Die Straßenhündin und der Beat

Ab 6 Jahre | Ca. 5 Minuten | Lisa Aigelsperger

Eine Zusatzgeschichte zum Kinderbuch “SCHNAUZE VOLL – Vier Tiere und die Freiheit”

Darum geht's

So wie jeden Tag steht die Straßenhündin früh auf, um dem Lärm und den Menschenmassen in der Stadt zu entfliehen. Als sie traurig und wütend im Park unter einem Baum liegt, hört sie plötzlich einen Takt, der sie aus den Gedanken reißt…

Diese Tiergeschichte ist eine Zusatzgeschichte zum Kinderbuch SCHNAUZE VOLL – Vier Tiere und die Freiheit, ein Vorlesebuch für Kinder ab 6 Jahren.

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Die Straßenhündin und der Beat | Seite 1/2

Die Sonne geht gerade auf und die ersten Lichtstrahlen blitzen durch die Gassen zwischen den großen Häusern der Stadt. Das wärmende Licht dringt immer tiefer in die Gasse, in der eine Straßenhündin ihren Schlafplatz hat. Die warmen Sonnenstrahlen kitzeln die Hündin an der Nase. 

“Waauutschii!”, hallt ein Echo durch die Kasse. Sie wurde von der Sonne wach gekitzelt. Die Straßenhündin streckt sich. Dann schaut sie sich um. Alles sicher.

Es ist noch früh am Morgen. Die Straßenhündin geht zum Ende der Gasse und streckt vorsichtig ihren Kopf um die Ecke. Sie schaut nach links und sie schaut nach rechts. Auf den Straßen ist noch nicht viel los. Nur einige wenige Autos fahren die Straße entlang. Bald öffnen die Geschäfte. Doch die Straßenhündin steht immer sehr früh auf, noch bevor der Bäcker auf der gegenüberliegenden Seite die ersten hungrigen Menschen hineinlässt. 

Es dauert nicht lange und die Stadt ist gefüllt von einer Menge an Menschen. Schnell bildet sich eine Schlange von Autos vor ihrer Gasse. Sie brummen und hupen laut und nur wenige Minuten später liegt der beißende Geruch der Abgase zwischen den Straßen. So möchte die Hündin mit Sicherheit nicht geweckt werden.

Deshalb hat sie sich längst auf den Weg zum Park gemacht. Dort ist es ruhiger und die Luft ist klarer. Nur nachts kann sie hier nicht schlafen, denn es wird zu kalt und sie ist nicht geschützt. Tagsüber verbringt sie viel Zeit hier. Nur wirklich glücklich ist sie auch hier nicht. Anders als sie haben die meisten Hunde ein Herrchen oder Frauchen und sind nicht alleine. Sie spielen gemeinsam mit Bällen und Frisbees. Zwischendurch gibt es sogar immer einen kleinen Snack. 

Wie gerne würde sich die Straßenhündin nicht immer selbst um ihr Essen kümmern müssen. Jemand, der auf einen aufpasst, könnte auch sie gut gebrauchen. Schon oft hat sie versucht, mit den anderen Hunden im Park zu spielen. Aber sobald sie zu nah kommt, wird sie direkt verscheucht.

Die Straßenhündin liegt im Schatten eines Baumes und ist tief in Gedanken. So viele Gefühle wühlen sie auf. Die Hündin ist traurig und wütend zugleich. Warum ist sie alleine? Liegt es an ihr?

Sie weiß einfach nicht, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen soll. Selbst wenn Bruno, der Straßenkater, fragt, was los ist, kann sie es nicht erklären. 

Da durchdringt ein gleichmäßiges Pochen die Stille im Park und holt sie aus ihren Gedanken. Es klingt als ob ihr Herz laut schlagen würde. Doch das kann nicht sein. Zu laut ist der Takt. Sie spitzt die Ohren und horcht genau hin. Die Straßenhündin bemerkt nicht, wie ihr Kopf zum Rhythmus des Pochens nickt. Wie gebannt folgt sie dem Klang, der lauter wird. Als sie einem Weg folgt, der einen Knick macht, sieht sie es. Es kommt von der Skateranlage hinter dem Park.

Es ist Musik. Um eine Box herum haben sich viele Tiere versammelt, die die Straßenhündin aus der Stadt kennt. Sie bilden einen Kreis und alle bewegen sich im Takt. Inmitten des Kreises stehen eine Katze und ein Hund. Sie singen zur Musik. Nur singen sie nicht wirklich. Nein, sie sprechen zum Rhythmus der Musik.

Die Straßenhündin und der Beat | Seite 2/2

Neugierig geht die Straßenhündin näher heran. Da bemerkt sie ein Kater.

“Hallo, ich bin Flo. Zum ersten Mal hier?”, fragt er freundlich.

“Ja, ich habe die Musik aus dem Park gehört und bin neugierig. Was macht ihr hier?”, fragt die Straßenhündin.

“Na, hier wird gerappt. Und das ist genauer gesagt ein Beat! Du fühlst doch den Takt!?”, lächelt der Kater und zeigt auf den Kopf der Straßenhündin.

Da bemerkt die Straßenhündin erst, wie sie ihren Kopf zu dem gleichmäßigen dumpfen Klang auf und ab bewegt. Sie hört nun genauer hin, was die Katze und der Hund rappen. Sie erzählen von ihrem Leben auf der Straße. Die Straßenhündin fühlt sich sofort angesprochen.

“Woher kommen die Texte?”, will sie wissen und dreht sich wieder zum Kater.

“Das ist Freestyle! Jeder darf rappen und improvisiert die Texte. Die meisten hier erzählen von ihrem Leben. Davon, was ihnen gefällt, aber auch davon, was ihnen nicht gefällt. Das sind echte Emotionen”, antwortet der Kater.

Echte Emotionen? Die Straßenhündin ist wieder in ihren Gedanken versunken. Sie bemerkt nicht, wie der Beat zum Ende kommt und alle Tiere klatschen. Da hört sie plötzlich den Kater neben sich.

“Wir dürfen heute einen Neuzugang begrüßen. Die Straßenhündin! Komm in die Mitte und zeig uns, was du kannst”, ruft der Kater der Menge zu.

Die Straßenhündin ist wie erstarrt. Alle Blicke sind auf sie gerichtet. Sie versucht, sich klein zu machen, doch das bringt nichts. Ihr erster Gedanke ist wegzurennen. Doch der Kreis hat sich bereits hinter ihr geschlossen. Wieder hört sich ein lautes Pochen. Nur ist es dieses Mal kein Beat, sondern ihr Herz. Es schlägt wie wild in ihrer Brust. Mit kurzen Schritten tappst die Straßenhündin weiter in die Mitte. Der Kater kommt zu ihr.

“Keine Sorge. Leg einfach los und denk nicht drüber nach. Du hast den Takt in dir, das spüre ich.”, flüstert der Kater ihr ins Ohr.

Der Beat setzt ein. Was soll sie nur rappen? Wollen alle überhaupt etwas von ihr wissen? Sie bekommt kein Wort heraus. Aber entgegen ihrer Erwartung fängt die Menge an zu klatschen und ruft ihr zu: “Du kannst das. Komm Straßenhündin, fühle den Beat!”

Die Straßenhündin schließt die Augen und atmet tief durch. Jetzt lässt sie ihren Gedanken freien Lauf und legt einfach los:

„Das sind die Straßen,
die sind dreckig und grau
das sind die Straßen
habt ihr irgendnen Tau
was das heißt? 

Das sind die Straßen,
das Leben hier ist rau.
Darf ich vorstellen
Ich bin Wau Wow.

Kleiner Scherz, her mit den Pfoten,
ich bin die Straßen!
Die Straßen sind mein Zuhaus.
Die Straßen gehören mir.
Keine kennt sich hier besser aus.“

Alle Tier um sie herum jubeln ihr zu: “Du bist mega!” –  “Krasser Rap, Straßenhündin” – “Wir wollen mehr davon.”

Die Straßenhündin kann es nicht glauben. Noch nie hat sie über ihre Gedanken gesprochen. Darüber, was sie denkt und fühlt oder wie es ihr geht. Es ist, als hätte jemand schwere Steine, die auf ihrem Rücken waren, weggenommen. Unbeschreiblich!

Von nun an ging dieStraßenhündin jeden Tag zur Skateranlage. Dort konnte sie über ihre Emotionen sprechen. Ihre Wut und Trauer, aber auch ihre Kraft und ihren Mut konnte sie hier zeigen. Der Rap schenkte ihr neues Selbstbewusstsein und neue Freunde.

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