Der kleine Hase und die weise Tigerin
Ab 4 Jahre | Ca. 10 Minuten | Julia Steinert
Darum geht's
Die weise Tigerin ist allen im Tierreich bekannt. Auf einer ihrer Reisen erzählt sie eine Geschichte. Der kleine Hase findet sich mit seinem Problem in der Geschichte wieder. Die Tigerin zögert nicht und zeigt dem kleinen Hasen eine Lösung.
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Die weise Tigerin war schon sehr alt. Im ganzen Reich der Tiere gab es niemanden, der sich an eine Zeit ohne sie erinnern konnte. Sie war eine Geschichtenerzählerin und reiste durch die ganze Welt: Durch Wälder und Dschungel, Steppen und Wüsten, über die höchsten Berge und an den Flüssen entlang bis zum Meer. Überall, wo es Tiere gab, hielt sie an, um Geschichten zu erzählen. Alle freuten sich, wenn sie vorbeikam. Sie boten ihr leckeres Essen und Tee an, und wenn sie den letzten Schluck Tee getrunken hatte, setzten sich alle um sie herum, um ihre Geschichten zu hören.
So auch an diesem Abend.
Mach die Augen zu und stell dir einen wunderschönen Wald vor, der nach Erde und Tannennadeln durftet. Hörst du das leise Rauschen des Windes in den Baumwipfeln? Stell dir vor, du sitzt zwischen all den Wald- und Wiesentieren, die gekommen sind, um der Tigerin zuzuhören: Füchse, Mäuse, Hasen, Hirsche, Rehe, Dachse, Maulwürfe und Regenwürmer und viele, viele andere.
Die Tigerin erzählte von den Abenteuern eines Frosches, der höher springen konnte als alle anderen Frösche. Eines Tages sprang er höher als jemals zuvor, und dabei blickte er in die wunderschönsten Augen, die er jemals gesehen hatte. Diese gehörten einer Giraffe. Der Frosch verliebte sich in diese Augen und wollte den Rest der Giraffe auch kennenlernen. Er sprang auf einen Baum und versuchte, mit ihr zu sprechen, aber sie nahm ihn und sein Gequake kaum wahr. Doch eines Tages tauchte ein Löwenrudel auf, das die Giraffen jagen wollte. Der Frosch sprang zwischen den Löwen auf und ab und verwirrte sie so sehr, dass sie vergaßen zu jagen. So hatten die Giraffen Zeit wegzulaufen. Die Giraffe mit den schönen Augen war ganz beeindruckt von der Tapferkeit des Frosches und verliebte sich in ihn. Die anderen Giraffen machten sich zunächst darüber lustig, aber der Giraffe und dem Frosch war das egal und mit der Zeit gewöhnten sich alle daran. Manche waren sogar ein bisschen neidisch auf die große Liebe zwischen den beiden.
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Als die Tigerin geendet hatte, klatschten alle und man brachte ihr noch einen Tee. Die Tigerin nahm die Tasse und bedankte sich. Sie setzte sich etwas abseits auf ein Fleckchen aus weichem Moos, um eine kurze Pause zu machen, und schloss die Augen. Plötzlich hörte sie neben sich ein Rascheln. Als sie die Augen öffnete, sah sie ein kleines Hasenkind. Es war ihr vorhin schon aufgefallen. Es hatte in der ganz letzten Reihe unter den Zuhörern gesessen und ein wenig traurig ausgesehen.
„Hallo Liebes“, sagte die Tigerin, „hat dir die Geschichte gefallen?“
„Ja“, antwortete der Hase, „ich wünschte, mir wäre auch egal, was andere über mich sagen. In der Schule lachen die anderen über mich, weil ich der Kleinste von allen bin. Ich will da schon gar nicht mehr hingehen.“
Die Tigerin lächelte ihn an und sagte: „Wenn du möchtest, dann bringe ich dir etwas bei, das du machen kannst, wenn du traurig bist, oder wütend oder ängstlich. Diese Gefühle gehören zwar zu uns, aber sie sollten uns nicht den Tag verderben.“
Wenn du möchtest, kannst du nun mitmachen. Setz dich oder leg dich gemütlich hin und höre der Tigerin zu. Was sie zu dem kleinen Hasen sagte, war Folgendes:
„Stell dir vor, dass dein Körper ganz sanft und kuschelig wird: Deine Füße, deine Beine, dein Bauch, deine Brust, dein ganzer Rücken bis hoch zum Kopf, deine Arme und Hände bis in die Fingerspitzen. Jetzt dein Gesicht: Dein Kinn, deine Lippen, deine Nase, deine Augen, deine Stirn, dann deine Kopfhaut unter den Haaren. Alles wird weich und kuschelig. Lege nun die Hände auf deinen Bauch. Spürst du, wie er beim Einatmen ganz voll wird und gegen die Hände drückt? Und beim Ausatmen sinkt dein Bauchnabel nach innen. Merkst du, wie sich dein Bauch ganz gemütlich hebt und senkt? Du kannst beim Ausatmen gerne pusten, als wolltest du eine Feder wegpusten. Oder du kannst schnauben wie ein Pferd. Und egal, was um dich herum ist, dein Bauch atmet immer weiter und ist dabei ganz stark und hält dich fest, so wie ein Schiff von einem Anker festgehalten wird. Jetzt lege eine Hand auf dein Herz. Denk an alle, die dich liebhaben und die du liebhast. Du kannst die Namen leise vor dich hinsagen. … Und merkst du, wie deine Lippen beginnen zu lächeln? Sage dir leise oder in Gedanken: In meinem Bauch ist es kuschelig warm und mein Herz ist ganz leicht. … In meinem Bauch ist es kuschelig warm und mein Herz ist ganz leicht. … In meinem Bauch ist es kuschelig warm und mein Herz ist ganz leicht. Atme jetzt noch dreimal tief ein und aus: Ein … und … aus, ein … und … aus, ein … und … aus. Öffne nun langsam deine Augen.“
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Der kleine Hase machte seine Augen wieder auf. Er fühlte sich jetzt fröhlich und flauschig und stark.
Er lächelte die Tigerin an und fragte: „Danke, liebe Tigerin. Wo hast du das gelernt?“
Die Tigerin lächelte zurück und antwortete: „Das hat mir der tapfere verliebte Frosch beigebracht. Der aus meiner Geschichte. Er ist nicht nur tapfer, sondern auch sehr weise. Sollen wir wieder zu den anderen Tieren gehen, und ich erzähle euch noch ein Abenteuer? Dann komm.“
Sie gingen zusammen zurück und die Tigerin erzählte die Geschichte vom Eisbären, der unbedingt den Dschungel sehen wollte. Dafür musste er einen weiten Weg schwimmen. Unterwegs lernte er von einer Gruppe Hühnern das Tanzen und traf einen Papagei, der davon träumte, einen Schneemann zu bauen. Aber das ist eine andere Geschichte …
Und der kleine Hase? Jeden Morgen, bevor er in die Schule ging, macht er die Übung, die ihm die Tigerin gezeigt hatte. Es machten sich zwar noch ein paar Tierkinder über ihn lustig, aber der kleine Hase merkte, dass es auch Kinder gab, die eigentlich ganz nett zu ihm waren. Er begann, mit ihnen zu spielen, und machte sich gar nicht mehr so viele Gedanken um die anderen. Und die hörten dann irgendwann auf, sich über ihn lustig zu machen, weil ihnen das Ganze zu langweilig wurde.
Das war die Geschichte vom kleinen Hasen und der weisen Tigerin. Hat sie dir gefallen? Die Übung, die die Tigerin dem kleinen Hasen gezeigt hat, kannst du jederzeit machen. Zum Beispiel immer vor dem Einschlafen. Gute Nacht!
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