Der Mond – Kindermärchen
Ab 8 Jahre | 9 Minuten | Felix Isenbügel
Darum geht's
Eine Adaption von Felix Isenbügel nach einem Märchen von den Gebrüdern Grimm. Drei Brüder entdecken auf ihrer Reise den Mond in einem Baum und nehmen ihn mit in ihre Heimatstadt. Das Licht des Monds sorgt für viel Freude bei den Einwohnern. Als die Brüder sterben, nehmen sie jeweils einen Drittel des Mondes mit in ihr Grab. Auf einmal ist die Stadt wieder verdunkelt. Was das wohl auslöst…?
Der Mond | Seite 1/2 | Zum Mitlesen
Es war einmal vor langer, langer Zeit in einem Land wo die Nacht immer dunkel war und der Himmel sich wie ein schwarzes Tuch über das alles ausbreitete. Dort ging niemals der Mond auf und kein Stern blinkte in der Finsternis.
Bei der Erschaffung der Welt hatte das nächtliche Licht ausgereicht und am Tage war es ja hell genug.
Die Menschen, die dieses Land bewohnten, hatten sich daran gewöhnt, nur am Tage zu arbeiten und des Nachts das Haus nicht zu verlassen. So waren Reisende stets angehalten ihre Wegstecke am Tag zu schaffen und sobald es dämmerte, mussten sie eine Bleibe für die Nacht finden.
Immer öfter kam es vor, dass die Menschen, die nicht schnell genug eine Bleibe fanden, sich in der Nacht verirrten oder mit dem Kopf gegen Bäume stießen. Dann hörte man des Öfteren Wehklagen und verwechselte es mit Geistern. Man erzählte den Kindern, dass man bei Anbruch der Nacht das Haus nicht verlassen dürfe, weil dies die Zeit der Geister und Untoten sei.
Eines Tages kamen drei Brüder in ein kleines Dorf. Der Älteste war Bürgermeister einer kleinen Stadt. Der Mittlere arbeitete als Lehrer und unterrichtete die kleinen Kinder aus der Nachbarschaft. Der Jüngste von ihnen war ein Träumer und Dichter, der von der Hand in den Mund lebte. Er sang am liebsten Lieder und erzählte die wunderlichsten Geschichten.
Diese drei Brüder machten sich auf den Weg, um das Land zu erforschen. Auch sie wussten, dass man die Wegstrecke am Tage zurücklegen musste und in der Nacht eine sichere Unterkunft brauchte. Doch wie es der Zufall so wollte, fanden sie in der Dämmerung keine sichere Bleibe. Sie irrten umher und es wurde immer dunkler.
Als die Nacht hereinbrach, sahen sie plötzlich in der Ferne ein schwaches Licht. Es leuchtete ihnen den Weg bis zu einem großen Eichenbaum. An der Spitze dieses hohen Baumes hing eine leuchtende Kugel, die das gesamte Tal in ein sanftes Licht hüllte.
So etwas hatten die drei Brüder noch nie gesehen.
„Wie malerisch diese Gegend in das Traumlicht gehüllt ist. So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.“ Sagte der Jüngste der drei Brüder. Der Älteste erwiderte: „Das brauche ich für meine Stadt. Dann werden mich die Bürger auch weiterhin als Bürgermeister wählen.“
Der Jüngste stellte sich sofort unter den Baum und begann leise ein Lied anzustimmen.
Der mittlere Bruder war ganz begeistert. „Stellt euch vor, wir könnten auch in der Nacht arbeiten und uns mit Freunden treffen, ohne uns zu verirren.“
So machten sich die drei Brüder an die Arbeit, um die leuchtende Kugel vom Baum zu holen. Es war eine schwere Arbeit, aber sie sollte sich für die drei Brüder lohnen.
Als sie mit der Kugel in ihre kleine Stadt zurückkehrten, wurden sie von allen Bürgern als Helden gefeiert.
Der älteste der Brüder blieb bis ins hohe Alter im Amt des Bürgermeisters. Der Mittlere leitete die Schule und der Jüngste Bruder eröffnete ein Theater neben dem Baum mit der leuchtenden Kugel, die von allen von nun an als Mond bezeichnet wurde.
Das Mondtheater, so wurde es im Volksmund genannt, war von nun an jeden Tag voll besucht.
Als die Zeit der Brüder nun zu Ende ging und der Tod vor der Tür stand, entschieden die Brüder, sie wollten jeder ein Drittel des Mondes mit in ihr Grab nehmen.
Und so geschah es auch.
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Als der älteste Bruder starb, wurde ein Drittel des Mondes mit in sein Grab gelegt. Das sanfte Licht, das die Stadt erfüllte, wurde weniger. Und als der letzte der drei Brüder starb, breitete sich die Dunkelheit wieder in der Stadt aus.
Die Menschen waren so daran gewöhnt in der Nacht ihre Zeit draußen zu verbringen, mit Tanzen, Lachen und Feiern, dass sie nun stolperten, sich stießen und im Graben landeten. Trauer breitete sich in der Stadt aus.
In den drei Gräbern der Brüder brannte das Licht des zerteilten Mondes. Die einzelnen Teile fühlten sich so einsam, dass sie mit Kraft das Erdreich durchbrachen, um zueinander zu gelangen. Nun schwand die Dunkelheit der Unterwelt und erweckte die toten Knochen wieder zum Leben. Nicht nur die drei Brüder fühlten wieder Kraft in sich, so ging es auch den anderen Toten, die dort begraben wurden. Eine Unruhe breitete sich unter ihnen aus. Sie erstaunten, als sie wieder sehen konnten. Das Mondlicht war ihnen genug, denn ihre Augen waren so schwach geworden, dass sie den Glanz der Sonne nicht ertragen hätten. Sie erhoben sich, wurden lustig und nahmen ihre alte Lebensweise wieder an.
So drang von da an jede Nacht Musik und Gesänge aus den Tiefen der Erde. Denn dort wurde ab jetzt gefeiert und das jede Nacht.
Einige Skelette trommelten zum Takt der Musik auf ihren Rippen herum und andere spielten mit ihren Köpfen Tennis oder Fußball.
Doch dann gab es auch diejenigen, die sich nach dem Leben auf der Erde sehnten.
Und so begannen manche zu graben, bis sie die Oberfläche erreichten.
Löcher entstanden auf dem Friedhof und die Untoten, die eigentlich die Unterwelt bevölkerten, wandelten nun auf der Erde.
Die Menschen konnten das nicht verstehen. Man hatte die Toten begraben und um sie geweint. Doch vor diesen Gerippen fürchtete sich ein jeder.
Der heilige Petrus, der das Himmelstor bewachte, glaubte, die Unterwelt wäre in Aufruhr geraten.
Eilends schwang er sich auf sein himmlisches Pferd, um mit ihm galoppierend Richtung Erde zu fliegen. Das Himmelspferd breitete seine Schwingen aus und war im nu in dem Ort gelandet, wo die erweckten Toten auf der Erde wandelten.
Dem heiligen Petrus bot sich ein Bild des Schreckens.
Angst und Schreie lagen in der Luft. Verängstige Menschen hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert. Verweste Gerippe krochen verwirrt durch die Gegend, auf der Suche nach ihrem alten Leben.
Mit all seiner Macht ließ der heilige Petrus ein himmlisches Licht aufleuchten. Geblendet von diesem Licht flohen die Untoten in ihre Gräber zurück.
Die Auswirkung dieses himmlischen Lichts war bei den Menschen jedoch eine andere.
Für die Menschen schienen die vergangenen Ereignisse wie ein gruseliger Albtraum, den sie schnell wieder vergaßen.
Da brachte Petrus die Toten wieder zur Ruhe und nahm den Mond mit fort, den er nun oben am Himmelszelt platzierte.
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