wir sind nicht zu spät. Wir sind zu früh. Plötzlich war ich wach. Hab mich gereckt und meine Nase ausgestreckt und hab mich gefreut. Zu früh gefreut. Zu früh auf den Frühling gefreut. Jetzt ist es wieder kalt. Ich muss in mein Winterquartier, nur finde ich es nicht mehr. Das Wetter spielt verrückt. Alles ist ganz durcheinander.“, sagt der Igel. 

Das Ding nickt. Alles durcheinander, so fühlt es sich an. 

„Was machen wir im falschen Frühling, der zu spät oder zu früh ist?“, fragt das Ding. Es hat nämlich eine Verabredung. Es muss dringend die Liebe finden, die Frühlingsliebe. Das hat ihm niemand gesagt, das hat es in sich, die Suche nach der Liebe. Aber wer trägt es? Und findet man im falschen Frühling überhaupt die echte Liebe? 

„Bringt ihr mich zu meiner Liebe?“, fragt es die Bienen. 

Die Bienen summen. „Wenn nichts nach Plan läuft, ist es gut, sich an den bekannten Plan vom Frühling zu halten.“ Eine Biene stopft das Ding in eine Tasche.  

„Was ist mit mir?“, fragt der Igel.  Das Ding überlegt. Doch dann. Dann sind die Bienen weg. Vogelalarm. Zwei Vögel fliegen an und wollen Bienen fressen, das sieht man ihnen an. Sie singen ein wenig falsch, fliegen ein bisschen schief und landen auf dem Boden neben dem Igel.  

„Nicht zu kalt, für einen Igel?“, fragt der eine. 

„Doch. Der fiese Zwillingsbruder vom Frühling ist schuld. Hat mich zu früh geweckt und jetzt find ich mein Haus nicht mehr“, antwortet der Igel. 

„Wir mögen ihn. War schön, als es früher warm war. Die Kälte jetzt stecken wir schon weg“, sagen die Vögel, aber dem Igel zittern die Stacheln. 

„Wir helfen dir. Von hier oben können wir alles sehen, sicher auch dein Haus.“

Und wirklich, da vorne in einem Garten ist ein Holzgerüst mit Blättern. Es ist nicht vom Winde verweht, denn ein nettes Mädchen hat es zum Winterbeginn für ihn gebaut. Der Igel bedankt sich und rollt sich kuschelig ein. 

Der Frühling hat alles beobachtet und er weint ein paar Regentropfen. Es rührt ihn zu sehen, wie sehr sich alle gegenseitig geholfen haben und gleichzeitig schämt er sich. Es gibt keinen fiesen Zwillingsbruder, sondern er der Frühling selbst hat die Tiere und Pflanzen und Pollen und Blüten verwirrt. Er ist alt und durcheinander und hat alles durcheinandergebracht. Jetzt kann er nur hoffen, dass die Tier- und die Pflanzenwelt ihm verzeiht, sich anpasst und zusammenhält. 

Er kann nur hoffen, dass sie ihm, dem alten verwirrten Frühling, helfen, der doch nichts als Sonnenschein und Liebe in seinem Herzen trägt. 

Jetzt haben wir das kleine Dingsdabums, das in den Frühling geplumpst ist, ganz vergessen. Es ist ein mikroskopisch kleiner Polle, der sich im Pollenflug auf den Weg gemacht hat, um die Liebe, ein weibliches Pflanzenorgan, aus dem dann die Samen und die Früchte gebildet werden, zu finden. Und trotz des verwirrten Frühlings hat er es geschafft und aus dem Mikro Pollen wird etwas Großes werden.

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